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Nacht der Tiger

Nacht der Tiger

Titel: Nacht der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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und wünschte sich, Justus zu sein. Justus wäre sofort das Richtige eingefallen, Justus hätte gewusst, welches Märchen er dem Mann erzählen konnte. Justus! Wie würde Justus jetzt denken?
    »Eine … Familienangelegenheit«, brachte Peter stotternd hervor.
    »Weiter!«
    »Ein … ein Mann hat uns beauftragt, der der Meinung ist, dass er einen Zwillingsbruder hat.«
    »Ich habe keinen Zwillingsbruder!«
    Es musste einer der Polizisten sein, Peter war sich sicher. Wusste er, dass sie auch bei seinen Kollegen eingebrochen hatten? Mist, das hier konnte so was von schiefgehen!
    »Bei der Geburt soll laut unserem Mandanten ein Austausch der Kinder vorgenommen worden sein.« Peter kniff innerlich die Augen zu. Was faselte er da zusammen?
    »Ein Austausch? Soll das etwas heißen, meine Eltern sind nicht meine Eltern?«
    »Das behauptet unser Auftraggeber von seinem vermeintlichen Bruder jedenfalls. Beide sind Nachkommen einer sehr reichen Familie, die aber nur einen Erben wollte. Das andere Baby wurde einer Familie untergeschoben, deren Kind bei der Geburt gestorben war.« Was für einen Schwachsinn erzähle ich da!, fuhr es ihm gleichzeitig durch den Kopf.
    »Ich … du nimmst mich auf den Arm?«
    »Ich gebe nur wieder, was der Mann behauptet hat. Es ging um Geld, sehr viel Geld. Aber um an das Geld ranzukommen, braucht er eine Information, die angeblich nur sein Bruder hat.« Das glaubt der nie! Nie! »Ein altes Foto, auf dessen Rückseite eine Karte eingezeichnet ist.« Justus! Wo bist du? »Und diese Karte zeigt den Weg zu einer Höhle in der Sierra Nevada.«
    »Und was soll da sein?«
    »Das weiß er auch nicht. Ein Schatz, vermutet er.«
    Der Tiger sah Peter von der Seite an. »Das klingt doch völlig bescheuert!«
    Der Zweite Detektiv zuckte die Schultern. »Wir hatten schon merkwürdigere Fälle.«
    »Ich einen Bruder?«
    »Einen Zwillingsbruder, ja.« Peter schöpfte Hoffnung. Nahm der Mann ihm dieses Märchen vielleicht doch ab?
    Der Wagen holperte über einen Feldweg und der Tiger hielt an. Der Zweite Detektiv sah sich erschrocken um. Sie befanden sich außerhalb von Rocky Beach, irgendwo auf einem völlig abgelegenen Weg. Weit und breit war kein Haus, kein Zeichen von Menschen. In der Ferne heulte ein Kojote.
    »Was … tun wir hier?«
    »Aussteigen!«
    »Was haben Sie vor?« Erneut überkam Peter Panik.
    Der Mann hob die Waffe. »Aussteigen, habe ich gesagt!«

Der Bürge
    »Justus!« Tante Mathilda polterte ins Zimmer und machte das Licht an. »Justus!«, rief sie ein zweites Mal. »Wach auf!« Sie packte ihren Neffen an der Schulter und schüttelte ihn heftig.
    Der Erste Detektiv fiel vor Schreck fast aus dem Bett. »Was … was um Himmels willen ist denn los?« Er kniff die Augen zusammen. Das Zimmer ertrank schier im Licht. Über ihm hing eine violette Plüschgestalt mit hochrotem Lockenwicklerkopf.
    »Mrs Shaw ist am Telefon! Peter ist nicht zu Hause angekommen!«
    »Was?« Justus schlug die Decke zur Seite und sprang aus dem Bett. »Wie spät ist es?«
    »Zwei Uhr morgens.«
    Justus umkurvte seine Tante, rannte aus dem Zimmer und hastete die Treppe hinunter zum Telefon. »Mrs Shaw?«
    »Justus!« Der Stimme von Peters Mutter war anzuhören, dass sie mit den Nerven am Ende war. »Justus, Peter ist nicht nach Hause gekommen! Ich habe gerade in sein Zimmer gesehen. Er ist nicht da! Und bei dir ist er auch nicht, hat mir deine Tante gerade gesagt.«
    »Nein, hier ist er nicht. Er hat unsere Zentrale gegen zweiundzwanzig Uhr verlassen.« Justus spürte, wie sich sein Magen vor Sorge zusammenkrampfte.
    Tante Mathilda war inzwischen ebenfalls die Treppe heruntergekommen. »Habt ihr Ärger mit jemandem? Steckt ihr wieder in irgend so einer Sache drin, Just?«
    »Und er wollte gleich nach Hause, oder?«, fragte Peters Vater im Hintergrund.
    »Ja, ich wüsste nicht, dass er noch etwas vorgehabt hätte.«
    »Vielleicht hatte er einen Unfall.« Mrs Shaw war den Tränen nahe. »Er war ja mit dem Rad unterwegs. Ich rufe gleich in allen Krankenhäusern und bei der Polizei an.«
    Bei dem Wort Polizei zuckte Justus unwillkürlich zusammen. Konnte es etwa sein, dass … ? »Und ich werde umgehend Bob verständigen, dann machen wir uns sofort auf die Suche«, versprach er.
    »Ja, wir telefonieren –« Mrs Shaw verstummte urplötzlich.
    »Hallo?« Im Hintergrund hörte Justus ein Geräusch wie von einer Tür, die aufgeschlossen wurde.
    »Peter?!«, stieß Mrs Shaw hervor.
    »Mrs Shaw?«
    »Peter! Oh, Peter, mein Schatz!

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