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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grace Green
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Gänsehaut, wenn sie dieses Lied hörte. So wie jetzt. Sie stöhnte auf und krümmte sich unter ihrer Decke zusammen.
Yesterday’s Memories
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    Tränen stiegen ihr in die Augen. Wenn doch nur ihr Erinnerungsvermögen zurückkehren würde! “Posttraumatische Amnesie” hatte der Arzt es genannt. In einfachen Worten, sie hatte das Gedächtnis verloren. Ihr fehlten vierundzwanzig Stunden ihres Lebens.
    Solange sie sich nicht an diese Stunden erinnerte, würde sie keine Antwort auf die Frage finden, die sie in jedem wachen Augenblick quälte. Wer war der Vater ihres Kindes?

6. KAPITEL
    Am nächsten Morgen wachte Megan mit rauem Hals und laufender Nase auf.
    “So kannst du heute Nachmittag nicht zu Jodi gehen”, entschied Kendra. “Das Risiko ist zu groß, dass du deine Bakterien überall verbreitest.”
    Als sie jedoch bei Brodie anrief, um Megans Besuch abzusagen, erzählte er, dass auch Jodi sich erkältet hatte. “Bring Megan vorbei”, sagte er. “Ich achte darauf, dass sie im Haus bleiben. In Gesellschaft ist eine Erkältung viel leichter zu ertragen.”
    Ein Blick in Megans flehendes Gesicht genügte, um Kendra nachgeben zu lassen. “Also gut”, stimmte sie zu. “Wir kommen dann gegen zwei.”
    Als sie das Haus in der Calder Street erreichten, kam Brodie ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Er trug ein offenes Hemd über abgeschnittenen Jeans. Er war barfuß und sein Haar nass. Als er sich durch das offene Wagenfenster zu Kendra beugte, roch sie einen Hauch von Chlor. Er schien gerade erst aus dem Pool gestiegen zu sein.
    “Hallo, ihr beiden”, grüßte er und fuhr an Megan gewandt fort: “Geh hinten herum ins Haus. Jodi ist in der Küche.”
    Megan nahm ihre Tasche und das große Paket Papiertaschentücher, das Kendra auf dem Weg besorgt hatte, und lief davon.
    “Vielen Dank”, sagte Kendra zu Brodie. “Ich mache mich dann auf den Weg.”
    “Ein Motelzimmer ist am Samstagabend kein Vergnügen”, sagte er. “Komm nachher rüber, und leiste uns zum Essen Gesellschaft.”
    Sie wusste, dass sie sich schnell eine Ausrede einfallen lassen musste, doch ihr Kopf war plötzlich ganz leer. “Wir werden noch viele Abende im Motel verbringen”, brachte sie schließlich hervor. “Ich gewöhne mich besser gleich daran. Außerdem möchte ich mich nicht aufdrängen.”
    “Du drängst dich keineswegs auf.”
    Einen Moment hatte Kendra das Gefühl, sich in seinen Augen zu verlieren. Doch dann setzte ihr Verstand wieder ein. Sie durfte sich mit diesem Mann nicht einlassen! Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, und wenn ihr Gefühl sie nicht trog, war auch er nicht abgeneigt. Aber an eine ernsthafte Beziehung war nicht zu denken, denn dann würde sie ihm ihr Geheimnis verraten müssen. Sie konnte schon das höhnische Funkeln in seinen Augen sehen. Die eingebildete Westmore-Göre hat sich also aufs Kreuz legen lassen!
    So würde er sicher denken, und er würde mit seiner Meinung nicht hinterm Berg halten. Doch so weit würde es nicht kommen. Sie hatte ihren Stolz und würde sich nie in eine Lage bringen, in der Brodie Spencer sich über ihr Unglück lustig machen konnte.
    “Nein, ich werde Megan vor dem Essen abholen”, erklärte sie steif. “Mit der Erkältung sollte sie auch früh ins Bett gehen.”
    Brodie runzelte die Stirn, erhob aber keine Einwände. “Dann komm gegen sechs. Megan wird dann fertig sein.” Er klang so kühl wie sie zuvor. Nichts erinnerte mehr an den freundlichen Empfang.
    Wahrscheinlich ist es am besten so, dachte Kendra, als sie davonfuhr. Je größer der Abstand zwischen ihnen war – räumlich und gefühlsmäßig –, desto sicherer würde sie sein.
    Von Brodies Haus fuhr Kendra nach Rosemount, um sich die vier Gärtner anzusehen, die auf ihre Anzeige geantwortet hatten. Sie führte die Vorstellungsgespräche draußen im kleinen Pavillon neben dem Springbrunnen und entschied sich schließlich für den letzten Bewerber auf der Liste, einen Mann mittleren Alters namens Frank Young aus dem Ort. Er hatte ausgezeichnete Referenzen, darunter auch eine von Doktor Jamieson, dessen Garten er jahrelang gepflegt hatte.
    Sehr zufrieden mit ihrer Wahl, plauderte sie noch ein wenig mit dem Mann.
    “Wie ich höre, wollen Sie Rosemount als Pension führen.” Frank zog an seiner Pfeife und blickte zum Haus hinüber. “Es ist wirklich ein ziemlich großes Gebäude. Wie viele Zimmer hat es denn, Mrs Westmore?”
    “Sechs Schlafzimmer oben und eines im Erdgeschoss.

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