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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein glattes Lächeln. »Ich werde diese Briefe deinem Mann vorlegen, und er wird sie mir für die erwähnten sechzigtausend Mark abkaufen, um keinen Skandal heraufzubeschwören. Ich werde ihn sogar bitten, mit dir über diese Angelegenheit nicht zu sprechen.«
    »Du bist der größte Lump, der …«
    »Häschen, warum diese Worte?« Pommer stand auf, nahm die Papiere und reichte sie Margit hin. »Komm, unterschreib, und du wirst nie mehr Anlaß haben, dich an mich zu erinnern.«
    »Nie unterschreibe ich! Nie!« schrie Margit.
    »Ist dieses Nie nicht ein wenig dumm? Ist dein ganzes weiteres Glück nicht diese lumpigen sechzigtausend Mark wert?« Er kam um den Sessel herum, faßte plötzlich Margits Handgelenke und zerrte sie zum Tisch. »Unterschreib!« sagte er in einem völlig anderen, harten, befehlenden Ton. »Zum Teufel noch mal, stell dich nicht so an! Es ist ein reelles Geschäft … du hast Ruhe, und ich habe einen sorglosen Lebensabend. Daß man euch dämliche Frauenzimmer immer zum Glück zwingen muß. Selbst damals, an der Ostsee, mußte ich dich zum Glück zwingen.«
    »O du Schuft! Du Lump! Du Saukerl!« stöhnte Margit. Sie wand sich unter seinem Griff, wollte sich losreißen, stieß mit dem Kopf nach ihm, ihre Haare fielen über ihr Gesicht, sie trat nach Pommer, aber er wich aus und hielt ihre Handgelenke fest.
    »Sei vernünftig, Kindchen!« keuchte er. »Ich schwöre dir, es ist unsere letzte Begegnung!«
    »Ich schreie!« stöhnte Margit. »Ich schreie nach dem Diener! Der Gärtner ist draußen vor dem Fenster, mein Vater spielt oben mit Monika … wenn ich schreie, kommen sie alle hierher …«
    Pommer schüttelte den Kopf. Mit einem Ruck zog er Margit an sich, ein geübter Griff, ein Ruck, und das Kleid rutschte von Margits Schultern. »Nun schreie …«, sagte er leise. »Wenn sie kommen und sehen dich so in meinen Armen …«
    Hinter der Bücherwand stand Baurat Bernhardt, starr, stumm, mit geballten Fäusten, sah zu, hörte alles und spürte sein Herz erkalten. Es war ihm, als friere seine Seele ein. Mein Kind, dachte er immer nur, mein armes Kind. Wenn ich das alles vorher gewußt hätte!
    Verzweifelt rang Margit mit Pommer. Es war ein wortloser Kampf, nur unterbrochen von gepreßten Ausrufen und keuchendem Atem. Dann gelang es Margit mit einem wilden Ruck, sich zu befreien. Ehe Pommer wieder zugreifen konnte, hatte sie sich geduckt, entschlüpfte ihm und rannte aus der Bibliothek, im Laufen noch das Kleid wieder über ihre Brust zerrend.
    Pommer wartete, ob sich etwas im Hause rührte. Da weder der Diener kam, noch der Gärtner, noch der alte Baurat, faltete er die zwei Briefe wieder zusammen, steckte sie ein und verließ ruhig, wie ein zufriedener Besucher, die Blankersvilla.
    Während der Fahrt durch die Innenstadt Hamburgs bemerkte er nicht, daß ihm ein Taxi folgte; auch als er vor seinem Hotel ausstieg, in dem er seit einigen Tagen zwei Zimmer gemietet hatte, achtete er nicht auf das ebenfalls haltende Taxi und den Mann im pelzbesetzten Ulster, der den Chauffeur bezahlte und ihm dann in die Hotelhalle folgte.
    »Zimmer 167«, hörte der Mann Pommer zum Portier sagen. Er wartete, bis der Fahrstuhl wieder zurückkehrte, stieg dann ein und fuhr hinauf in die erste Etage.
    Fred Pommer hatte gerade seine Jacke ausgezogen und wollte zum Telefon gehen, um sich beim Etagenkellner einen Kognak zu bestellen, als die Tür aufging und Baurat Bernhardt eintrat. Ohne ein Wort schloß er die Tür hinter sich ab und steckte den Schlüssel in die Tasche seines Pelzulsters.
    »Herr Baurat!« Nach dem ersten Schrecken hatte sich Pommer schnell gefangen. Er nahm seinen Rock, zog ihn wieder an und kontrollierte sogar den Sitz seiner Krawatte. »Ihr Besuch ist ungewöhnlich, wenn man es so ausdrücken darf. Ich weiß auch nicht, warum Sie …«
    Baurat Bernhardt ging stumm zum Zimmertelefon, zog den Stecker aus der Leitung, ging von dort zum Fenster und schloß es. Dann zog er die Gardine vor und griff in die rechte Tasche seines Mantels. Langsam, als handle es sich um einen zerbrechlichen Gegenstand, nahm er eine Pistole heraus und legte sie vor sich auf den Rauchtisch. Die Augen Pommers weiteten sich plötzlich vor Angst und Entsetzen.
    »Ich habe vorhin Ihre Unterhaltung mit meiner Tochter angehört«, sagte Baurat Bernhardt völlig leidenschaftslos, mit einer erschreckend geschäftsmäßigen Stimme. »Von Anfang an. Ich stand hinter dem Bücherregal.« Er zeigte auf die Pistole und legte dann die Finger

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