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Nacht der Tiger

Nacht der Tiger

Titel: Nacht der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Computer. Eine neue Nachricht hatten sie seit Tagen nicht erhalten und auch jetzt war kein Dokument auf dem Desktop. Mr X wartete auf ihre Ergebnisse. Der Erste Detektiv überlegte nicht, sondern schrieb einfach drauflos. Immer wieder änderte er einzelne Passagen oder schrieb sie neu, dann löschte er den ganzen Text und fing wieder von vorne an.
    »Was machst du?«, fragte Peter leise. Er ließ sich in den Sessel fallen und sah zur Decke. »Das Gedicht an Mr X über die Tigermaske?«
    »Gedicht ja, Tigermaske nein.«
    »Nicht?«, fragte Bob. Der dritte Detektiv stand unschlüssig herum, er wusste nicht, ob er sich hinsetzen sollte und wo und warum eigentlich.
    »Nein.« Justus hatte offenbar keine Lust zu reden.
    »Was dann?« Peter wusste nicht, weshalb er überhaupt fragte. Eigentlich war ihm alles egal.
    »Ich will wissen, warum welche Autos gestohlen werden.«
    »Und … warum willst du das wissen?« Bob sah aus dem Wohnwagenfenster. Draußen versanken die letzten Konturen des Schrotts, unter dem die Zentrale lag, in der Dämmerung.
    »Ich will’s einfach wissen.«
    »Was hast du vor?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Hast du einen Plan?« Peter spürte so etwas wie Hoffnung in sich aufkeimen. Pläne waren immer gut. Pläne waren besser als Nichtstun. Pläne versprachen … – ja, was eigentlich? Der Zweite Detektiv sah enttäuscht zu Boden. Welcher Plan würde an dem etwas ändern, was sie entdeckt hatten?
    »Vielleicht.«
    »Aber einen Plan wofür?«, fragte Bob und setzte sich jetzt doch hin. »Was willst du damit erreichen?«
    Der Erste Detektiv drehte sich zu seinen Freunden um. »Ich will hundertprozentige Gewissheit. Ich will den letzten, unwiderlegbaren Beweis dafür, dass Cotta ein …«, er zögerte, weil er das Wort kaum über die Lippen brachte, »ein Autodieb ist. Und bevor ich das nicht weiß, werde ich nichts tun. Nicht Mr X informieren, nicht die Polizei, niemanden.« Justus’ Gesicht zeigte grimmige Entschlossenheit.
    »Und wie willst du das herausfinden?« Peter beugte sich nach vorne. War da ein blasser, ein ganz schwacher Silberstreif am Horizont?
    Justus drehte sich wieder zum Computer um und schrieb weiter. »Mithilfe einer Ziege.«
    Peter und Bob sahen sich verdattert an. Hatten sie richtig gehört?
    »Mit einer Ziege?« Peters Gesicht war ein einziges großes Fragezeichen.
    »Mit einer Ziege.«
    Sie bekamen nicht mehr aus ihrem Freund heraus. Ziege. Damit überließ er sie ihrem Schicksal. Manchmal hatte der Erste Detektiv derartige Anwandlungen. Er hatte eine Idee, einen Plan, einen Gedanken und rückte einfach nicht mit der Sprache raus. Warum, wusste nur er allein. Peter hatte in ähnlichen Situationen schon mal daran gedacht, es mit glühenden Eisenzangen oder einer Streckbank zu versuchen. Aber wahrscheinlich hätte auch das nichts genutzt.
    Nachdem Justus das Gedicht fertiggestellt und für Mr X auf dem Desktop abgelegt hatte, warteten die drei ??? auf eine Antwort. Der Erste Detektiv nutzte die Zeit, um das Internet nach allem zu durchforsten, was mit den Autodiebstählen zutun hatte. Doch mehr als ein paar Zeitungsartikel ohne nennenswert Neues konnte er nicht finden. Und seiner Miene nach zu urteilen, war das nicht das, worauf er gehofft hatte. Peter versuchte sich mit einer alten Sportzeitschrift abzulenken, die er unter einem Stapel Papier gefunden hatte, und Bob zog sich in die Dunkelkammer zurück, um dort ein bisschen Bauchreden zu üben. In vier Tagen war es so weit. Sein großer Auftritt nahte.
    Als drei Stunden später immer noch keine Nachricht von Mr X eingetroffen war, machten sich Peter und Bob auf den Weg nach Hause. Vorher starteten sie noch einen letzten Versuch und bearbeiteten Justus, ihnen von seinem Plan zu erzählen. Doch der Erste Detektiv blieb eisern.
    »Das alles hängt davon ab, was Mr X antwortet. Und solange ich von ihm nichts gehört habe, ist der Plan nur ein Hirngespinst und ich muss nicht die Pferde scheu machen.«
    »Oder schlafende Ziegen wecken?« Der Zweite Detektiv grinste.
    »Genau.« Justus ließ sich nicht locken.
    Die drei ??? verabredeten noch, sich morgen Vormittag wieder zu treffen. Dann wünschten Peter und Bob Justus eine gute Nacht und ziegenreiche Träume und verließen die Zentrale.
    Draußen war es mittlerweile stockdunkel geworden. Nur ab und zu linste ein halber Mond durch die Wolkenlücken und über der Stadt stand eine Glocke aus grauem Lichtstaub. Für kalifornische Verhältnisse war es empfindlich kalt geworden. Die

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