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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zwei Zentner Speck. Es ist zum Kotzen!«
    »Du bist zum Kotzen!«
    »Auch.« Pommer griff nach den Butterbroten und dem Bier. »Ein Glück, daß man noch eine mitfühlende Verwandtschaft hat. Ehrlich, Usch, was hätte ich heute ohne dich gemacht? Du bist ein anständiges Mädchen. Vergiß, was einmal war.«
    »Wie kann man das vergessen, du Lump!« sagte Ursula Fürst leise.
    Pommer zuckte mit den Schultern und warf sich auf die Couch zurück. Er kaute mit Heißhunger und wippte mit den Spitzen seiner Schuhe auf und ab.
    »Ich gehe eine Steppdecke für dich holen«, sagte Ursula. »Ein altes Sofa ist in der Laube. Und waschen mußt du dich aus dem Eimer.«
    Pommer nickte. »Ist es nicht traurig, Usch, sag selbst: Da hat man einen Onkel, der Reeder und Millionär ist, und muß leben wie ein räudiger Hund. Warum gibt mir dein Vater nicht eine Chance? Warum stellt er mich nicht ein? Etwa im Schrottverkauf, davon verstehe ich was.«
    »Frag ihn selbst.« Ursula verließ ihr Zimmer, um vom Speicher eine Steppdecke zu holen.
    Pommer sah sich um. Ein typisches Jungmädchenzimmer. Anbaumöbelchen, zarte Farben, ein Wollteppich, viele Bücher und Schallplatten, ein Radio, ein transportables Fernsehgerät, drei im Raum verteilte Lautsprecher – aha, also Stereo –, vier Sesselchen, ein niedriger Tisch mit einer Glasplatte. Darauf ein paar Modehefte, ein Buch ›Zärtlichkeit bei Abendrot‹ und ein blau eingebundenes Fotoalbum.
    Pommer beugte sich vor, zog das Album zu sich heran und klappte es auf.
    Hochzeitsbilder. Vor der Kirche, in der Kirche, nach der Kirche, in der weißen Kutsche mit den Schimmeln. Eine glücklich lächelnde Braut in einem herrlichen weißen Kleid und langem, wehendem Schleier. Ein stolzer Bräutigam, groß, braungebrannt, im tadellosen Frack mit einer weißen Rose im Knopfloch, sichtbar älter als die Braut, ein Mann mit Geld.
    Pommer hielt das Album noch immer in den Händen, als Ursula mit der Steppdecke zurückkam. Sie warf das Bettzeug auf den Boden und riß das Album aus Pommers Hand.
    »Leg das weg!« sagte sie mit rauher Stimme. »Das geht dich gar nichts an!«
    »Seit wann ist Margit verheiratet?« fragte Pommer ruhig.
    »Seit drei Monaten.«
    »Mit wem?«
    »Mit dem Großfürsten Nepomuk von Odessa.«
    »Gib nicht so dämliche Antworten!« Pommer sprang auf, ergriff Ursula an den Handgelenken, drehte sie etwas herum und zog das um sich tretende Mädchen zu sich heran. »Hör einmal zu, Cousinchen«, sagte er mit gefährlich samtener Stimme. »Ob dein Bräutigam alles weiß oder nicht, ist mir scheißegal. Aber dein Vater haut dich aus der Wäsche, wenn er erfährt, daß Deflorationen so etwas wie ein Familienspiel geworden sind. Du vergibst dir nichts, wenn du mir sagst, wer der Mann ist.«
    »Ich sage es nicht, du Biest!« Ursula riß sich los und wich an die Tür zurück. »Wenn du einen Schritt näher kommst, schreie ich, dann kommt Papas Diener!«
    »Und dann?« Pommer grinste böse. »Dann erfährt dein Papa, daß dein Vetter Fred bei dir war, der liebe, gute Fred, der aus Mädchen erst Frauen macht.«
    »Du hundsgemeiner Schuft!« Ursulas Gesicht glühte. »Mach, daß du in deine Laube kommst! Und übermorgen spätestens bist du weg, sonst … sonst …«
    »Was sonst?«
    »Ich sage es Kurt, meinem Bräutigam – er macht dich krankenhausreif.«
    »Übermorgen ist alles vergessen, Cousinchen. Großes Versprechen. Fred Pommer arbeitet schnell, eben mit Köpfchen.« Er goß sich noch ein Glas Bier ein und hob das Glas. »Ich brauche nur den Namen von Margits Mann.«
    »Nein!« schrie Ursula.
    Pommer trank einen tiefen Schluck. »Es gab einmal ein Mädchen«, sagte er im Erzählton, »die flüsterte in den Armen eines Mannes, daß sie diese Stunde nie vergessen werde, auch nicht, wenn sie einmal heiraten würde. Kennst du dieses wilde, süße Mädchen, Cousinchen?«
    »Er heißt Klaus Blankers, du Schuft.« Ursula schlug beide Hände vor das Gesicht und wandte sich ab. »Warum wird man bloß bestraft, wenn man eine Bestie wie dich tötet!«
    *
    Klaus Blankers war verreist. Nach Spanien. Eine Maschinenfabrik in Barcelona hatte ihm ein gutes Angebot geschickt: Sie wollte als Lizenzbetrieb die deutschen Patente in Spanien herstellen und auswerten. So etwas bedurfte einer eingehenden Besprechung und eines Studiums der Marktlage auf der Iberischen Halbinsel und vor allem in Südamerika, wohin die Fabrik lieferte.
    Dieser große Auftrag hatte die ersten Wolken über den sonnigen Ehehimmel

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