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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wir haben doch weiß Gott Wichtigeres zu tun. Ist Ihnen klar, daß die Anzahl der Verbrechen in dieser Stadt in den letzten sieben Jahren um das Vierfache gestiegen ist? Wissen Sie, daß die Kriminalpolizei im Durchschnitt nicht mehr als sechzehn Prozent aller begangenen Einbrüche aufklärt? Und dabei hat unsere Arbeitswoche siebzig Stunden! Und Sie wollen Ihre Zeit an solchen Unsinn verschwenden? Los, verschwinden Sie jetzt und arbeiten Sie etwas Nützliches.«
    Miller kehrte niedergeschlagen in den Dienstraum zurück und ließ sich auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen. Jack Brady trat zu ihm und schüttelte teilnehmend den Kopf. Er lehnte sich an die Wand und stopfte seine Pfeife.
    »Sie haben's nicht besser verdient, Nick.«
    Miller seufzte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    »Ich irre mich nicht, Jack. Ich weiß, daß ich recht habe.«
      »Sicher, das ist schon möglich, aber was können Sie denn tun, solange noch nichts geschehen ist? – Haben Sie übrigens die Nachricht gesehen, die ich Ihnen hingelegt habe?«
    »Das hier?«
    Miller nahm einen Zettel vom Schreibtisch.
      »Ja. Ist vor einer halben Stunde eingelaufen. Sie sagten doch, Sie wollten alles über den neuen Klub von Chuck Lazer wissen, nicht wahr?«
    Miller las rasch den Bericht und griff dann nach dem Telefon.
      »Verbinden Sie mich mit dem Leiter des Tierschutzvereins.« Er blickte zu Jack Brady auf. »Das kann der Startschuß zum Kampf gewesen sein.«
    »Das dachte ich mir auch.«
      Ein Knacken in der Leitung zeigte an, daß die Verbindung hergestellt war.
    »Forbes«, meldete sich gleich darauf eine Männerstimme.
      »Guten Morgen, Mr. Forbes. Hier spricht Sergeant Miller von der Kriminalpolizei. Sie haben uns einen Routinebericht über zwei vergiftete Hunde geschickt. Es handelt sich um Dalmatiner. Könnten Sie mir kurz erzählen, was da geschehen ist?«
      »Wir erhielten heute morgen gegen neun Uhr einen Anruf von einem Mr. Lazer, dem Besitzer des ›Berkeley Club‹ am Cork Square. Er fand die beiden Hunde tot in einer Gasse hinter dem Klub. Die Tiere wurden mit Arsen vergiftet. Deshalb hielt ich es für angebracht, es Ihnen zu berichten.«
    »Äußerte Mr. Lazer irgendeinen Verdacht, wer für die Sache verantwortlich sein könnte?«
      »Er war sehr kurz am Telefon. Er war offensichtlich sehr bekümmert – und das kann man ihm nicht verübeln. Es handelt sich um zwei sehr schöne Tiere.«
    Miller dankte ihm und legte auf.
      »Was meinen Sie?« erkundigte sich Brady. »Eine Kriegserklärung?«
      »Sieht so aus.« Miller stand auf und nahm seinen Regenmantel vom Kleiderhaken. »Fahren wir doch mal hinüber. Vielleicht können wir die Sache regeln, ehe es zu einer Explosion kommt.«

    Chuck Lazer saß in dem leeren Saal am Klavier. Er lächelte, als Miller und Brady eintraten, und unterbrach sein Spiel nicht.
    »Man sieht, Ihr Nachrichtennetz funktioniert.«
      »Das kann man wohl sagen«, versetzte Miller. »Warum haben Sie mir nicht Bescheid gegeben?«
    »Das ist doch meine Sache.«
    »Da bin ich anderer Meinung.« Miller zog sich einen Stuhl
    heran und ließ sich rittlings darauf nieder. Er stützte die Arme auf die Rückenlehne. »Vernon setzt Ihnen die Daumenschrauben an, Chuck. Das ist erst der Anfang.«
    Lazer zuckte die Achseln.
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Wie? Mit einer Waffe?«
    Lazers Nerven gaben plötzlich nach.
    »Ja, was zum Teufel soll ich denn tun?« rief er. »Mit Grazie verlieren und das Feld räumen? Ich habe mich abgerackert, um den Klub aufzubauen, Nick. Bei mir wird ehrlich gespielt, und in meinem Klub verkehren nette, anständige Leute. Soll ich das vielleicht alles aufgeben und bei diesem verdammten Vernon zu Kreuze kriechen?«
      Miller stand auf und schritt zu einem der grünbespannten Spieltische hinüber. Er hob zwei Würfel auf, schüttelte sie in der Hand und warf sie auf den Tisch.
      »Wann, glauben Sie, daß der Tanz anfangen wird, Jack?« fragte er mit gerunzelter Stirn.
      »Wahrscheinlich heute abend, wenn die Geschichte mit den Hunden als Eröffnung der Kampfhandlungen gewertet werden kann«, versetzte Brady. »Vernon wird eine Anzahl übler Subjekte herschicken, die sich unter die Gäste mischen, über die Bedienung schimpfen und einen Streit vom Zaun brechen. Das ist jedenfalls das übliche Schema. Und ehe Sie sich versehen, Chuck, sind Ihre netten, anständigen Gäste wie vom Erdboden verschluckt und verschwunden auf

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