Nacht der Tiger
Abenteuer begleiten zu dürfen.«
Der zweite Detektiv sah den Chauffeur verwundert an. Zum einen, weil Morton offenbar unbedingt Detektiv spielen wollte. Und zum anderen, weil er sich gar nicht vorstellen konnte, wie sich der große, steife Mann auf die Lauer legen wollte, wie er das nannte. Konnte sich Morton überhaupt bücken? Oder wollte er sich als Regenrinne tarnen?
»Vielen Dank, Morton.« Justus lächelte dem Mann freundlich zu. »Aber das ist wirklich nicht nötig. Und die Sache ist auch durchaus gefährlich. Mit den Kerlen ist nicht zu spaßen. Deswegen bringen wir ja die Kamera zum Einsatz und halten uns so weit wie möglich zurück.«
»Verstehe. Natürlich.« Morton sah zu Boden. »Dann … werde ich mich jetzt auf den Weg zur Zulassungsstelle begeben. Ich darf mich empfehlen.« Der Chauffeur drehte sich um.
»Morton«, rief ihm Bob hinterher.
»Bitte?« Der Chauffeur wandte sich noch einmal um.
»Wir sind Ihnen wirklich sehr, sehr dankbar. Was Sie da für uns tun, ist einfach … klasse.«
»Genau. Ohne Sie wären wir aufgeschmissen«, fügte Peter hinzu.
Morton lächelte. »Es ist mir eine Freude, dass ich den jungen Herrschaften behilflich sein kann.«
Ein paar Stunden später waren alle Vorbereitungen getroffen. Justus vergewisserte sich nochmals, dass die Kamera den richtigen Ausschnitt im Wagen aufnahm und ihr Bild auf Bobs Laptop erschien. Dann verabschiedeten sich die drei ??? und fuhren zurück zum Gebrauchtwarencenter T. Jonas.
»Denkt ihr, dass die heute schon zuschlagen?«, fragte Peter, als sie aus Bobs Käfer stiegen.
»Das halte ich für sehr unwahrscheinlich«, erwiderte der Erste Detektiv. »Aber die Möglichkeit besteht natürlich.«
»Also ist heute Nacht auf die Lauer legen angesagt?« Auch Bob hatte Gefallen an dem Ausdruck gefunden.
»So ist es. Bei Sonnenuntergang treffen wir uns am Grünen Tor«, entschied Justus. »Und diesmal nehmen wir Peters MG. Den hat zumindest der Komplize noch nicht gesehen.«
Das Grüne Tor stellte einen der geheimen Zugänge zum Schrottplatz dar. Die Bretterwand zierte dort ein grünes Meer, in dem gerade ein Schiff versank. Kurz nach Sonnenuntergang fanden sich die drei Detektive am vereinbarten Treffpunkt ein. Dann fuhren sie los Richtung Westlake, einem Stadtteil von Los Angeles, wo Morton am Wilshire Boulevard Nummer 2895 in einer kleinen Wohnung lebte. Sie parkten den MG um die nächste Straßenecke in der Hoover Street und hofften, dass Cotta der Wagen dort nicht auffiel.
Zu Fuß liefen sie am Lafayette Park entlang, an dem sich Mortons Wohnung befand. Diese Lage kam den Jungen sehr entgegen, da sich am Rand des Parks sicher ein gutes Versteck finden ließ, von dem aus sie den Rolls-Royce im Auge hatten.
Der Wagen stand jedoch ein Stück weit von der Wohnung entfernt die Straße hinunter. Morton hatte ihn klugerweise dort abgestellt, wo das Licht der Laternen am schwächsten war. Groß und mächtig wie ein dunkles Tier kauerte der schwarze Rolls-Royce unter einem Eukalyptusbaum.
Die drei ??? fanden direkt gegenüber einen kleinen Entwässerungsgraben, der aber im Moment trocken war. Davor wuchs eine niedrige Ligusterhecke und direkt dahinter begann ein Buschhain. Sie waren also sichtgeschützt.
»Letzter Check«, flüsterte der Erste Detektiv und legte sich in den Graben.
Bob überprüfte seinen Laptop, Justus die Nachtsichtbrille und Peter das Peilgerät. Der Erste Detektiv packte noch ihre Verpflegung aus, dann zogen sich er und Peter in ihre Schlafsäcke zurück und Bob übernahm die erste Wache.
Aber Justus behielt recht. In dieser Nacht tat sich nichts. Hin und wieder blieben zwar ein paar neugierige Passanten stehen, um das luxuriöse Gefährt zu bewundern, aber keiner davon war auch nur ansatzweise verdächtig. Übernächtigt und verspannt packten die drei ??? bei Sonnenaufgang ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Heimweg.
Als Justus am nächsten Abend kurz vor ihrem Aufbruch in den Computer sah, fand er dort eine Nachricht von Mr X vor. Er wollte wissen, ob sie schon Neuigkeiten für ihn hätten, und ermahnte sie, nichts auf eigene Faust zu unternehmen. Aber dafür war es zu spät. Die Dinge hatten sich in eine Richtung entwickelt, die keiner hatte vorhersehen können. Justus schrieb kurz zurück, dass sie noch ermittelten und sich inKürze wieder melden würden. Dann machte er sich auf zum Grünen Tor.
Auch in der folgenden Nacht zeigten sich die Diebe nicht. Während Peters Schicht fuhr zwar ein
Weitere Kostenlose Bücher