Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
hervor. Im Fernsehen hatte er eine Reklame dafür gesehe n – vermutlich hatte er durch Werbung genauso viel gelernt wie von dem düsteren Menschen, der dasaß und Neuigkeiten verkündete. Daher wusste er, dass man damit alles kaufen konnte.
Und Lachlain brauchte alles. Er fing sein Leben noch mal ganz neu an, aber was er am dringendsten benötigte, waren Kleidung und ein Fortbewegungsmittel, das ihn von hier wegbrachte. So schwach, wie er war, wollte er auf keinen Fall an einem Ort bleiben, den die Vampire kannten. Und bis er endlich alle Tatsachen überdacht und eingeordnet hatte, war er gezwungen, die Kreatur mitzunehmen. Wie es aussah, musste er einen Weg finden, sie während ihrer Reise am Leben zu erhalten.
All die Jahre, die er damit verbrachte hatte, Methoden zu entwickeln, sie zu töte n … und jetzt sollte er sich überlegen, wie er einen von ihnen beschützen konnte? Da er wusste, dass sie höchstwahrscheinlich bis Sonnenuntergang schlafen würd e – und während des Tages sowieso nicht entkommen konnt e – , ließ er sie allein zurück und machte sich auf den Weg nach unten.
Die fragenden Blicke, die er mit Gewissheit ernten würde, würde er mit einem arroganten Starren erwidern. Sollte er seine Ignoranz, was dieses Zeitalter anging, versehentlich verraten, würde er es mit einem dermaßen festen Blick überspielen, dass man annehmen würde, man habe ihn missverstanden. Dieser Blick hatte noch jedes menschliche Wesen zum Zittern gebracht.
Kühnheit schafft Könige. Und es war an der Zeit, seine Krone zurückzuholen.
Auch wenn er feststellen musste, dass seine Gedanken immer wieder zu seiner Beute zurückwanderten, gelang es Lachlain, auf seinem Streifzug eine ganze Reihe neuer Informationen zu sammeln. Die erste Lektion, die er lernte, war, dass diese Karte, die sie besaß – diese schwarze „American Express “ –, großen Reichtum anzeigte. Das war nicht weiter überraschend, da die Vampire von jeher vermögend gewesen waren.
Und die zweite? Ein Concierge in einem luxuriösen Hotel wie diesem konnte einem das Leben sehr erleichter n – wenn er nur glaubte, dass man zwar reich, aber gelegentlich verwirrt oder exzentrisch war. Und dass einem das gesamte Gepäck gestohlen worden war. Obwohl der Mann anfangs leicht gezaudert und sich erkundigt hatte, ob „Mr. Troy“ sich irgendwie ausweisen könnte.
Lachlain war auf seinem Sitz ein Stück nach vorne gerutscht und hatte ihn einen langen Momente unverwandt angestarrt, wobei seine Miene zwischen Zorn angesichts dieser Frage und Mitgefühl für den Mann, der sie gestellt hatte, schwankte. „Nein.“ Die Antwort war beiläufig drohend, kurz und bündig, abschließend.
Bei diesem Wort war der Mann zusammengezuckt, als ob neben ihm ein Schuss abgefeuert worden wäre. Dann hatte er geschluckt und sich beeilt, Lachlains Wünschen nachzukommen, mochten sie auch noch so seltsam anmuten. Er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als Lachlain um Tabellen bat, in denen die Zeiten von Sonnenauf- un d - untergang verzeichnet waren. Oder als er sie eifrigst studierte, nachdem er ein über ein Pfund schweres Steak verspeist hatte.
Innerhalb weniger Stunden hatte der Mann dafür gesorgt, dass Lachlain elegante Kleidung besaß, die wie maßgeschneidert an seinem hünenhaften Leib saß; außerdem war für ein Beförderungsmittel gesorgt, und er hatte Bargeld und Straßenkarten organisiert und Zimmer für die kommenden Nächte reserviert. Kurz gesagt, kümmerte er sich um jedes Grundbedürfnis, das Lachlain haben könnte.
Lachlain hatte gefallen, was der Mann alles als „Grundbedürfnis“ ansah. Noch vor einhundertfünfzig Jahren waren Angehörige der menschlichen Rasse mit ihrer Abneigung gegen das Baden der Mythenwelt, deren verschiedene Arten praktisch samt und sonders auf ihre Reinlichkeit bedacht waren, überaus peinlich gewesen. Sogar Ghule kamen öfter mit Wasser in Kontakt als Menschen des neunzehnten Jahrhunderts. Und heute waren Reinheit und die dazu erforderlichen Gegenstände ein „Grundbedürfnis“ für sie.
Wenn er sich an die Geschwindigkeit, mit der sich diese Zeit vorwärtsbewegte, gewöhnen könnte, würde er vielleicht sogar Gefallen an ihren Vorteilen finden.
Gegen Ende des Tages, als er endlich alle seine Aufgaben erledigt hatte, wurde ihm bewusst, dass er in all den Stunden, seit er das Zimmer verlassen hatte, nicht einmal die Beherrschung verloren hatte oder gegen einen Wutanfall hatte kämpfen müssen. Lykae neigten zu
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