Nacht der Versuchung
versorgte Mariella erst einmal das Baby. Und Fleur schlief in ihrem Bettchen so schnell und zufrieden ein, als wäre sie zu Hause. Der Zeitpunkt war günstig, zu versuchen, Tanya auf ihrem Handy zu erreichen. Der Luxusliner, auf dem Mariellas Schwester engagiert war, befand sich auf einer großen Kreuzfahrt durch die Karibik und den Golf von Mexiko.
„Was macht meine kleine Fleur?“ fragte Tanya natürlich sofort.
„Sie schläft tief und fest“, antwortete Mariella beruhigend. „Und auch den Flug hat sie bestens überstanden. Alle haben sie unglaublich verwöhnt. Und wie geht es dir?“
„Ach … ganz gut. Du weißt schon … viel zu tun, zwei Shows jeden Abend … aber die Bezahlung ist einfach zu gut. Mariella, ich muss jetzt leider Schluss machen … Gib Fleur einen dicken Kuss von mir.“
Nach Beendigung des Gesprächs blickte Mariella ein wenig schuldbewusst auf das Handy in ihrer Hand. Sie hatte ihrer Schwester nichts von ihrer Absicht gesagt, Tanyas treulosen Exliebhaber zur Rede zu stellen und ihm unmissverständlich zu sagen, was sie, Mariella, von ihm hielt. Mochte Tanya vielleicht auch etwas zu bereitwillig mit ihm ins Bett gestiegen sein, so zweifelte Mariella nicht einen Moment, dass ihre Schwester fest daran geglaubt hatte, dass dieser Mann sie lieben und es für sie eine gemeinsame Zukunft geben würde.
Verzweifelt versuchte Mariella, sich aus den Nebeln eines beunruhigenden Traums zu befreien, in dem zwei Wächter sie herbeischleiften und vor den Füßen ihres neuen Herrn und Meisters zu Boden stießen, wo sie zitternd liegen blieb. Wie sehr sie diesen Mann hasste, der sich vor ihr aufgebaut hatte und mit glühendem Blick auf sie herabsah! Das klare, eisige Grau seiner ungewöhnlichen Augen erinnerte sie seltsamerweise an die Farbe des sturmgepeitschten Himmels und Meeres ihrer englischen Heimat.
„Du wagst es, mich herauszufordern?“ fragte er leise, wobei er langsam näher kam.
Mariella spürte die drohende Gegenwart der Wachen hinter sich. Von ganzem Herzen hasste sie diesen Mann, der sich nun zu ihr herabbeugte. Als er jedoch eine Hand ausstreckte und ihr Kinn umfasste, wandte Mariella den Kopf und biss ihm kräftig in den Daumen.
Sie spürte, wie hinter ihr die Wachen die Säbel zogen, und machte sich bereit für den tödlichen Hieb. Doch stattdessen schickte ihr Peiniger die Wachen mit einer kleinen Geste fort und wich einen Schritt zurück. Auf dem kunstvollen Mosaikboden schimmerte ein Tropfen Blut.
„Du bist wie eine Wildkatze und musst gezähmt werden …“ Ihr Peiniger trat hinter sie, fasste in ihr langes Haar, wickelte es sich fest um die Hand und zog sie gewaltsam zurück, so dass sich die Spitzen ihrer nur halb bedeckten Brüste unter dem dünnen Stoff ihres Oberteils abzeichneten. Sie bebte am ganzen Körper vor Abscheu und Empörung, als er mit der anderen Hand nach der Schließe griff, die das Top zusammenhielt. Doch dann ließ er sie unvermittelt los und drehte sie zu sich herum, so dass sie seinem verächtlichen Blick begegnete.
Noch halb gefangen in dem nebelhaften Geschehen ihres Traumes, wurde Mariella bewusst, dass sie diese grauen Augen kannte und den zynischen Ausdruck darin schon einmal gesehen hatte. Und im Moment des Aufwachens begriff sie, wieso. Der Mann in ihrem Traum war der arrogante Araber gewesen, der auf dem Flughafen an ihr vorbeigerauscht war!
Benommen stand Mariella auf, ging ins Bad und stellte die Dusche auf kalt, um die gefährlich sinnlichen Nachwehen ihres Traums abzuwaschen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Als der eisige Wasserstrahl brutal ihren erhitzten Körper traf, stockte ihr buchstäblich der Atem. Sie beeilte sich mit dem Waschen, stieg aus der Dusche und wickelte sich in ein herrlich weiches weißes Badetuch. Unverwandt betrachtete sie ihr Spiegelbild, das zarte Gesicht, den hell schimmernden Teint, und wusste, dass sie nur die Augen zu schließen brauchte, um ihren arroganten Peiniger wieder vor sich zu sehen, wie er ihr mit einem spöttischen Ausdruck das Handtuch wegziehen und sie nehmen würde.
Mariella und Fleur hatten gerade ihr gemütliches Frühstück auf der Terrasse beendet, als ein Fax eintraf. Wie es aussah, war der Prinz durch unerwartete Geschäfte fortgerufen worden und würde sie in den nächsten Tagen nicht empfangen können. Er entschuldigte sich bei Mariella für die leider notwendige Änderung ihrer Pläne und bat sie, bis zu seiner Rückkehr die Annehmlichkeiten des Beach Club zu
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