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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Eindruck hatten Sie vom seelischen Zustand Miß Craigs? Würden Sie sagen, daß sie eine ausgeglichene Persönlichkeit war?«
    Monica Grey schüttelte den Kopf.
    »Nein, jedenfalls nicht während der Zeit, als wir nebeneinander wohnten. Sie litt manchmal unter schrecklichen Depressionen. Aber ich glaube, das kam vom Heroin.« »Ich danke Ihnen. Das ist alles.«
      Der beleibte, gutgekleidete Mann, der neben Max Vernon auf der vordersten Bank saß, stand halb auf.
      Der Coroner hob die Hand und bedeutete Monica Grey zu bleiben.
    »Ja, Mr. Baxter?«
      »Ich vertrete Mr. Maxwell Vernon, der in dieser Sache als Zeuge vorgeladen ist. Es hat den Anschein, als kursierten hier gewisse Gerüchte im Zusammenhang mit meinem Mandanten und der Verstorbenen. Ich glaube, daß wir die Sache ohne weiteres klären können, wenn Sie mir gestatten, der Zeugin Grey einige kurze Fragen zu stellen.«
    »Bitte, Mr. Baxter.«
      »Ich will es kurz machen, Miß Grey«, begann Baxter. »Kommen wir noch einmal auf die Frage der Schwangerschaft der Verstorbenen zurück. Hat Sie Ihnen jemals etwas darüber gesagt, wer der Vater des Kindes war?«
    »Ich fragte sie, aber sie wollte mir den Namen nicht nennen.«
      »Gewisse Leute haben angedeutet, daß mein Mandant der Verantwortliche wäre.«
    »Das ist nicht möglich.«
      »Sie scheinen dessen sehr sicher zu sein. Darf ich fragen, wieso?«
      Monica Grey zögerte, warf einen Blick auf Max Vernon und sagte dann mit unverhohlenem Widerwillen: »Also ehrlich gesagt, wußte ich, daß Joanna hin und wieder mit Mr. Vernon aus war. Ich dachte auch, daß er derjenige wäre. Aber als ich ihr das ins Gesicht sagte, stritt sie es ab. Sie erklärte, es wäre jemand ganz anderer.«
    »Noch eine letzte Frage, Miß Grey. Wenn ich nicht irre, waren Sie bei einer privaten Gesellschaft zugegen, die Mr. Vernon an dem Abend, als Miß Craig starb, in seinen Privaträumen im ›Flamingo Club‹ gab.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Bitte erzählen Sie uns, was geschah.«
      »Es war ungefähr neun Uhr. Die Party war gerade in Schwung gekommen, als plötzlich Joanna auftauchte. Sie war ziemlich erregt. Mr. Vernon nahm sie zur Seite und versuchte, sie zu beruhigen.«
    »Konnten Sie hören, was gesprochen wurde?«
      »Nein. Es war aber ganz klar ersichtlich, daß sie sehr erregt war, und Mr. Vernon gab sich alle Mühe, vernünftig mit ihr zu reden. Nach einer Weile drehte sie sich einfach um und ging.«
    »Und was tat Mr. Vernon?«
      »Er kam zu mir und sagte, Joannas Verhalten hätte ihm Sorge gemacht. Er bat mich, mich ihrer anzunehmen und ihm Bescheid zu geben, wenn er irgendwie helfen könnte.«
    »Ich danke Ihnen, Miß Grey.«
      Monica Grey kehrte zu ihrem Platz zurück, und Baxter setzte sich wieder neben seinen Mandanten. Als nächster wurde Max Vernon in den Zeugenstand gerufen. Er machte eine ausgesprochen gute Figur. Hocherhobenen Kopfes stand er da in seinem maßgeschneiderten Anzug mit der Krawatte der Royal Guards, die sich von seinem blütenweißen Hemd abhob. Seine Berufsbezeichnung wurde mit Generaldirektor angegeben, und das verfehlte ganz offensichtlich seinen Eindruck auf die Geschworenen nicht.
      »Mr. Vernon, wie lange haben Sie Miß Joanna Craig gekannt?«
      »Ungefähr vier Monate«, antwortete Vernon. »Miß Monica Grey, eine Angestellte in meinem Klub, brachte sie eines Abends zu einer Party mit. Soviel mir bekannt war, hatten die beiden zusammen studiert.«
    »Und aus Ihrer Bekanntschaft mit der Verstorbenen entwickelte sich eine enge Freundschaft?«
      »Ja, das könnte man sagen.« Vernon zuckte die Achseln. »Sie war künstlerisch hochbegabt, und ich bewunderte ihre Arbeiten. Ich gab ihr den Auftrag, eine Reihe von Wandgemälden für meinen Klub zu malen.«
      »Aha.« Die Stimme des Coroners war nüchtern und kühl. »Entwickelte sich aus Ihrer geschäftlichen Beziehung zu der Verstorbenen jemals mehr?«
      »Ich habe sie hin und wieder zum Essen ausgeführt oder ins Theater. Wir verstanden uns sehr gut. Ich hatte sie wirklich sehr gern.«
    »Und hatten Sie auch intime Beziehungen zu ihr?«
      Es gelang Vernon, genau das richtige Maß an Empörtheit und Schock in seine Stimme zu legen, als er antwortete.
      »Das Mädchen ist tot! Kann man sie denn nicht wenigstens in Frieden ruhen lassen!«
      Die Phalanx der Geschworenen geriet in Bewegung. Flüstern zischte durch den Raum. Ein Mann nickte sogar zustimmend. Der Coroner mußte zur Ruhe mahnen. Er nahm

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