Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
all die Jahre aufrechterhalten hatte, nicht mehr länger zutrafen.
Früher hatte sie ihm leidgetan. Genau wie er musste sie jahrhundertelang ohne Gefährten auskommen, und er hatte angenommen, dass sie, ebenso wie er, auf diesen Mangel in ungesunder Weise reagierte. Aber während er sein Leben der Vernichtung seiner Feinde gewidmet hatte, voller Eifer in jedem Krieg an vorderster Front gekämpft und sich freiwillig für jede noch so gefährliche Aufgabe im Ausland gemeldet hatte, wo er vielleicht seine Gefährtin finden würde, hatte Cassandra ihn ins Visier genommen.
„Wer war für dich da, als dein Vater starb? Und deine Mutter? Wer hat dir bei deiner Suche nach Heath geholfen?“
Er seufzte müde. „Der ganze Clan.“
Ihr Mund wurde zu einem dünnen Strich, doch dann schien sie sich wieder zusammenzureißen. „Uns verbindet eine gemeinsame Geschichte. Wir gehören derselben Art an. Lachlain, was hätten deine Eltern davon gehalten, dass du einen Vampir zur Gefährtin nehmen willst? Und Garreth? Bedenk doch, welche Schande ihm das einbringt.“
Lachlain wusste wahrhaftig nicht, wie seine Eltern reagiert hätten. Vor ihrem Tod hatten sie es bedauert, dass ihre Söhne so lange Zeit nicht imstande gewesen waren, ihre Gefährtinnen zu finden, und sie hatten den offensichtlichen Schmerz ihres ältesten Sohnes verstanden. Aber sie hatten Vampire stets verabscheut und für bösartige Parasiten und eine Heimsuchung der Erde gehalten. Auch bei Garreth war er sich nicht sicher.
„Ich freue mich auf den Tag, an dem auch du deinen Gefährten findest und an all das hier zurückdenken kannst und begreifst, wie lächerlich ich deine Worte finde“, sagte er stattdessen.
In diesem Augenblick schlenderte Bowe durch die Tür. Auf Lachlains fragend erhobene Augenbrauen hin, zuckte er nur mit den Achseln, als ob die Unterhaltung mit Emma nicht sonderlich ermutigend gewesen sei.
Gleich hinter ihm kam Harmann hereingestürz t – schwitzend, hektisch und auch sonst in allem das genaue Gegenteil des kühlen, gleichgültigen Bowe. „Die Dienerschaft verlässt jetzt das Schloss. Ich wollte mich nur noch einmal vergewissern, ob Ihr mit allem Nötigen versorgt seid, bevor ich gehe.“
„Alles ist bestens.“
„Wenn Ihr irgendetwas braucht, meine Nummer ist im Telefon gespeichert.“
„Als ob mir das eine Hilfe wäre“, murmelte Lachlain. Er hatte sich eingebildet, die Beherrschung der Werkzeuge dieser Zeit wie im Flug zu lernen, aber das Ausmaß an neuen Technologien war entmutigend.
„Oh, und die Pakete, die heute für Eure Königin angekommen sind, wurden bereits ausgepackt.“
„Harmann, du kannst gehen“, befahl er. Harmann wirkte, als ob er jeden Moment in Ohnmacht fallen könnte.
Er warf Lachlain einen dankbaren Blick zu und verließ das Zimmer.
„Geschenke werden sie auch nicht umstimmen“, wandte Cassandra mürrisch ein.
„Da bin ich aber anderer Meinung“, widersprach Bowe. Er zog einen roten Apfel aus der Jackentasche und rieb ihn an seinem Hemd. „Wie ich mit eigenen Augen gesehen habe, gefallen der Königin ihre Geschenke außerordentlich gut.“
Lachlain blickte ihn fragend an.
„Ich hab ihr das Pferd gezeigt“, sagte Bowe. „Tut mir leid, dass ich dir den Wind aus den Segeln nehmen muss.“ Von Bedauern war in seiner Miene allerdings nichts zu erkennen.
Lachlain zuckte mit den Schultern, als ob ihm das vollkommen gleichgültig wäre, obwohl er eigentlich vorgehabt hatte, selbst zu sehen, wie sie reagieren würde, in der Hoffnung aus eventueller Dankbarkeit Kapital zu schlagen.
„Die gute Nachricht ist, dass es ihr gar nicht zu gefallen schien, dass Cass mit dir unter vier Augen plaudert. Hat die Kleine ganz schön mitgenommen.“
Konnte es sein, dass Emma eifersüchtig war? Lachlain wusste, dass sie niemals dieselbe bis auf den tiefsten Grund der Seele gehende Besessenheit fühlen würde, die er für sie empfand, aber er wäre ja auch mit weniger zufrieden. Dann runzelte er die Stirn. Er wollte nicht, dass sie „mitgenommen“ war.
„Cassandra, du wirst Kinevane auf der Stelle verlassen und auch nicht wiederkommen, es sei denn auf Einladung von Emmaline selbst. Das ist mein letztes Wort.“
Sie starrte ihn an, zutiefst entsetzt, aber wie konnte seine Entscheidung sie überraschen?
Bebend sprang sie auf. „Vielleicht werde ich wirklich nie die Glückliche sein, aber wenn du erst wieder gesund bist, dann wirst du einsehen, dass dieser Vampir es auch nicht sein kann!“, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher