Nacht der Versuchung
Apartments. Außer Fleur, die sie zugegebenermaßen vergötterte, liebte sie vor allem ihr eigenes Vergnügen, und Mariella fiel es zunehmend schwer, sie sich an der Seite eines Mannes wie Scheich Xavier vorzustellen, der viel zu asketisch wirkte, um Tanyas Geschmack teilen zu können.
Tanya liebt ihn, rief sie sich energisch ins Gedächtnis, auch wenn sie, Mariella, das kaum vorstellbar fand. Er war einfach nicht Tanyas Typ. Ihre jüngere Schwester flog eigentlich auf jungenhafte, unbeschwerte Männer, die sich gern ausgiebig amüsierten.
Fleur schlief erst einmal wieder tief und fest, nachdem Mariella sie gefüttert und gewickelt hatte. Mariella entschied sich also, nach draußen zu gehen und die Lage zu sondieren. Der Wind pfiff jedenfalls nicht mehr heulend um das Zelt, was hoffentlich bedeutete, dass sie bald in die Stadt zurückfahren konnte.
Als sie nach draußen trat, stellte sie erleichtert fest, dass der Wind tatsächlich aufgehört hatte. Kein Lüftchen regte sich, und der Himmel zeigte sich in einem tristen Ockergelb. Ihr seitlich geparkter Geländewagen war reichlich mit Sand bedeckt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Oase erhob sich steil die Felsenschlucht, deren fast senkrechte Wände hier und da von schroffen Vorsprüngen unterbrochen wurden. Dieser abgeschiedene Ort besaß eine raue, elementare Schönheit, die Mariellas Künstlerauge nicht entgehen konnte.
Hohe Palmen säumten das Wasser der Oase, dahinter erstreckte sich ein Gebiet, das mit spärlichem, stachligem Gras bewachsen war. Mariella sah nun, dass der holprige Weg, über den sie tags zuvor gekommen war, vermutlich ein ausgetrocknetes Wadi war.
Die Stille ringsum wirkte nahezu hypnotisierend.
Eine Bewegung auf der anderen Seite der Oase weckte Mariellas Aufmerksamkeit, und sie erstarrte, als sie Xavier erkannte. Er trug jetzt nicht mehr das traditionelle Gewand, sondern Jeans und T-Shirt und inspizierte anscheinend eine nach der anderen die Palmen am Ufer des Wasserbeckens. Er hatte Mariella noch nicht bemerkt, und sie wich unwillkürlich tiefer in den Schatten des Zeltes zurück.
Xavier wandte sich jetzt von den Bäumen ab und blickte über die Oase hinweg. Er beschattete mit der Hand die Augen und betrachtete prüfend den Himmel.
Xavier war zufrieden. Der Sturm hatte die Wurzeln der Palmen nicht gelockert. Es gab eigentlich keinen Grund, nicht ins Zelt zurückzukehren und weiterzuarbeiten. Und ziemlich bald würde er auch dazu gezwungen sein. Augenblicklich befanden sie sich nämlich genau im Auge des Sturms. Sobald dieses also weitergezogen war, würde der Wind mit noch größerer Gewalt zurückkehren.
Doch Xavier konnte noch nicht zurück ins Zelt. Nicht, solange er immer noch sie vor Augen hatte, wie sie da im Bett lag … in seinem Bett.
Ärgerlich zog er sich das T-Shirt und dann rasch auch alle restliche Kleidung aus und watete entschlossen ins Wasser.
Mariella stand wie gebannt da. Mit angehaltenem Atem ließ sie den Blick bewundernd über Xaviers männlich schönen, nackten Körper gleiten und hatte alle Mühe, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Als Künstlerin hatte sie den menschlichen Körper ausgiebig studiert, hatte Florenz besucht und voller Ehrfurcht die Werke der großen Meister bestaunt. Was sie nun aber sah, war ein unvergleichliches Meisterwerk der Natur.
Xavier watete immer tiefer in das Wasser der Oase. Er bewegte sich völlig unbefangen. Seine gleichmäßig gebräunte Haut verriet, dass es für ihn durchaus normal war, hier in der Oase nackt zu baden. Mariella konnte den Blick nicht von ihm wenden. In diesem Körper hatten sich Kraft und Anmut in vollendeter Harmonie gefunden. Heißes Verlangen packte sie und verdrängte alle künstlerischen Aspekte. Ihr kribbelte es in den Fingern, diese samtene Haut zu berühren, diesen prachtvollen Männerkörper zu erkunden … Langsam, unaufhaltsam glitt ihr Blick hinunter zu seinem knackigen Po … Wie würde es sein …? Mariella erschauerte heftig und hatte selber das Gefühl, in ein Bad der Gefühle einzutauchen, das so sinnlich und gefährlich war, dass sie Angst hatte, darin zu versinken.
Nach und nach verschwand Xavier im Wasser, bis nur noch Kopf und Schultern zu sehen waren. Schließlich tauchte er ganz ein, und Mariella hielt unwillkürlich den Atem an, bis er einige Meter weiter wieder auftauchte und mit kraftvollen Zügen vom Ufer wegschwamm.
Mariella war schockiert, entsetzt, wütend, fühlte sich furchtbar verletzlich und gleichzeitig von
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