Nacht der Versuchung
Körper und ging mit Fleur auf dem Arm langsam auf und ab.
Zunächst schien Fleur sich tatsächlich zu beruhigen. Doch als Mariella versuchte, sie ins Bettchen zu legen, schrie sie sofort wieder los, und das ganze Spiel fing von vorn an. Drei Stunden später war Mariella restlos erschöpft. Ihr schmerzten die Arme, und sie musste sich eingestehen, dass sie sich allmählich ernsthaft Sorgen machte. Fleur weinte jämmerlich. Ihre Wangen waren hochrot, und sie schwitzte am ganzen Körper. Und draußen tobte immer noch ein höllischer Sturm.
“Mein armes Baby”, flüsterte Mariella unglücklich. Tanya hatte ihr ihre geliebte kleine Tochter anvertraut. Wie würde ihre Schwester reagieren, wenn sie erfuhr, dass sie, Mariella, das Baby auf einen Ausflug in die Wüste mitgenommen hatte, wo es weit und breit keinen Arzt gab? Was, wenn Fleur wirklich ernsthaft, womöglich lebensbedrohlich erkrankt war? In ihrer Angst schickte Mariella ein Stoßgebet zum Himmel.
Nebenan lauschte Xavier auf das jämmerliche Schreien des Babys, wagte es aber nicht, hineinzugehen und seine Hilfe anzubieten. Er konnte seinen Gefühlen nicht trauen, wie er sich widerstrebend eingestand.
Eine weitere Stunde später entschied sich Mariella verzweifelt, der Sache auf den Grund zu gehen, denn es war ja offensichtlich, dass es Fleur nicht gut ging. Mit bebenden Händen zündete Mariella alle Öllampen an, legte Fleur auf die Wickelauflage aufs Bett und zog das Baby behutsam aus. Dann überprüfte sie den kleinen Körper sorgfältig nach irgendwelchen Hinweisen auf einen Ausschlag, der ihre schlimmsten Ängste bestätigt hätte, dass Fleur sich möglicherweise mit einer Meningitis angesteckt hätte.
Als sie jedoch nach mehrfacher Überprüfung keinen Hinweis entdecken konnte, war sie so ratlos wie zuvor. Zärtlich wischte sie Fleur die Tränen aus dem heißen Gesicht und küsste sie auf die kleine Wange. Fleur griff nach ihrem Zeigefinger und versuchte, daran zu saugen. Nein, eigentlich biss sie darauf herum … Mariella spürte etwas Spitzes, Scharfes … Fleur bekam ihren ersten Zahn!
Erleichtert fiel Mariella ein Stein vom Herzen. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie ihre Mutter Tanya nächtelang herumgetragen hatte und ihr, Mariella, erklärt hatte, dass das Zahnen dem Baby wehtue und es deshalb so weine. Nun holte Mariella die schmerzstillende Lotion aus der Babytasche, die sie für diese Zwecke in die Reiseapotheke getan hatte.
“Pass auf, gleich fühlst du dich besser, mein Schatz”, sagte sie liebevoll, während sie die Lotion behutsam mit einem Wattestäbchen auftupfte. “Und was für einen hübschen kleinen Zahn hast du da! So ein hübscher Zahn!”
Tatsächlich beruhigte sich Fleur im Nu und war nur Minuten später tief und fest eingeschlafen. Restlos erschöpft trug Mariella das Baby ins Bettchen und legte sich dann selber wieder hin.
Xavier wurde allmählich unruhig. Es war schon helllichter Tag. Er selbst hatte längst geduscht und gefrühstückt und sogar versucht, etwas am Laptop zu arbeiten. Allerdings fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Ständig schweiften seine Gedanken zu der Geliebten seines Cousins, was gänzlich unerwünschte Gefühle in ihm wachrief. Seit Stunden drang nicht der geringste Laut aus dem Schlafzimmer. Als Nachtclubtänzerin war sie es sicher gewohnt, tagsüber zu schlafen … und höchst wahrscheinlich nicht allein!
Allein bei der Vorstellung, dass diese Frau nebenan in seinem Bett lag, wurde ihm durch und durch heiß … was ihn wiederum wütend machte, denn er war insgeheim immer sehr stolz auf seine Selbstbeherrschung gewesen. Khalid sollte eigentlich froh sein, dass er, Xavier, ihn davor bewahrt hatte, diese türkisäugige Verführerin zu heiraten!
Doch Khalid war nicht froh. Im Gegenteil, er war verschwunden, nachdem er hoch und heilig geschworen hatte, die Frau, die er liebte, niemals aufzugeben, selbst wenn er, Xavier, die Drohung wahr machen würde, ihn zu enterben. Sein Cousin war offenbar völlig vernarrt in diese Frau, und nun, da er, Xavier, sie kennengelernt hatte, fing er an zu begreifen, wie gefährlich sie war.
Wenn er jedoch mit ihr ins Bett gehen würde, würde das Khalids Liebe sicher abkühlen lassen. Zumal, wenn sein Cousin erfuhr, dass sie sich ihm, Xavier, freiwillig hingegeben hatte! Und sie würde der Versuchung, sich einen noch reicheren Mann zu angeln, ganz bestimmt nicht widerstehen können! Natürlich würde Khalid sehr verletzt sein, aber es war nur zu seinem
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