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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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Winters war dann nichts mehr mit ihm anzufangen.
    Dafür holte er im Frühjahr alles Versäumte nach. Bewußt verabredete er sich fast nur mit Mädchen, bei denen ›was zu machen‹ war, wie sie es damals nannten. Das war das einzige, wozu Mädchen taugten, sagte er sich verbittert. Ein anderes Interesse hatte er nicht an ihnen. Man hatte ihn reingelegt. Das sollte kein zweites Mal geschehen und schon gar nicht von einem weiblichen Wesen. Von nun an sollten die anderen nach seiner Pfeife tanzen und von seiner Gnade abhängen. Wegen dieser Einstellung war er oft mit Bonnie Wallace ausgegangen und verhältnismäßig selten mit Lily Bains.
    Zweifellos bewirkte dieses Verlangen nach Macht und Einfluß, besonders auf das andere Geschlecht, daß er gebannt zuhörte, wenn Zachary Hale über die schwarzen Künste sprach. Zacharys Begeisterung war ansteckend. Sie erfaßte Bonnie und Duffy und bald darauf Ward und Jeanne: fünf Verschworene.
    »Von Rechts wegen sollten wir dreizehn sein«, sagte Zachary. »Zwar genügt jede Anzahl, und der Begriff dreizehn ist verhältnismäßig modern. Aber beim Spiritismus haben Zahlen einen großen magischen Wert. Wen könnten wir als nächstes zuziehen?«
    »Lily Bains«, lachte Bonnie. »Die ist scharf auf Duffy, da kann es nicht schwer sein.«
    Duffys erste Reaktion war ein Nein, ohne daß er einen Grund für diese Ablehnung hätte nennen können. Er widersprach Bonnie und sagte, Lily sei frigide. Diesen Ruf hatte sie, obwohl er es besser wußte. Allmählich aber schmeichelte ihm die Vorstellung, Lily für den Geheimbund zu gewinnen. Lily war hübsch und hatte erstaunlicherweise keinen Freund. Gerade ihr unschuldiges Gehabe reizte Duffy, der ihr offenbar gefiel, wie Bonnie grob festgestellt hatte. Er wollte sich beweisen, daß Lily nicht besser war als jede andere. Immer wieder sagte er sich vor, woran er selbst nicht ganz glaubte: Es  gibt keine anständigen Mädchen.
    Also begann er, Lily Bains mürbe zu machen.
    Er schenkte ihr bis zu einem gewissen Grade jene Aufmerksamkeit, nach der sie sich offenbar sehnte. Er ließ andere Mädchen fallen. Aber statt Lily nachzustellen, führte er sie am Gängelband.
    »Satanismus ist nichts weiter als eine Religion.« »Wie kannst du so etwas sagen, Duffy —«
    »Er hat eine lange Tradition. Oft wird er auch der linke Weg oder der linke Pfad genannt. Schon jemals was davon gehört?«
    »N-nein —«
    »Dein Denken bewegt sich leider immer noch in allzu simplen Bahnen . . .«
    Und später:
    »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    »Ja, Duffy!«
    »Kannst du aber auch schweigen?«
    »Natürlich!«
    »Weißt du, was ein magischer Zirkel ist?«
    »N-nein.«
    »Eine Personengruppe, die miteinander und mit dem Teufel verheiratet ist.«
    »Das klingt verdächtig nach Kommunismus!«
    »Das ist gut! Das muß ich meinem Geheimbund erzählen.«
    »Du gibst ja doch nur an.«
    »Durchaus nicht. Wir tanzen nackt im Mondschein, schlachten schwarze Hähne und bemalen uns gegenseitig mit dem Blut. Aber das ist natürlich lange nicht alles. Jedes kümmert sich um den anderen. Sooft wir können, arbeiten und spielen wir mitsammen. Wir essen auch gemeinsam, wenn es geht. Einer für alle und alle für einen. Und wir machen Gruppensex, weil jeder jedem gehört und wir alle dem Teufel gehören. Eine einzige glückliche Familie.«
    »Du machst dich über mich lustig!«
    »Sicher.«
    Immer öfter war er mit ihr beisammen. Er wußte, daß seine Gegenwart sie erregte. Sooft sie allein auf einer dunklen Veranda oder in einem abgestellten Wagen saßen, wurden seine Zärtlichkeiten dreister. Lag sie dann verzückt in seinen Armen, raunte er ihr Heimlichkeiten ins Ohr.
    »Schließ dich uns an.«
    »Das kann ich nicht.«
    »O doch. Was die anderen können, kannst du auch.«
    »Ich weiß nicht mal, wer die anderen sind.«
    »Wirst du es nicht verraten?«
    »Nein.«
    Da nannte er ihr die Namen aller Verschworenen.
    »Mußt  du denn dazu gehören, Duffy?«
    »Wir haben Gelöbnisse abgelegt, das sagte ich dir doch.«
    »Würden wir beide dann auf ewig zusammengehören?«
    »Wir beide — und alle anderen.«
    »Aber ich liebe nur  dich!«
    »Hier geht es um mehr als Liebe. Es ist eine Art Religion und Anbetung. Um Macht zu gewinnen.«
    Schließlich erfolgte die unvermeidliche Frage:
    »Duffy — liebst du mich?«
    »Ach, Lily!«
    »Du hast es nie gesagt.«
    »Ich liebe dich. Sehr sogar.«
    »Und wir können einander nur über den Geheimbund haben?«
    »Das ist die einzige

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