Nacht der Tiger
späten Nachmittag in die Zentrale zurückkehrten, um ihre Ergebnisse zu besprechen, war die Ausbeute sehr mager.
»Jason Ford.« Justus schrieb den Namen auf einen Zettel. »Welche Informationen packen wir in das Gedicht, die Mr X helfen könnten, ihn als einen der gesuchten Kollegen zu identifizieren? Schuhgröße zweiundvierzigeinhalb, spielt Tennis, sammelt Münzen.«
»Lernt Spanisch«, fügte Peter hinzu. »Könnte wichtig sein, wenn die Autos tatsächlich über die mexikanische Grenze verschoben werden.«
»Richtig. Und in der Garage lagen eine Menge alter Radios herum.«
»Wieso sollte das wichtig sein?«, fragte Bob.
»Na ja, um diese Luxusschlitten von heute zu knacken, muss man sehr gut über Elektrik Bescheid wissen.« Justus zögerte einen Moment, als wäre ihm eine Idee gekommen. Dann nickte er langsam und machte sich eine Notiz.
Bei Donatelli gab es nur zwei Aspekte, die den Jungen wirklich von Bedeutung erschienen. Doch einer davon brachte Justus’ ganze Theorie durcheinander.
»Stapelweise Bücher, die mit Computern, Computerverwaltung, Computerwartung, Computeradministration und so weiter zu tun hatten«, erinnerte sich Peter an das übervolle Regal. »Wenn der Mann das alles gelesen und kapiert hat, ist er ein echter Computerfreak.«
»Ein Nerd«, korrigierte Bob. »Computerfreaks nennt man oft Nerds.«
»Und macht damit Forrester als Mr X Konkurrenz«, gab Justus mürrisch von sich. »Die ganze Sache wird immer verworrener statt klarer.«
»Vergiss die Pokale nicht«, fügte Peter hinzu. »Donatelli scheint ziemlich Ahnung vom Autofahren zu haben. Genauso wie der Typ am Steuer des Mercedes.« Robert Donatelli war früher einmal ein Ass im Gokart-Sport gewesen. Etliche Pokale in einer Glasvitrine im Wohnzimmer zeugten noch von seinen Erfolgen.
Justus schüttelte den Kopf. »Wir wissen gar nichts. Nichts.«
»Dieser Fall ist wirklich wieder ein spezialgelagerter.« Peter war genauso ratlos. »Normalerweise löchern wir die Leute so lange, bis wir wissen: Der oder die ist es. Aber diesmal? Wir reden mit genau einer Person, und das ist ein Mr X, dem wir und der uns Gedichte schreibt. Vielleicht ist es ein Polizist, vielleicht auch nicht. Die Verdächtigen kennen wir zwar, können sie aber nicht befragen, weil wir dadurch Mr X in Gefahr brächten – von uns ganz zu schweigen. Und dass alle Polizisten sind, macht die Sache auch nicht gerade leichter. Es gibt keine Zeugen, keine Beweisstücke, nur hundert Prozent Hinweise, von denen neunundneunzig Prozent für die Mülltonne sind.« Der Zweite Detektiv raufte sich die Haare. »Können wir uns nicht ein anderes Hobby suchen, Freunde?«
Bob nickte schwer. »Und wenn wir Pech haben, wird unser Lohn diesmal kein lachendes Gesicht und ein warmes Dankeschön sein, sondern ein Freund hinter Gittern.«
Was die Spurensuche bei Cotta anging, beschlossen die drei ??? eine völlig andere Vorgehensweise. Erstens hatten sie trotz aller Verdachtsmomente Skrupel, bei ihm einzubrechen wie bei den anderen, zweitens wohnte er nicht allein und drittens mussten sie sich diesmal nicht unsichtbar machen.
»Just hat völlig recht«, sagte Bob auf dem Weg zu Cottas Haus. »Wir haben allen Grund, ihn zu Hause zu besuchen. Schließlich haben wir jahrelang mit ihm zusammengearbeitet und verstehen jetzt nicht, was auf einmal los ist.«
»Der wirft uns hochkant raus«, prophezeite Peter.
»Er ist um diese Zeit wahrscheinlich gar nicht da«, sagte Justus.
»Und wenn seine Schwester auch noch arbeiten ist?«
»Dann gehen wir vor wie immer.«
»Und wenn nicht, sehen wir uns still und heimlich im Haus um, während sie nichts ahnend Tee für uns kocht?« Peter hatte immer noch Bauchweh wegen des Plans.
»So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.« Justus hätte gerne entschlossener geklungen.
Doch Cottas Schwester war zu Hause. Sie und ihr Bruder bewohnten ein altes, efeuumranktes Häuschen in der Nähe des Jachthafens. Justus glaubte sich zu erinnern, dass sie es von ihren Eltern geerbt hatten. Die drei ??? sahen die junge Frau mit den langen schwarzen Haaren schon, als sie vor dem Gartentor hielten. Sie war mit dem Gemüsebeet beschäftigt. Die Jungen stellten sich vor und Caroline Cotta wusste sie auch sofort einzuordnen.
Sie nickte. »Mein Bruder hat mir schon oft von euch erzählt.« Ein trauriger Blick lag in ihren grünen Augen, als dächte sie an längst vergangene Zeiten. »Was kann ich für euch tun?«
»Wir würden gerne mit Ihnen über Ihren
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