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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denke, Dr. Preußig …«
    »Ich hatte es mir nach Ihrem Unfall vorbehalten, die Vorauswahl zu treffen, Herr Blankers.« Pommers Gesicht war ein einziges freudiges Leuchten. Aber in seinem Gehirn arbeitete es. Die kommenden Minuten, das wußte er, entschieden alles. Jetzt galt es, einen Trumpf auf den Tisch zu legen. Den großen Trumpf der Vollmacht, der alle Gegner im voraus wegfegte.
    »Vorauswahl? Wieso?« Blankers sah Pommer fragend an.
    »Ich habe vier große Geschäfte abgeschlossen, über die man Sie ja schon informiert hat. Diese Geschäfte erforderten eine unbedingte Geheimhaltung, denn die Konkurrenz hat noch nie geschlafen. Deshalb ließ ich die Post zuerst zu mir statt zu Dr. Preußig kommen.«
    »Soll das heißen, daß Sie Dr. Preußig mißtrauen?« Blankers setzte sich. »Haben Sie konkrete Anlässe, so zu denken?«
    »Konkrete nicht, aber in der Geheimhaltung ist irgendwo ein Loch. Ich habe noch nicht entdecken können, wo. Zwei Tage nach dem Japanabschluß kam die Konkurrenz mit einem ähnlichen Angebot. Ein Glück, daß ich schneller war. Ich erfuhr, daß die Konkurrenz einen Wink bekommen hatte.«
    »Wenn das wahr ist, Herr Pommer …« Blankers schob unruhig die Briefe hin und her. Verrat in der Direktion, dachte er. Unmöglich! Alle Direktoren arbeiteten schon unter meinem Vater. Sie sind mit dem Werk verwachsen. Es ist undenkbar, daß jemand der Konkurrenz unsere Pläne weitergibt. »Sie müssen sich irren«, sagte er laut.
    »Fast zur gleichen Zeit mit dem Indienprojekt kam eine Offerte der Konkurrenz nach Neu-Delhi. Ist das auch ein Zufall?«
    »Das ist eine Schweinerei!« Blankers sprang auf. »Rufen Sie alle Herren zu einer Konferenz in einer Stunde. Ich werde vorher mit Dr. Preußig unter vier Augen sprechen.«
    Zufrieden, aber doch mit Angst im Nacken verließ Pommer das Chefbüro und ging hinüber zu seinem Büro, das er seit dem Unfall von Blankers nicht mehr betreten hatte. Was wird Dr. Preußig ihm sagen, dachte er. Ich habe Mißtrauen in Blankers' Herz gesät, aber reicht es aus, um Dr. Preußig zu stürzen?
    Die bösen Ahnungen Pommers waren berechtigt. Seine Intrige reichte nicht aus. Ehe Klaus Blankers dazu kam, die rätselhaften Gegenangebote der Konkurrenz zu erwähnen, hatte ihm Dr. Preußig eine gut vorbereitete Mappe vorgelegt.
    Blatt 1: Eine Fotokopie der Generalvollmacht Fred Pommers.
    »Was ist das?« fragte Blankers, als er die Kopie sah. »Eine Vollmacht für Herrn Pommer? Wieso denn?«
    »O Verzeihung. Die Kopie ist sicherlich falsch abgeheftet worden. Diese neuen Sekretärinnen haben keine Ahnung.« Dr. Preußig wollte listig das Aktenstück an sich nehmen und die Kopie herauslösen, aber Blankers hielt die Mappe fest.
    »Einen Augenblick noch, Doktor.« Langsam las Blankers den Text durch, und je weiter er kam, um so rätselhafter wurde sein Blick. Dann löste er die Kopie aus der Mappe und schob sie in die Schublade seines Schreibtisches. »Ich glaube, das hat sich erledigt«, sagte er dabei. »Ich bin ja nun wieder da.«
    »Gott sei Dank.«
    Blankers nickte. »So ein Gefühl habe ich auch.«
    Nach zehn Minuten Vortrag verließ Dr. Preußig das Chefzimmer. Im Nebenflur warteten die Direktoren Wolff und Hallersleben. »Nun, was sagt er?« fragten sie. »Wie reagierte er?«
    Dr. Preußig hob die Schultern. »Nüchtern wie immer. Ohne Kommentar. Ich weiß immer noch nicht: Hat er nun den Wisch wirklich unterschrieben oder ist es ein Pommer-Trick?«
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis ein diskreter Summton Fred Pommer zu Blankers rief. Blankers stand am Fenster und sah hinaus auf sein Werk. Auf dem leeren Schreibtisch lag nur ein Blatt Papier. Die Fotokopie der Generalvollmacht. Pommer sah es sofort, und sein glattes, höfliches Gesicht wurde hart.
    »Sie waren ungemein erfolgreich, Herr Pommer«, sagte Blankers, ohne sich vom Fenster umzudrehen. »Japan, Indien, zweimal Afrika, die Firma ist auf Jahre hinaus gesichert.«
    »Das war auch mein Bestreben, Herr Blankers.« Pommer legte die schmalen Hände vor sich übereinander. »Es war mir nur möglich dank Ihrer großherzigen Vollmacht.«
    Der Schuß saß. Er schlug ein. Blankers drehte sich abrupt herum.
    »Diese Vollmacht da?«
    »Ich habe zwar noch keinen Blick darauf geworfen, aber wenn sie Ihnen von Dr. Preußig gegeben wurde, muß sie es sein. Sie war für Dr. Preußig mehr als ein Dorn im Auge.«
    »Auch für mich!«
    »Ich verstehe nicht, Herr Blankers …«, sagte Pommer mit kindlich aufgerissenen, unschuldigen

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