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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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werden alle Zeit der Welt haben, den Kindern das Leben zur Hölle zu machen, aber zuerst müssen wir die Zaubertiere fangen.«
    »Jetzt, jetzt, jetzt!« drängte der Schratz.
    »Nein! Wir dürfen uns nicht ablenken lassen. Zuerst müssen wir die Zaubertiere daran hindern, den Spielzeugladen von Martha Miller zu erreichen. Müssen sie daran hindern, ihr zu sagen, daß sie die erwählte neue Spielzeugmacherin ist. Wenn sie die Zaubertiere übernimmt, ehe wir die Firma in den Fingern haben, müssen wir wieder runter in das dunkle Gewölbe und in unseren Kisten schlafen, bis die nächste Generation vergangen ist. Wir würden die Verlierer sein.«
    »Ich will nicht verlieren«, sagte Lissie.
    »Verlust ist Verschwendung«, sagte Eisenbeißer mit seiner kreischenden Maschinenstimme.
    »Ich hasse die Zaubertiere«, zischte der Schratz.
    »Ich stech’ sie, ich stech’ sie«, sagte die Hornisse und vollführte Purzelbäume in der Luft.
    »Zuerst die Zaubertiere«, sagte Rex mit strenger Stimme, »zuerst die Zaubertiere und danach die Kinder.« Daraufhin zupfte er sich seine schmutzige
    Masche zurecht, glättete die seidenen Aufschläge seiner Smokingjacke, hob den schwarzen Spazierstock und deutete auf das jenseitige Ende der Gasse. »Zu unseren braven Engelchen mit den weichen Bäuchen geht’s da lang!«
    Er führte die Spielzeugfiguren von einem verlassenen Durchgang zum nächsten. Sie achteten darauf, sich nur in den Schatten zu bewegen, im Schutz der Nebelfetzen, die vom Boden aufzusteigen begannen. Als sie einmal eine größere Straße überqueren mußten, versteckten sie sich unter der Bank eines Wartehäuschens, bis kein Fahrzeug mehr zu sehen war. Auf der anderen Seite der breiten Straße benutzten sie die großen Briefkästen als Deckung. Nach zehn Minuten hatten sie den Parkplatz hinter dem Armeekrankenhaus erreicht. Dort fanden sie das Fahrzeug, in dem sich die Zaubertiere versteckt hatten.
    »Und wohin jetzt?« fragte Lissie.
    Rex warf den Kopf in die eine Richtung, dann in die andere und versuchte, die Stimme des Bösen zu vernehmen. Sein Herr und Meister ließ ihn nicht im Stich. Rex lauschte, lächelte schmal und befahl: »Quer über den Parkplatz und dann in diese Richtung, nach Norden.«
     
     
    Falls ihn irgend jemand sehen sollte, hoffte Viktor Liebmann, daß er ihn für einen der vielen Stadtstreicher hielte. Er hatte seinen Wagen in der Nähe der Baufirma abgestellt, wo die Spielzeugfiguren vom Anhänger gesprungen waren. Es wäre ihm fast entgangen, wie sie sich in die Straße verdrückten.
    Wenn er nicht so genau hingeschaut hätte, wären sie ihm sicher nicht aufgefallen. Von nun an verfolgte er sie zu Fuß. Er mußte ebenfalls darauf achten, von dem Grüppchen nicht gesehen zu werden, und deshalb huschte auch Viktor von einem Schattenfleck zum nächsten. Er versteckte sich hinter Abfalleimern und kroch auf allen vieren durch schmutzige Einfahrten. Er war vollkommen verblüfft und fassungslos über sein eigenes Benehmen. Er hatte sich immer für ruhig und ordentlich gehalten, auf seine Würde bedacht. Nicht einmal in seinen wildesten Fieberträumen war er so wie jetzt durch den Dreck gekrochen wie ein betrunkener Bettler. Aber er konnte gar nichts dagegen tun. Er hatte Dinge gesehen, die unmöglich waren, und er mußte jetzt wissen, was das alles bedeutete. In seinem ganzen erwachsenen Leben, und eigentlich auch in seiner Kindheit, hatte Viktors Vorstellungskraft einer verrosteten Maschine geglichen, alle Räder und Rädchen verklemmt und erstarrt. Doch plötzlich war Leben in die Maschine gekommen. Das Getriebe arbeitete, die Rädchen drehten sich und rissen ihn mit. Viktor hatte vollkommen die Kontrolle verloren. Seine Einbildungskraft raste und war nicht mehr zu stoppen.
    Während er die schrecklichen Spielzeugfiguren durch die Gänge und Hintergassen verfolgte, von Versteck zu Versteck kroch und sprang, wurde seine Hose immer nasser und schmutziger. Sein Regenmantel bekam einen Riß. Müll blieb an ihm hängen. Als er durch den hellen Lichtkreis einer Straßenlaterne rannte, sah er, wie schmutzig seine
    Hände waren. Sein Gesicht würde auch nicht viel sauberer sein.
    Ich sehe wie ein Stromer aus, dachte er für einen Moment angeekelt, ich sehe wie ein zerlumpter verkommener alter Stromer aus.
    Aber sein Aussehen war ihm gleichgültig. Wichtig war ihm nur, die Spur der Spielzeugfiguren nicht zu verlieren.
    Doch genau das geschah auf dem Parkplatz des Armeekrankenhauses. Er kauerte hinter einem

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