Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
Meter, sondern nur aus fünfzehn Zentimeter Höhe herabgestiegen wäre.
Er starrte ihr hinterher; dann schüttelte er sich und beeilte sich, ihr zu folgen. Sie gingen in Richtung der Stallungen. „Ich weiß, dass du auf Lachlain wütend bist“, begann er. „Ist es eher, weil er dich belogen hat oder weil du nun endlich weißt, wer du bist?“
„Nicht, wer ich bin , nur wofür ihr mich anscheinend haltet. Was meine Wut angeht, würde ich sagen: halbe-halbe. Und jetzt Schluss damit.“
„Er hat aus einem bestimmten Grund gelogen. Er ist kein unehrlicher Mann, eigentlich ist er für das genaue Gegenteil bekannt, aber er würde einfach alles tun, damit du ihn nicht verlässt. Und du bist seine Gefährtin.“
„Gefährti n … so ein Quatsch. Ich hab’s echt satt, das dauernd zu hören.“
„Ich habe Lachlain davor gewarnt, seinen Dickkopf durchsetzen zu wollen oder sonst irgendeine Dummheit zu begehen, aber es scheint so, als müsste ich dich ebenfalls warnen.“
Ihre Augen blitzten vor Zorn silbern auf. Unerschrocken packte er sie beim Ellbogen und lenkte sie in die Stallungen. „Schluss mit den Nebensächlichkeiten. Kommen wir zum Wesentlichen. Er wird dich nicht gehen lassen. Deine Familie will dich sicher wiederhaben. Also gibt es einen Konflikt. Es sei denn, du kannst sie davon überzeugen, nicht zu kämpfen.“
„Du kapierst es einfach nicht!“, schnauzte sie ihn an. „Dieses Problem wird sich mir gar nicht erst stellen, weil ich ihn nämlich nicht haben will!“ Sie riss sich los. „Und der nächste Lykae, der mich anfasst, verliert seine Pfote!“
Sie ging mit langen Schritten an ihm und den Pferdeboxen vorbei. Ohne dass er ein Wort gesagt hätte, blieb sie stehen und warf einen zweiten Blick auf die Stute, die erst an diesem Morgen eingetroffen war. Dann trat sie näher heran und strich dem Tier sanft über den Kopf. Seltsam, dass Emmaline sich ausgerechnet von dem Pferd angezogen fühlte, das ihr allein gehörte. Verdammte Walküren und ihre Gier!
Sie ließ den Blick über das Pferd schweifen. „He, meine Schöne“, murmelte sie. „Du bist aber eine ganz Süße.“ Sie wirkte regelrecht verliebt.
Bowe hatte, ohne dass es einen vernünftigen Grund dafür gab, das Gefühl zu stören, als er nun weitersprach. „Ich dachte, Vampiren ist die Fähigkeit angeboren, Lügen und so einen Mist gleich zu durchschauen. Jedenfalls lässt er dich nicht gehen. Er ist ein wohlhabender, gut aussehender Mann, ein König , der dich für den Rest deines Lebens verwöhnen und beschützen wird. Das Einzige, was du dafür tun musst, ist, Ja zu sagen.“
„Sieh mal, Bowe, ich bin alles andere als eine Realistin.“ Sie stand gegen das Gatter gelehnt da, ein Knie hochgezogen, als ob sie dort praktisch zu Hause wäre. Ihr Arm war um den Hals der Stute geschlungen, und sie streichelte deren Kopf. „Ich bin eine Meisterin im So-tun-als-ob. Ich kann so tun, als ob mir Lachlains Lügerei nichts ausgemacht hätte. Ich kann so tun, als ob es mir hier besser gefällt als bei mir zu Hause in meinem eigenen Land, und ich kann sogar die Tatsache ignorieren, dass er ungefähr hundertmal so alt ist wie ich. Aber ich kann nicht so tun, als ob sein ganzer Clan mich lieben wird oder dass mir zukünftig keine Angriffe von Lykae mehr drohen. Und ich kann nicht so tun, als ob meine Familie ihn akzeptieren wird, denn das werden sie niemals, und ich wäre dann so oder so gezwungen, eine Wahl zu treffen.“
Während sie sprach, hatte sich ihr Gesichtsausdruck fast unmerklich verändert. Zuerst war sie noch außer sich vor Wut, jetzt war ihr Gesicht vollkommen starr. Sie hatte ihm wohl nicht mal annähernd alles erzählt, was es zu erzählen gab. In ihren Augen lag etwas Gehetztes. Lachlains Gefährtin hatte Angst. Große Angst.
Genauso hatte Mariah ausgesehen.
„Was hast du sonst noch? Irgendetwas beunruhigt dich doch.“
„Es ist nu r … Alles ist s o … überwältigend .“ Das letzte Wort sprach sie im Flüsterton aus.
„Was genau meinst du?“
Sie schüttelte den Kopf, und ihre Miene wurde verschlossen. „Ich bin jemand, der viel Wert auf seine Privatsphäre legt, und ich kenne dich überhaupt nicht. Einmal ganz davon abgesehen, dass du Lachlains bester Freund bist. Du bist der Letzte, dem ich meine Probleme anvertrauen würde.“
„Du kannst mir trauen. Ich werde nichts weitererzählen, von dem du es nicht willst.“
„Es tut mir leid, aber im Augenblick stehen die Lykae auf meiner Liste vertrauenswürdiger
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