Nacht der Tiger
in welcher Reihenfolge wollen wir vorgehen?«
»Da wir womöglich eine lange Nacht vor uns haben, würde ich sagen, wir gönnen uns heute Nachmittag alle eine Mütze voll Schlaf. Wir treffen uns heute Abend um acht Uhr wieder hier und dann werden wir sehen, wo wir unsere Nachforschungen fortsetzen können.«
»Gute Idee«, befand Peter. »Ich werde aber lieber hier mein Nickerchen machen.« Er stand auf und zog sich einen zweiten Sessel heran, auf den er seine Beine legen konnte. »Zu Hause kommt ansonsten Mum alle fünf Minuten rein und fragt, ob mir was fehlt, weil ich mich am helllichten Tag aufs Ohr haue.«
Bob machte ein betrübtes Gesicht. »Ich fürchte, mit schlafen ist bei mir nichts. Dad renoviert das Wohnzimmer und ich musste ihm versprechen, dass ich ihm heute Nachmittag helfe. Aber keine Sorge, ich schaff das schon, auch ohne Mittagsschlaf.«
»Okay.« Justus stand auf. »Dann bis heute Abend, Kollegen.«
Kurz bevor Bob am Abend eintraf, hängte sich der Erste Detektiv noch einmal ans Telefon. Und da Rex Mitchell nicht ranging, beschloss Justus, zuerst nach Santa Monica zu fahren.
Die Fahrt dauerte knapp dreißig Minuten und führte über den Highway Number One nach Süden. Irgendwo da draußen auf dem aufgewühlten Meer ging gerade die Sonne unter. Aber die dichten Wolken ließen nur zu, dass das Grau vor derSonne ein wenig heller war als anderswo am Horizont. Sie sprachen über den Fall und beschlossen, dass Bob im Käfer Wache schieben sollte, während Justus und Peter die Wohnungen nach Hinweisen durchsuchten.
Rex Mitchell bewohnte ein großes Haus im mexikanischen Stil am nördlichen Stadtrand. Weiße Mauern, rotes Ziegeldach, runde Fenster- und Türbogen. Das Haus sah nach mindestens drei Kindern und einem Hund aus, aber als Justus und Peter durch die Verandatür ins Wohnzimmer traten, stellte sich die Situation anders dar.
»Ziemlich leer hier.« Peter schaute sich im Schein seiner Taschenlampe erstaunt um. Im dem riesigen Raum befanden sich ein Fernseher, ein alter Sessel und ein paar Bücher, die übereinandergestapelt auf dem Boden standen. Mehr nicht. »Zieht der gerade um, oder was?«
Justus sah in eines der angrenzenden Zimmer. »Ich kann keine Kartons, Gurte oder anderes Material entdecken, wie man es für einen Umzug braucht. Aber überall steht nur das allernötigste Mobiliar.«
»Dann würde ich darauf tippen, dass Mitchell gerade eine Scheidung hinter sich hat und das Haus von seiner Frau leer geräumt wurde. Wie sonst lässt sich dieser Riesenkasten und das hier erklären?« Der Zweite Detektiv leuchtete einen weiten Bereich kahler Wand ab.
»Eine Scheidung ist teuer«, bemerkte Justus vielsagend.
Peter verstand. »Eine Scheidung ist ein Motiv.«
»Beeilen wir uns«, sagte der Erste Detektiv. »Vielleicht stand die Verandatür gar nicht versehentlich offen und er kommt gleich zurück.«
Aber Mitchell ließ sich nicht blicken und die beiden Detektive konnten sich in aller Ruhe in dem großen Haus und der angrenzenden Garage umsehen. Doch wenn Rex Mitchell etwas zu verbergen hatte, dann hatte er es gut verborgen. Die Jungen fanden rein gar nichts, was den Verdacht von Mr X in irgendeiner Form erhärtet hätte.
»Und du glaubst wirklich, dass Forrester Mr X ist?«, fragte Peter, als sie das Haus wieder über die Veranda verließen.
»Könnte sein. Es spricht einiges dafür.«
Pacific Palisades lag auf dem Weg zurück nach Rocky Beach. Also versuchten es die Jungen bei Jason Ford. Als sie sich auf dem Weg dorthin sein Foto ansahen, stellten sie fest, dass sie ihn kannten. Jason Ford war der große Blonde, der mit Cotta an dem Kaffeeautomaten gestanden hatte. Der Farbpatronenhemdenfan.
»Einer der beiden Diebe war doch ziemlich groß«, erinnerte sich Bob.
»Könnte auch an der Maske gelegen haben«, entgegnete Justus. »Aber ich hatte auch den Eindruck.«
»Cotta ist auch groß«, unterbrach der Zweite Detektiv.
Justus und Bob schwiegen.
»Fiel mir gerade so ein«, setzte Peter leise hinzu.
Kurz darauf hatten sie die Adresse erreicht. Jason Ford wohnte in einer recht neuen Doppelhaushälfte. Allerdings sah das Haus auch im Dunkeln danach aus, als wäre es aus ein paar Holzplatten notdürftig zusammengeleimt worden. Eine der typischen Billig-Immobilien, die vor allem jungen Leuten mit wenig Geld gerne angedreht wurden.
»Er ist nicht allein.« Peter zeigte durch das erleuchtete Küchenfenster.
»Seine Freundin vielleicht. Oder seine Frau«, sagte Bob.
»Und es
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