Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
streichelte er ihre Wange, und sie konnte beim besten Willen nicht mehr darauf bestehen, dass er sie nicht anrühren dürfte. „Ich werde ihr nie verzeihen, dass sie dir so etwas angetan hat.“
„Das ist okay für mich“, erwiderte sie in mürrischem Tonfall.
„Du hattest da unten überhaupt keine Angst.“ Er klang beeindruckt, und Emma musste zugeben: Abgesehen von Lachlains Küssen auf ihre Wunden und seinen Streicheleinheiten fühlte es sich fantastisch an, dass er sich aufführte, als ob sie gerade den Weltuntergang verhindert hätte.
„Was hat dich verändert? Ist es mein Blut?“
Mit einem Geräusch, als ob eine Nadel über eine Schallplatte kratzt, kehrte sie abrupt in die Wirklichkeit zurück. Der hatte vielleicht Nerven!
„Bilde dir bloß nichts ein! Mir ist gerade einiges über mich klar geworden, weißt du. Ich habe wiederholt Angriffe durch Lykae überlebt“, er zuckte zusammen, „ein Sonnenbad und eine versuchte Vivisektion durch einen Vampir, und ich habe mich gefragt: Ist das alles? Also echt. Ist das alles, was mir an schlimmen Dingen passieren kann? Denn wenn das schon das Schlimmste ist und ich immer wieder davonkomm e … “
„Aye, ich verstehe. Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker.“
So war es. Verdammt noch mal, warum wirkte er über diese Tatsache bloß so stolz? Seit wann benahm er sich eigentlich wie verwandelt ihr gegenüber? Sie wusste, warum sie sich verändert hatte, aber wieso nun auch er? Wenn er sie weiterhin so ansah, müsste sie sich bald fragen, ob sie wohl stark genug war, es mit ihm aufzunehmen.
„Warum bist du schon vor Sonnenuntergang aufgewacht? Ich wollte gerade zu dir kommen, als wir Cass hörten.“
Emma war so früh aufgewesen, dass sie jede Menge Zeit zum Duschen hatte. Dabei hatte sie vor sich hin geschimpft, weil sie diesen seltsamen Stich verspürt hatte, als sie festgestellt hatte, dass Lachlain zum allerersten Mal nicht da war, als sie aufwachte. „Ich schlafe nicht so gu t – in diesem Bett .“
„Habe ich dich deswegen in der Kammer unter der Treppe gefunden?“
Emma errötete. Dunkel, abgeschirmt und höhlenartig, war ihr die kleine Abstellkammer wie eine gute Idee erschienen. Aber sie war ja schließlich zu der Zeit auch leicht geistesgestört gewesen.
„Wer ist diese Frau?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln, obwohl sie es bereits wusste. Sie hatte es gleich auf den ersten Blick gewusst.
„Cassandra. Sie ist eine Freundin aus dem Clan.“
„Nur eine Freundin ?“
„Natürlich. Aber diese Freundschaft steht auf wackligen Füßen, nachdem sie dir wehgetan hat.“
„Du schlägst dich also auf meine Seite? Obwohl du mich erst seit so kurzer Zeit kennst?“
Er erwiderte ihren Blick. „Ich werde immer auf deiner Seite sein. Egal gegen wen.“
„Wieso?“
„Weil ich weiß, dass das Recht stets auf deiner Seite sein wird.“
„Und dieser düstere Kerl? Bowen? Was ist sein Problem?“ Lachlain runzelte fragend die Stirn. „Warum sieht er so krank aus?“, fügte sie hinzu. Mit seinen rabenschwarzen Haaren und eindringlichen goldenen Augen könnte der Typ richtig heiß sein. Wenn er nicht so hager wie ein Heroinabhängiger wäre und ziemlich gemein dreinblicken würde.
„Er hat jemanden verloren, der ihm sehr nahestand.“
„Tut mir leid“, sagte sie leise. „Wann ist das passiert?“
„Frühes neunzehntes Jahrhundert.“
„Und er hat es immer noch nicht verkraftet?“
„Es wird immer schlimmer.“ Lachlain legte seine Stirn an ihre. „Das ist unsere Natur, Emma.“
Sie wusste, dass er auf irgendeine Reaktion von ihr wartete. Etwas mehr. Er hatte sie in ihrem abstoßendsten Zustand gesehen und wollte sie immer noch. Ihr Anblick hatte ihn nicht davon abgehalten, ihr auf dem Fuß zu folgen, sie aufs Ohr zu küssen und sein Mitgefühl zu zeigen. Dieser hinreißende Traum von einem Mann wollte mehr. Von ihr. War sie bereit, es ihm zu geben? Nach ihrem Sieg fühlte sie sich verwegen, wie im Rausch, aber war sie dazu bereit, Lachlain in ihren Körper eindringen zu lassen und zu riskieren, die Bestie erneut in ihm aufsteigen zu sehen?
In diesem Augenblick war sie fast davon überzeugt.
„Lachlain, wenn jemand wie du jemanden wie mic h … lieben würde, könnte er sanft mit ihr umgehen? Es langsam angehen lassen?“
Sein Körper spannte sich augenblicklich an. „Aye, er könnte einen Eid darauf ablegen.“
„Er würde sich also nich t … er würde sich nicht auf einmal
Weitere Kostenlose Bücher