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Nacht der Tiger

Nacht der Tiger

Titel: Nacht der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Jungen stießen sogar Atemwolken aus, als sie sich vor dem Schrottplatz voneinander verabschiedeten.
    »Dann bis morgen.« Bob hob die Hand und stieg in seinen Käfer.
    »Bis morgen.« Peter zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und schwang sich auf sein Rennrad.
    Eine Weile sah der Zweite Detektiv noch die Rücklichter des Käfers vor sich, dann verschwanden sie wie Glühwürmchen im Parallelflug um die Ecke. Peter hatte es nicht allzu weit nach Hause und ließ sich Zeit. Er wollte noch einmal über Justus’ Plan mit den Ziegen nachdenken. Außerdem liebte er diese kühle, würzige Luft des späten Herbstes. In tiefen Atemzügen sog er den Geruch nach welken Blättern, kalter Erde und Salz ein und genoss die nächtliche Ruhe.
    Ziegen. Was hatte eine Ziege mit einem Auto zu tun? Oder mit Autodieben? Was machte man mit Ziegen? Melken. Ziegenkäse. Schlachten? Konnte man Ziegen essen? Peter wusste es nicht. Er hatte seines Wissens noch keine auf dem Teller gehabt. Und selbst wenn man sie essen konnte – wieso sollte das Autoknacker interessieren?
    Der Zweite Detektiv bog in eine Seitenstraße ein. Hier standen weniger Laternen, war es noch dunkler. In manchen Häusern waren auch schon die Lichter erloschen. Das Fell. Hatte es vielleicht damit zu tun? Die Hörner?
    Plötzlich hörte er hinter sich ein Auto. Der Zweite Detektiv sah über die Schulter. Ein Personenwagen. Er fuhr langsam. Zu langsam für Peters Geschmack. Den Zweiten Detektiv beschlich ein ungutes Gefühl. Er erhöhte sein Tempo.
    Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass auch das Auto schneller fuhr. Verdammt! Das sah nicht gut aus. Und weit und breit war niemand mehr auf der Straße unterwegs. Peter atmete ein paarmal durch, dann trat er mit aller Kraft in die Pedale.
    Hinter ihm drehten Reifen durch und jagten ein hässliches Quietschen durch die Straße. Zehn Sekunden später war der Wagen neben ihm, ein alter, schwarzer Nissan. Einen Augenblick hielt er sich auf gleicher Höhe mit Peter. Der Zweite Detektiv starrte durch die Scheibe. Sie waren getönt, er konnte nichts erkennen.
    Der Fahrer hatte aber offenbar genug gesehen. Er steuerte nach rechts, auf Peter zu.
    »Hey! Sind Sie verrückt!«, brüllte Peter. Er musste ausweichen und kam dem Randstein bedrohlich nahe.
    Der Wagen drängte ihn weiter zur Seite.
    »Verflucht!« Peter zog die Bremsen und der Wagen verlangsamte seine Fahrt ebenfalls.
    Nach ein paar Metern kamen beide zum Stehen. Peter war eingekeilt zwischen Auto und Bordstein. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals. Und immer noch waren sie die Einzigen auf der Straße. Sollte er um Hilfe rufen?
    Die Tür ging auf. Und dann war es zu spät, um nach Hilfe zu rufen. Über dem Autodach erschienen ein Kopf und eine Hand. Ein Tigerkopf. Und die Hand zielte mit einer Pistole auf den Zweiten Detektiv.
    »Einsteigen!« Die Stimme klang dumpf, unwirklich. Als hielte sich jemand ein Taschentuch vor den Mund.
    »Aber … ich –«
    »Wird’s bald! Auf den Beifahrersitz! Und keinen Blödsinn!«
    Peter nickte wortlos. Der Kerl meinte es ernst. Der Zweite Detektiv legte sein Rad auf den Seitenstreifen und ging mit wackeligen Knien zur Beifahrertür. Sie schwang auf und er stieg ein.
    »Anschnallen! Wir wollen doch nicht, dass dir was passiert, nicht wahr?« Der Mann unter der Tigermaske lachte dreckig. Dann fuhr er los.
    Der Zweite Detektiv starrte auf die Waffe, die der Mann wieder auf ihn gerichtet hatte. »Was … was haben Sie vor?«
    »Das hängt ganz von dir ab. Davon, wie auskunftsfreudig du bist. Was wisst ihr, für wen arbeitet ihr?«
    Peter zögerte. »Arbeiten? Was meinen Sie?«
    »Verkauf mich nicht für dumm!«, fuhr ihn der Mann an. »Duund deine Freunde. Der Fettsack und der andere. Ihr schnüffelt rum! Wieso?«
    Sie waren gesehen worden! Eine ihrer Spurensuchen war nicht unbemerkt geblieben! In Peters Kopf rotierte es. Wer war es, der da neben ihm saß? Wie viel musste er zugeben, was nicht? Mit dem Mann war nicht zu spaßen, so viel stand fest. Der Zweite Detektiv startete einen Versuchsballon.
    »Meine Freunde und ich … wir haben eine kleine Gang gegründet«, sagte er so zerknirscht wie möglich. »Wir wollten unser Taschengeld mit ein paar Einbrüchen aufbessern.«
    »Zum letzten Mal!«, brüllte der Tiger. »Halte mich nicht zum Narren! Ihr seid diese drei Dings, diese … ach, was weiß ich. Detektive seid ihr jedenfalls, keine Straßengang! Und jetzt raus mit der Sprache!«
    Zur Hölle, er kannte sie! Peter überlegte fieberhaft

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