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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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Möglichkeit.«
    »Aber ... du wirst doch der erste sein?«
    »Natürlich. Jetzt — und immer.«
    »Wird es für immer sein?«
    »Das schwöre ich.«
    »Ach, Duffy, ich tue ja alles, was du willst.«
    Eine Woche später war Vollmond. Die Einweihung fand auf einer kleinen Waldlichtung unweit von Sanscoeur statt. Lily durfte zusehen, wie die Räucherkerzen auf dem improvisierten Altar angezündet wurden und die ersten Zeremonien begannen. Bonnie zog sich aus, um die Rolle der Priesterin zu übernehmen. Zachary schlachtete den Hahn und bestrich Bonnies Körper mit dem Blut. Dann zogen auch die anderen sich aus und tanzten mit hoch erhobenen silbernen Messern im Licht des Mondes: Hexen und Magier.
    Später zogen Bonnie und Jeanne sie ins Gestrüpp und bereiteten sie für ihre Aufnahme vor. Kurz darauf kamen sie mit ihr zurück. Lily war nun nackt wie alle anderen. Ihre Augen waren verbunden. Sie legten Lily auf den kurzen Altar. Kopf und Beine baumelten herunter. Für Sekunden überfielen Duffy schwere Gewissensbisse. Dann aber . ..
    Es  gibt keine anständigen Mädchen!
    Sie führte ihn in eine kleine Taverne, die es zu seiner Schulzeit noch nicht gegeben hatte. Das Lokal hieß  Roter Hahn  und wurde von Mrs. Jacobs geführt, die mit dem Grundstücksmakler verheiratet war. Im Hinterzimmer fanden sie einen Tisch an der Wand, wo sie ungestört waren.
    Sie plauderten halblaut.  Weißt du noch, wie . . . Was wurde eigentlich aus . . . Nie werde ich vergessen . . .  Verzückt wie nie vorher lauschte er ihrer Stimme, jedem Tonfall, begeisterte sich für jede ihrer Handbewegungen und atmete wohlig ihr eigenwilliges zartes Parfüm ein.
    »Ich höre, du hast geheiratet«, sagte sie. »Heute früh hat man mir erzählt, daß du mit Roxanne Sanscoeur hier bist.«
    Ja, bestätigte er, sie war seine Frau.
    »Hoffentlich ist sie gesund. Wenn ich mich recht erinnere, hieß es doch seinerzeit, sie sei leidend . . .«
    Er wußte selbst nicht, wie es kam, aber plötzlich erzählte er ihr die ganze Geschichte. Nie hatte er sich bisher gestattet, Roxannes Krankheit mit einem anderen zu besprechen, und jetzt — innerhalb eines einstündigen Beisammenseins nach dreizehn Jahren sprach er alles aus, was ihn bedrückte.
    Und war unendlich erleichtert.
    »Außer mit den Ärzten habe ich noch nie mit jemandem darüber gesprochen.«
    »Ich bin froh, daß du dich mir anvertraut hast.«
    Er hatte das Gefühl, daß sie jetzt bedeutend mehr gemeinsam hatten als früher mit ihrer Liebelei.
    Ihre schlanken Hände mit den hübschen, farblos lackierten Nägeln lagen auf dem Tischtuch. Sie trug keine Ringe an ihren Fingern. Er griff nach ihrer linken Hand und hielt sie fragend fest.
    Sie bemerkte seinen Blick und lachte leise.
    »Es muß doch jemanden gegeben haben«, sagte er.
    »Niemand.«
    »Geschieden?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Freunde? Geliebte? Verlobte?«
    Lachend schüttelte sie den Kopf.
    »Das gibt’s doch gar nicht! Ein Mädchen wie du muß seit damals jemanden kennengelernt haben.«
    »Ach, Gelegenheiten gab es genügend. Vermutlich ist es damit auch noch nicht vorbei. Aber . . . keiner war wie du, Duffy.«
    Das war die erste Anspielung auf die Vergangenheit, und sie störte ihn. Wenn sie durch das, was er — und die anderen — getan hatten, den Geschmack für andere Männer verloren hatte, war das nicht wiedergutzumachen.
    »Das ist doch eine grundfalsche Einstellung«, sagte er.
    Sie zuckte die Achseln und lächelte. Nie zuvor hatte er ein innigeres Lächeln gesehen.
    »Oh, das soll nicht heißen, daß mir andere Männer nicht gefallen hätten, Duffy. Wirklich, ich bin völlig normal — manchmal mehr, als mir lieb ist. Aber die Burschen am College imponierten mir nicht genug, und das gleiche gilt von den Männern, denen ich seither begegnet bin. Ich habe mir oft gedacht, es ist dumm von mir, in dieser kleinen Stadt zu bleiben, wo es einfach niemanden gibt. Aber ... ich weiß nicht. Hier bin ich zu Hause — bis einer kommt und mich wegholt. Manchmal habe ich geglaubt, du würdest es sein . . .«
    Ihr Blick wurde starr.
    Um Gottes willen, sie wird doch nicht die ganze Zeit über auf mich gewartet haben!  dachte er.
    Wie zur Bestätigung lächelte sie, tätschelte seine Hand und sagte: »Schließlich warst du der Mann, dem ich angelobt war — dir vor allem und mehr als allen anderen!«
    Damit war es ausgesprochen.
    »Verzeih mir«, sagte er. »Verzeih mir, was ich an dir verbrochen habe. Ich war ein blinder Narr, der nicht

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