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Nacht der Tiger

Nacht der Tiger

Titel: Nacht der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Bruder reden«, sagte Justus wahrheitsgemäß. »Wir haben den Eindruck, dass er in Schwierigkeiten steckt.«
    Die junge Frau zog sich die Gartenhandschuhe aus, strich sich eine Haarsträhne zurück und lächelte schmerzlich. »Da seid ihr nicht die Einzigen. Kommt rein.« Sie öffnete das Gartentor.
    Auf dem Weg zum Haus warfen sich die drei Detektive bedeutungsvolle Blicke zu. Es hatte ganz den Anschein, als sollten sich ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigen.
    »Wollt ihr etwas trinken? Saft? Limonade?« Caroline Cotta wies auf die Stühle, die um den Küchentisch standen.
    »Limonade, gerne«, antwortete Bob.
    »Und ich würde mir gerne die Finger waschen.« Justus zeigte seine Hände, als könnte man den Dreck sehen.
    »In den Flur und dann die letzte Tür rechts.«
    »Danke.« Der Erste Detektiv verschwand aus der Küche.
    Peter schluckte und schloss kurz die Augen. Es war so schrecklich, was sie hier taten. Tun mussten.
    »Es ist euch also auch aufgefallen?« Caroline stellte die Gläser vor die Jungen und setzte sich. Ihr eigenes Glas umklammerte sie, als müsste sie sich an irgendetwas festhalten.
    »Zwangsläufig.« Bob erzählte von ihrer letzten Begegnung mit Cotta im Department. Was sie sonst noch über ihn wussten, verschwieg er wohlweislich.
    Wieder dieses bittere Lächeln. »Ja, das passt ins Bild.« Caroline fuhr sich über die Augen. Sie wirkte auf einmal sehr müde. »Es begann vor einigen Wochen. Von Tag zu Tag verschlechterte sich seine Laune. Er wurde ungeduldig, verschlossener, brauste wegen jeder Kleinigkeit auf. Er war wie ausgewechselt, ein völlig anderer Mensch.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn hundertmal gefragt, was los ist, ob er Ärger im Präsidium hat, ob er unglücklich ist, eine Frau vielleicht. Aber alles, was er dazu sagte, war: ›Nichts, alles bestens.‹« Sie zwinkerte, ihre Augen waren feucht geworden. »Als ob ich blind wäre! Ich bin seine Schwester, ich weiß, wie es ihm geht, bevor er selbst es weiß! Und dann das. ›Alles bestens‹«, wiederholte sie verächtlich.
    »Und Sie haben keine Vermutung, was los sein könnte?«, fragte Peter.
    »Nein, nichts. Und ihr? Wisst ihr vielleicht mehr als ich? Hat es doch etwas mit seiner Arbeit zu tun?« Sie blickte die beiden Jungen fast beschwörend an.
    Bob sah Peter an, Peter Bob. Nur ganz kurz zögerten sie. Sollten sie jetzt auch noch lügen? Der Frau ging es doch sowieso schon schlecht genug. Aber half es ihr, wenn sie ihr die Wahrheit sagten?
    Der dritte Detektiv räusperte sich, um etwas zu sagen, als die Tür aufging. Justus war zurück. Blass wie ein Gespenst setzte er sich an den Tisch, nahm wortlos sein Glas und trank es in einem Zug leer.

Ziegen am Horizont
    Der Besuch nahm ein sehr abruptes Ende. Justus gab vor, auf einmal furchtbare Bauchschmerzen zu haben. Vielleicht wieder die alte Magengeschichte. Jedenfalls müsse er sofort nach Hause, sie würden sich im Lauf der Woche noch einmal mit Caroline Cotta in Verbindung setzen.
    Caroline war etwas verwirrt, bot Justus an, sich auf ihre Couch zu legen und den Arzt zu holen. Doch der Erste Detektiv lehnte dankend ab. Er kenne das. Er müsse nur nach Hause und ein bestimmtes Medikament nehmen, dann gehe es ihm gleich wieder besser. Die drei ??? verabschiedeten sich, Caroline wünschte Justus gute Besserung und die Jungen liefen zum Auto.
    »Was, zum Teufel, ist denn los, Erster?«, drängte Peter, kaum dass Bob losgefahren war und Caroline Cotta sie nicht mehr sah. »Du siehst ja aus wie der leibhaftige Tod!«
    Natürlich hatten Peter und Bob sofort gewusst, dass das alles nicht stimmte. Und nicht nur deswegen, weil Justus nie etwas mit dem Magen zu tun gehabt hatte. Es war der Ausdruck in seinen Augen, sein gespenstergleiches Gesicht, das es ihnen verraten hatte.
    »Ich habe sie in einer Tüte oben im Spülkasten gefunden.« Justus’ Stimme war holprig wie ein Schotterweg.
    »Was? Was hast du gefunden?«, fragte Bob.
    Der Erste Detektiv sah seine Freunde an. Traurigkeit lag in seinem Blick. Und eine große Leere. »Eine Tigermaske.«
    Kein Wort hätte ausdrücken können, was in den drei Jungen vorging. Sie standen unter Schock. Alle drei. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen oder auch nur einem Gefühl Luft zu machen. Deswegen schwiegen sie. Bis zur Zentrale. Unddiesmal war es nicht nur Peter, der diesen großen, dicken Kloß ganz oben in seiner Brust fühlte.
    Als sie in ihrem Wohnwagen angekommen waren, setzte sich Justus wortlos an den

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