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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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da kann einem die Hexerei schon zu Kopf steigen ...«
    Roxanne sah die beiden groß an. »Du liebe Zeit«, sagte sie schließlich leise. »Ihr sechs .. . hopst nackt herum . . . beschmiert euch gegenseitig mit Blut... legt haarsträubende Eide ab ... ihr müßt euch ja köstlich amüsiert haben ...«
    Die Männer schwiegen.
    Plötzlich brach sie in schallendes Gelächter aus und konnte nicht mehr aufhören. Um seine Ziele zu erreichen, schlug der Teufel wirklich absonderliche Wege ein. Wer konnte sich wohl besser zum Instrument seiner Rache eignen als ein Werwolf ?

6
    Roxannes Gelächter schlug rasch in Tränen um, und Duffy atmete erleichtert auf. Er wußte, daß sie sich durch das Weinen abreagierte. Trotzdem überfiel ihn die wohlbekannte Verzweiflung wie ein Schwindel, als sie schluchzend hervorstieß: »Ich hab’s nicht getan! Ich hab’s nicht getan! Ich hab’s nicht getan!« Jedes Leugnen bekräftigte ihre uneingestandenen Zweifel, sie könnte Bonnie Wallace am Ende doch ermordet haben.
    Sie wird nie geheilt sein!  schrie es in ihm auf.
    Er half ihr auf die Beine und führte sie zur Treppe. Gemeinsam gingen sie hinauf.
    Er hob sie hoch und legte sie aufs Bett. Sie klammerte sich an ihm fest, aber er löste ihre Arme von seinem Nacken. Er streifte ihr die Sandalen von den Füßen und knöpfte ihr die gelbe Bluse und die grünen Hosen auf.
    »Ich hab’s nicht getan, Duffy!«
    »Natürlich nicht. Du hast die ganze Nacht hier neben mir gelegen.«
    »Ich habe nicht mal geträumt, Duffy! Und ich weiß immer, wenn es geschieht, ob ich nun wach bin oder träume!«
    Voll müden Erbarmens betrachtete er sie. Unter ihren schrägen Augen lagen tiefe Schatten. Ihr Mund war schmerz verzerrt. Er hätte von Mitleid überwältigt sein sollen, aber er empfand kaum etwas. Seine Gefühle waren erschöpft. Zurück blieb ein leises Schuldgefühl.
    »Ich gehe jetzt nach unten, Roxanne —«
    »Laß mich nicht allein!«
    »Ich bin ja gleich wieder da!«
    Sie antwortete nicht, und er entfernte sich leise.
    Zachary Hale hatte sich diskret von der Veranda zurückgezogen. Duffy holte tief Luft und stieß den Atem zwischen gespitzten Lippen aus.
    »Der Morgen hat ihr doch mehr zugesetzt, als ich dachte«, sagte er. »Ich hätte sie nicht auch noch mit dem Unsinn von unserer Sekte aufregen sollen.«
    Zachary sah ihn prüfend an. »Du glaubst also wirklich nicht, daß unsere Schwüre etwas mit Bonnies Tod zu tun haben?«
    »Natürlich nicht! Und ich kann auch nicht annehmen, daß du ernstlich daran glaubst.«
    »Ich bin mir nicht schlüssig. Ich hoffe, im Laufe des Tages Näheres über Bonnies Tod zu erfahren. Ruf mich später im Hotel an, damit ich weiß, wie es Roxanne geht. Vielleicht können wir uns treffen.«
    Zachary trat in die brütende Hitze hinaus. Duffy sah ihm nach und dachte, was für ein sonderbarer Mensch er doch war. Den Anstoß zur Gründung ihres geheimen Zirkels hatte er gegeben. Duffy dachte nach, wie es eigentlich dazu gekommen war.
    In jenem Frühling hatten Zack und er Bonnie nachgestellt. Zack befaßte sich schon damals intensiv mit Spiritismus und erzählte ihnen begeistert, was er wußte. Eines Tages wagten sie schließlich zu dritt ihr erstes ›Experiment‹. Das ließ sich vor Ward nicht lange geheimhalten, da er, Zack und Duffy eng befreundet waren. Ward wollte daraufhin ebenfalls in die kleine Gruppe aufgenommen werden, aber Bonnie sträubte sich dagegen. Sie wollte nicht das einzige Mädchen unter drei Hexern sein.
    Die Schwierigkeit war beigelegt, als Ward und Zack Jeanne Retz zum Mittun überredet hatten. Und schließlich hatte Duffy Lily angeworben. Damit waren sie sechs. Sie hatten oft davon geträumt, ihren Zirkel auf dreizehn Mitglieder zu erweitern, aber gegen Ende des Sommers, als einige von ihnen Sanscoeurville für immer verließen, löste sich der Bund ganz von selbst auf.
    Zachary konnte nicht ganz bei Trost sein, wenn er den damaligen Schwüren auch nur die geringste Bedeutung beimaß, fand Duffy.
    Er kehrte ins kühle Haus zurück. Einen Augenblick blieb er lauschend an der Schwelle stehen. Im Schlafzimmer war es still. Auf Zehenspitzen schlich er über die Treppe. Roxanne schien bereits zu schlafen. Ihre Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet, und ihr Atem ging tief und regelmäßig.
    Was soll nur aus ihr werden? fragte er sich. Was soll aus uns beiden werden? Schon drehte er sich um und wollte gehen, da sagte sie: »Bitte, leg dich zu mir, Duffy.«
    Obwohl er kein Verlangen

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