Nacht des Schicksals
anfangen.
“Können wir zusammensitzen?”, keuchte Jodi, als sie sie eingeholt hatte.
“Natürlich”, erwiderte Kendra. Sie war erstaunt, dass das Kind allein ins Kino gehen durfte. “Und du kannst mein Popcorn haben. Der Kiosk hat gerade geschlossen.”
“Lass nur, Mom”, warf Megan ein. “Ich teile mein Popcorn mit Jodi.”
“Wenn du willst.” Kendra legte ihrer Tochter die Hand auf die Schulter und schob sie vorwärts. Der Platzanweiser hatte bereits begonnen, die Türen zu schließen. “Es sind nur noch wenige Plätze frei”, erklärte er. “Ungefähr in der Mitte auf der rechten Seite.” Er wies ihnen mit dem Strahl seiner Taschenlampe den Weg. Sie fanden vier leere Sitze direkt neben dem Gang.
Jodi rutschte als Erste hinein, und Megan folgte ihr. Als Letzte nahm Kendra ihren Platz neben ihrer Tochter ein. Der Sitz am Gang blieb frei. Wie gut, dachte Kendra. So konnte sie sich ausstrecken und es sich bequem machen. Sie steckte sich eine Handvoll Popcorn in den Mund. Lecker! Es war eine Ewigkeit her, dass sie zum letzten Mal im Kino gewesen war. Sie war zwar nicht ganz freiwillig hier, aber vielleicht wurde es ja …
Jemand nahm auf dem freien Sitz neben ihr Platz. Er rutschte hin und her, um möglichst bequem zu sitzen. Schließlich streckte er seine langen Beine im Gang aus, wie Kendra aus den Augenwinkeln bemerkte. Allerdings beanspruchte er so viel Platz, dass er mit dem Arm ihre Schulter berührte. Verärgert stellte Kendra fest, dass er nach Bier roch. Was war das für ein Mann, der allein in einen Kinderfilm ging?
Kendra beugte sich demonstrativ zur anderen Seite, aber nun stieß sie gegen Megan, die entschieden protestierte.
Und dann – Kendra konnte es kaum glauben – bediente sich dieser unmögliche Mensch von ihrem Popcorn!
Erbost fuhr sie in ihrem Sitz herum, um ihm die Meinung zu sagen. Doch in diesem Moment begann der Film, und im plötzlichen Lichtschein erkannte sie sein Gesicht. Der Mann neben ihr machte sich über sie lustig, und er war kein Fremder.
“Entspann dich!” Brodie lachte und legte den Arm auf die Rückenlehne ihres Sitzes. “Ich bin es nur.”
Brodie hatte Jodi vor dem Kino abgesetzt. “Hier hast du Geld. Hol schon mal Karten, während ich einen Parkplatz suche. Geh gleich hinein, damit du den Anfang des Films nicht verpasst. Ich werde dich schon finden.”
Er hatte sie in der Tat gefunden … und seinen Augen nicht getraut, als er die Blondine ein paar Sitze weiter erkannte. Er beschloss, ein wenig Spaß zu haben, und den hatte er wirklich gehabt!
Aber nun, da er den Arm gelassen über die Rücklehne ihres Sitzes gelegt hatte, bekam er noch weit mehr, als er sich erhofft hatte. Kendras Parfüm ließ ihn an eine Sommerwiese voller wilder Blumen denken … wilder Blumen in seidigem blonden Haar, das ihr in weichen Wellen auf die sonnengebräunten Schultern fiel und die vollen Brüste kaum bedeckte, während seine Hände …
Er räusperte sich und rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. Dies war kein Ort für erotische Fantasien. Zähneknirschend wandte er sich der Leinwand zu. Reiß dich zusammen, sagte er sich. Verdräng sie aus deinen Gedanken, und konzentrier dich auf den verdammten Kinderfilm!
Als sie aus dem Kino kamen, goss es in Strömen. Kendra verspürte einen Anflug von Panik, als Brodie anbot, sie und Megan zum Motel zu fahren. Sie hatte nicht die leiseste Absicht, den Abend mit ihm unnötig zu verlängern. Gerade hatte sie zwei unruhige Stunden neben ihm verbracht. Jedes Mal, wenn er den Arm auf der Rückenlehne ihres Sitzes bewegte, hatte sie gehofft, gebetet und gleichzeitig gefürchtet, dass er die Hand tiefer gleiten lassen und ihre Brüste berühren und liebkosen würde. Wie konnte sie nur so schamlos sein!
Während sie noch überlegte, wie sie sein Angebot ablehnen konnte, ohne ihn übermäßig zu kränken, musste sie mit ansehen, wie Jodi und Megan Hand in Hand die Straße entlang zu Brodies Wagen liefen. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als nachzugeben.
“Vielen Dank”, sagte sie. “Wir wissen das Angebot zu schätzen.” Als sie das Motel erreichten, erklärte sie schnell, noch bevor Brodie die Handbremse angezogen hatte: “Ich würde dich noch auf einen Kaffee hineinbitten, aber ich denke, die Kinder müssen ins Bett.”
“Können sie nicht noch eine Minute mit hineinkommen?”, bettelte Megan. Kendra traute ihren Ohren nicht. Noch vor Kurzem hatte ihre Tochter lautstark behauptet, nie und nimmer würde sie
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