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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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an.
      »Loyalität – zu diesem Zeitpunkt, Ben?« Dann lachte er rauh und klopfte Carver auf die Schulter. »Na gut. Wir wollen doch mal sehen, ob wir mit dem Burschen nicht fertig werden.«

      »Ja, aber wer hat Sie denn verpfiffen, Morgan? Ich kann das einfach nicht verstehen«, sagte Miller.
      Es war kurz nach vier Uhr morgens. Die fahlgrünen Wände des Vernehmungsraums waren in schwarze Schatten gehüllt. Joe Morgan stützte sich auf den einfachen Holztisch. Im grellen Strahl der Deckenlampe, die über seinem Kopf baumelte, wirkte sein Gesicht alt und hager.
      Jack Brady lehnte an der Wand neben dem Fenster, und in einer Ecke stand stumm und gleichgültig ein junger Beamter in Uniform.
    »Es hat uns niemand verpfiffen. Das Ding ist einfach schiefgelaufen.«
      »Und wer hat die Tür zur Stahlkammer hinter Ihnen und Martin zugeschlagen?«
    »Keine Ahnung – vielleicht ist sie zugefallen.«
      »Schön, schön. Wunder sollen vorkommen. Aber das erklärt noch lange nicht, wieso wir Fallon grün und blau geschlagen und ohne Bewußtsein im Korridor vorfanden.«
    Morgan hüllte sich in Schweigen.
      »Vielleicht wollte Fallon Ihnen einen lustigen kleinen Streich spielen«, schaltete sich Jack Brady mit ironischer Stimme ein. »Vielleicht wollte er Sie und Martin nur mal so zum Jux in die Stahlkammer einsperren und dann abhauen.
      Leider rutschte er auf der Treppe aus und stürzte so schwer, daß er das Bewußtsein verlor.«
    Morgan schnaubte voller Verachtung.
    »Sie sollten mal einen Psychiater aufsuchen.«
      »Den werden wir Ihnen ganz kostenlos stellen«, versprach Miller. »Und Sie brauchen ihn dringend, Morgan. Die nächsten zehn Jahre werden Sie damit zubringen, an die Wand zu starren und sich immer wieder dieselbe Frage zu stellen – so lange, bis Sie darüber den Verstand verlieren.«
      Morgans eiserne Selbstbeherrschung brach plötzlich zusammen.
      »Ich weiß doch auch nicht, was schiefgegangen ist«, rief er. »Ich habe keine Ahnung.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Kapieren Sie das denn nicht?«
      In der nachfolgenden Stille streckte Grant den Kopf zur Tür herein und hob fragend die Brauen. Miller schüttelte den Kopf, nickte Brady zu, und sie gingen nach draußen, in den Korridor, wo der Chefinspektor auf sie wartete.
    »Na?« fragte Grant.
    »Nichts«, versetzte Miller lakonisch. »Wir kommen mit ihm genausowenig weiter wie mit den anderen.«
      »Ich habe den Eindruck, daß er wirklich verwirrt ist«, warf Brady ein. »Ich glaube, er möchte ebenso gern wie wir wissen, was tatsächlich geschehen ist.«
      »Gut«, sagte Grant mit plötzlichem Entschluß. »Da uns die Einzelvernehmung nicht weiterbringt, werden wir sie eben alle zusammen in eine Zelle stecken. Mal sehen, was dann passiert.«
      Als der Wachtmeister Joe Morgan in die Zelle stieß, saß Martin mit hängendem Kopf auf der Pritsche an der Wand. Morgan zog verblüfft die Brauen zusammen, als die Tür hinter ihm zufiel.
    »Was soll denn das?«
    Martin zuckte die Achseln.
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen.«
    »Vielleicht haben die hier ein Mikrophon versteckt.«
      Morgan untersuchte sorgfältig die Wände, als die Tür hinter ihm erneut geöffnet wurde und Jack Fallon in die Zelle stolperte. Er bot ein Bild des Jammers. Seine Lippen waren dick angeschwollen und stellenweise aufgeplatzt, einige Zähne fehlten ihm, und seine Hemdbrust war blutgetränkt.
      Mit wirrem Blick torkelte er auf Morgan zu und packte ihn am Arm.
    »Was ist denn nur passiert? Wer war der Kerl?«
    Morgan riß sich gereizt von ihm los.
    »Wer war er?«
      »Na, der Kerl, der uns durch den Tunnel nachkam und Sie und Johnny in die Stahlkammer sperrte.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?« fuhr Morgan ihn an.
    »Hören Sie mir doch zu. Ich hab' ihn auf der verdammten Mattscheibe gesehen. Oben im Kontrollraum. Er war ganz schwarz angezogen und hatte einen dunklen Nylonstrumpf über dem Gesicht. Er hat Sie und Johnny in der Stahlkammer eingesperrt. Und ich ging dann von der Treppe aus auf ihn los.«
    »Und dann hat er Sie fertiggemacht?«
      »Das kann man wohl sagen. Der Kerl hätte den stärksten Boxer k. o. geschlagen.«
    »Vielleicht war es Harris?« meinte Martin.
      »Verschonen Sie mich mit Ihren Vermutungen.« Fallon lachte grimmig. »Harris kann ich mit dem kleinen Finger umstoßen. Außerdem wäre das völlig blödsinnig. Was wäre denn für ihn dabei herausgesprungen?«
      »Warum hat man ihn dann

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