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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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betrunken.«
    »Lümmel! Und später?«
    »Später, als du schon sechzehn warst, habe ich leise zu mir gesagt: Junge, dieses Mädchen wird dir einmal gefährlich werden! Das war ein Gedanke, der mich erschreckte, denn ich kam mir, dir gegenüber, schon schrecklich alt vor.«
    »Erschrickst du leicht, Liebling?« Margit klemmte ihren Tennisschläger unter den Arm und lehnte den Kopf gegen die Schulter ihres Mannes.
    »Nein. Warum?«
    »Ich muß dir etwas sagen.«
    »Laß doch die dumme Sache von damals schlafen.« Blankers hob die Faust. »Oh, ich könnte diese Richartz zerschmettern!«
    »Es hat nichts mit damals zu tun, es ist Gegenwart und Zukunft.« Margit schloß die Augen. Sie fühlte, wie Klaus seinen Arm um sie legte, einen starken, schützenden Arm. Geborgenheit und Liebe. »Ich war heute morgen bei Professor Haensel.«
    Blankers nickte. »Was meint er zu deinem Schnupfen?«
    »Der ginge vorbei, meint er. Aber das andere …«
    »Was für ein anderes?« Blankers starrte auf den blonden Kopf an seiner Schulter. »Fühlst du dich nicht wohl, Liebes?«
    »Jeden Morgen ist mir übel, muß ich würgen … dann wird mir ab und zu schwindlig … es ist ganz merkwürdig. Aber Professor Haensel sagt, es sei ganz natürlich. Bei der einen Frau sei es kaum merkbar, die andere habe es besonders stark. Aber das höre so im vierten, fünften Monat auf …«
    »Im fünften Monat?« stotterte Blankers. »Margit, ich bitte dich … so lange …« Und dann plötzlich begriff er – Männer sind in solchen Fällen immer ein wenig langsam mit dem Begreifen –, riß Margit herum und sah in ihre leuchtenden Augen. »Das ist wahr?« sagte er mit in Rührung schwimmender Stimme. »Das ist wirklich wahr? Seit heute morgen weißt du es? Margit, ich … ich muß mich bezwingen, sonst fange ich hier an zu jodeln und einen Veitstanz aufzuführen! Du … ich … wir … ein Kind! Himmel noch mal, ich könnte vor Freude platzen!«
    Er bückte sich blitzschnell, hob Margit hoch und trug sie auf den Armen zum Clubhaus.
    »Klaus! Was machst du?« rief Margit und strampelte. Aber er hielt sie fest in seinen Armen und ließ sie nicht wieder auf den Boden. »Was sollen die Leute denken? Alle sehen zu uns herüber. Sie lachen. Laß mich runter. Die denken ja, wir sind verrückt geworden.«
    »Verrückt? Ja!« Blankers lachte laut, damit es alle hörte. »Ich schäme mich nicht, ihnen zu zeigen, wie glücklich ein Mann sein kann. Und überhaupt werde ich dich jetzt immer auf Händen tragen, damit dem kleinen Klaus nichts passiert.«
    »Und wenn es eine kleine Margit ist?«
    »Es ist ein Klaus! Bei den Blankers' waren die ersten Kinder immer Söhne.«
    Übermütig gingen sie zum Clubhaus zurück. Er trug sie die Stufen zur Terrasse hinauf, an den gedeckten Tischen vorbei, und die Clubkameraden klatschten Beifall und hielten die Glastüren auf, damit das Ehepaar Blankers ohne Scherben zum Parkplatz konnte.
    Wer fragt da noch, wer Fred ist? Wer denkt noch daran?
    Es ist noch einmal gutgegangen, empfand Margit, als sie neben ihrem Mann im Wagen saß und nach Hause fuhr. Wenn nur diese Sonja Richartz nicht wieder in unser Glück einbricht.
    Sie lehnte sich zurück und starrte in den bewölkten Himmel.
    Sie ist pleite, die schöne Sonja. Ob man sie kaufen kann? Ob sie Geld annimmt für Schweigen? Natürlich durch einen Mittelsmann … Wenn sie Deutschland verläßt … Was könnte eine Sonja Richartz kosten?
    »Woran denkst du jetzt?« fragte Klaus und streichelte ihr über die Augen.
    »An unser Kind, Liebster.« Sie faltete die Hände im Schoß. »Stell dir vor … wenn es einmal auch sein Abitur macht, bin ich erst einundvierzig.«
    »Und die schönste Mutti der Welt!« schrie er gegen den Fahrtwind.
    Es war ein herrlicher Herbsttag. Der letzte in diesem Jahr.
    *
    Von Mallorca kam in diesen Tagen auch Fred Pommer zurück.
    Sein feudales Liebesglück war nur von kurzer Dauer gewesen. Zwar hatte man ein Haus gekauft, nahe am Meer, hatte einige Wochen voller Lust erlebt, aber dann geschah das Unglück. Vielmehr: Das Unglück kam ins Haus.
    Es hieß José Marco Esteban del Porto, war schlank, jung, schwarzlockig, muskulös, hatte glühende Augen, volle rote Lippen und zarte Hände, die zum Kosen geschaffen waren. Trotz des klangvollen Namens war José Marco Esteban del Porto nur ein braungebrannter Fischerjunge in geflickten, ausgefransten Hosen und einem Hemd, das die Sonne farblos gebleicht hatte. Zuerst trug er vom Kaufmann die Ware ins Haus, dann

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