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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vor dem Weihwasser gewehrt, hat gebissen und gekratzt – der Hein Focke wäre bald selbst abgesoffen – und dann hat sie geschrien: ›Laß mich los, Fred! Laß mich los! Ich will nicht! Ich will nicht!‹ Bis er ihr eins aufs Kinn gab, um sie überhaupt an Land bringen zu können.«
    Sonja Richartz atmete tief auf. Ihre Augen glänzten. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrem Nasenrücken.
    »Was hat sie geschrien?« fragte sie leise. »Fred, laß mich los! Ich will nicht! Ich will nicht!?«
    »Ja.«
    »Und wer ist Fred?«
    »Das weiß leider keiner. Wir sind noch keine Hellseher.«
    »Danke.« Sonja Richartz leckte sich über die plötzlich trockenen Lippen. »Ihre Auskunft ist sehr wertvoll, Herr Stämpfle. Sehr, sehr wertvoll. Kommen Sie sich morgen Ihr Honorar abholen.«
    Mit einem tiefen Seufzer legte Sonja Richartz auf.
    Fred heißt der Hebel.
    Fred, laß mich los. Ich will nicht!
    Ist das nicht klar genug?
    Für eine Frau gibt es keinen deutlicheren Beweis.
    Mit einem bösen, verzerrten Lächeln ging Sonja Richartz in ihr elegantes Wohnzimmer und goß sich ein Glas Whisky randvoll.
    »Auf dein scheues Vögelchen, mein lieber Klaus!« rief sie und trank es in einem Zug leer.
    *
    Nach der Hochzeitsreise, die sie nicht nach Amerika gemacht hatten, sondern nach Ischia, begann der Alltag einer jungen Ehe.
    Klaus kümmerte sich um seine Fabrik, Margit lebte sich in den großen Haushalt ein und repräsentierte als Hausfrau bei den fast wöchentlich viermal stattfindenden geschäftlichen Privatbesuchen wichtiger Kunden und Auftraggeber. Eine solch junge, hübsche Frau zauberte direkt eine andere Atmosphäre. Die Kunden waren galant und ließen ihre Freude über den herzerfrischenden Anblick Margits auch auf Klaus Blankers abfärben.
    Am Sonntag gingen sie Tennis spielen oder fuhren, solange das Wetter noch schön war, mit einer Motorjacht auf der Unterelbe.
    Es war der letzte Tennissonntag, das Abspielen des Platzes, bevor man in die Halle umzog – da tauchte auf dem Gelände des Clubs ›Grün-Weiß‹ die elegante Erscheinung von Sonja Richartz auf. Sie blickte sich unter den weißgekleideten Damen und Herren um und ging ohne zu zögern auf Margit und Klaus Blankers zu, die etwas abseits standen und sich nach einem gewonnenen Satz im Doppel abfrottierten.
    Klaus Blankers sah Sonja erst, als es schon zu spät war, um Margit zur Seite zu führen und der Begegnung auszuweichen. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als Sonja entgegenzugehen, sie zu begrüßen und sie zu Margit zu führen.
    »Eine Geschäftspartnerin«, stellte er Sonja vor. »Frau Richartz.« Und zu Sonja sagte er mit einem harten Blick: »Meine Frau.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sonja gab die Fingerspitzen ihrer Hand, als könne sie sich bei Margit schmutzig machen. »Ich war in der Kirche. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, Ihnen zu gratulieren, Frau Blankers.«
    »O danke.« Margit nickte. »Gehen wir zusammen eine Tasse Tee trinken? Ich habe einen schrecklichen Durst nach diesem Spiel.«
    »Aber gern.« Sonja Richartz lächelte mokant. Und dann, wie ein Schuß, in dem Moment, als sich Margit zum Gehen wandte, fragte sie laut: »Wer ist Fred?«
    Margit erstarrte. Sie fühlte, wie ihr Herz zu einem Eisklumpen wurde.
    Langsam drehte sie sich zu Sonja Richartz um. Sie wich diesem forschenden, triumphierenden Blick nicht aus, sondern hob, wie völlig ratlos, die Schultern. Klaus Blankers, schon drei Schritte vorausgegangen, kam zurück.
    »Fred?« fragte Margit gedehnt zurück. »Ein Name. Was soll es sonst sein, Frau Richartz?«
    »Natürlich ein Name. Und zwar ein Name, den man in höchster Not ruft. In Todesnot …« Sonja lächelte raubtierhaft und wandte sich mit einem koketten Wiegen zu Blankers um, der hinter ihr stand. »Oder war es unpassend und ein Fauxpas, danach zu fragen, Klaus?«
    Blankers krauste die Stirn. Es war ihm sehr unangenehm, von Sonja beim Vornamen genannt zu werden. Man kann Geschäftspartner sein, ohne allzu vertraut zu werden; auch mag es unter Männern angehen, daß man sich schnell freundschaftlich näherkommt. Aber wenn eine schöne Frau einen Mann einfach ›Klaus‹ nennt, so ist diese Vertraulichkeit immer eines Augenzwinkerns wert.
    »Ich weiß gar nicht, worum es geht«, antwortete Blankers steif. »Ich denke, wir wollen zum Tee?«
    »Natürlich.« Sonja tänzelte um Margit herum und schob sich an die andere Seite Blankers'. »Frauen sind von Natur aus neugierig, und ich ganz besonders, meine

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