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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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bist du hier, Duff.«
    Dicke Schweißperlen standen auf Duffys Stirn. Ward fragte sich, ob daran nur die Hitze schuld sei.
    »Ich muß gleich wieder gehen, Ward. Roxanne wird aufwachen, und ich habe ihr nicht mal eine Nachricht hinterlassen.«
    »Ruf sie doch an —«
    »Ward!« Jeanne, die sich zurückgezogen hatte, stand jetzt mit einem Tablett mit frischem Eistee auf der Veranda und beobachtete stirnrunzelnd den Hang. »Ward, da stimmt etwas nicht. Irgend etwas ist dort unten los.«
    Vor den Badehütten und am Strand war ein Tumult entstanden. Auch andere Leute außer Ward und Jeanne Douglas und Duffy Johnson starrten. Worauf?
    Ein etwa zehnjähriger sommersprossiger Knirps lief vorbei. Jeanne rief ihn an.
    »Du, Kleiner, was ist denn dort unten los? Ist etwas geschehen?«
    Der Junge verlangsamte seine Schritte kaum, sondern drehte ihr bloß den Kopf zu. Seine Augen waren vor Erregung weit aufgerissen.
    »Eine Frau ist ermordet worden!« antwortete er. »Aufgefressen! Das Wolfmädchen hat sie erwischt!«
     
    Langsam erwachte sie in einem verdunkelten Raum. Sie wußte nicht, weshalb sie so fror und warum sie so glücklich war. Die Antwort auf die zweite Frage fiel ihr zuerst ein. Sie war glücklich, weil sie zum zweiten Mal Flitterwochen erlebte. Die gestrige Nacht war nicht gerade überwältigend gewesen, aber immerhin ein Anfang, obwohl sie sich beide todmüde gefühlt hatten.
    Inzwischen war sie etwas munterer geworden. Wieso war ihr nur so kalt? Sie tastete nach Duffy. Er lag nicht neben ihr.
    »Duffy?«
    Die Klimaanlage lief, die Fensterläden waren geschlossen. Das erklärte die Dunkelheit und die Kühle.
    »Duff?«
    Keine Antwort. Sicher war er ohne sie ausgegangen und hatte sie schlafen lassen. Ihre gehobene Stimmung hielt auch noch an, als sie sich im Bad die Zähne putzte. Ihre Eckzähne, besonders die oberen, neigten dazu, unnatürlich lang zu werden. Sie hatte sie mehrmals vom Zahnarzt abschleifen lassen. Entgegen der allgemeinen Auffassung aber wuchsen sie immer wieder nach. Deutlich fühlte sie, wie scharf die Kanten bereits wieder waren.
    Woher hatte übrigens gestern abend dieser merkwürdige tierische Geruch gerührt? Keinesfalls von einem Eichhörnchen, wie Duffy behauptet hatte. Eine schwache Spur des Geruchs hing selbst jetzt noch im Raum . . .
    Sie ging wieder ins Schlafzimmer und zog sich an. Wo steckte Duffy bloß? Vielleicht war er an ihren kleinen Privatstrand gelaufen und schwamm ein bißchen.
    Dieser Geruch ...
    Oder hatte sie in der Nacht nur geträumt?
    Ihre Gedanken behagten ihr nicht. Sie war unbeschwert erwacht und wollte es auch bleiben. Energisch schob sie alle unangenehmen Vorstellungen beiseite. Summend lief sie in die Küche. Sie war plötzlich sehr hungrig.
    Wie sie sah, hatte Duffy gegessen. Wo konnte er nur stecken? Sie trat vor die Haustür und rief ihn. Er war weder zu sehen, noch antwortete er. Dafür sah sie in der Ferne mehrere Leute, die sie neugierig anstarrten, als sie rief. Hastig zog sie sich ins Haus zurück.
    Ihre glückliche Stimmung war verflogen.
    Etwas war geschehen.
    Sie ging wieder in die Küche und beendete ihr Frühstück, aber es schmeckte ihr nicht mehr. Am ersten Tag ihres Urlaubs, von dem sie sich so viel versprochen hatte, hätte Duffy sie wirklich nicht allein aufwachen lassen sollen.
    Einmal glaubte sie, jemand vor dem Haus reden zu hören, aber die Stimmen verklangen, ehe sie feststellen konnte, wem sie gehörten.
    Kurz darauf blieben mehrere Leute in der Nähe des Hauses stehen und starrten es an.
    Endlich läutete das Telefon. Erleichtert sah sie sich um. Der Apparat hing neben der Eingangstür. Bisher hatte sie ihn noch gar nicht bemerkt. Es schrillte ungeduldig. »Schon gut, Duffy, schon gut!« sagte sie laut, lief lachend zum weißen Wandapparat und hob den Hörer ab.
    »Hallo?«
    Es blieb ganz still in der Leitung. Sie hatte plötzlich das Gefühl, angestarrt zu werden.
    »Hallo? Duffy?«
    Keine Antwort.
    »Wer ist dort? Wer —«
    »Du hast sie umgebracht. Alle wissen, daß du es warst. Du bist gestern hier angekommen, und dann hast du sie getötet. Wir wissen es. Werwolf! Werwolf!«
     
    »Roxanne«, hörte sie Duffy sagen, »fehlt dir etwas?« Automatisch antwortete sie: »Aber nein« und lächelte sogar dazu. Ihr Geist war schließlich völlig klar. Wenn sie sich trotzdem wie betäubt fühlte, war das nach diesem Schock nur natürlich. Warum sollte sie Duffy damit beunruhigen? Sie saß ganz still, beinahe mit unbewegtem Gesicht, und

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