Nacht des Verfuehrers - Roman
vorgestellt hätte, dass ich lachen könnte.«
»Und ich habe mich noch nie so gefreut, ausgelacht zu werden.« Die Antwort hörte sich frivol und spontan an,
doch sein Lächeln hatte etwas Gequältes. Als müsse er ein unterdrückendes Gefühl abschütteln, fasste er sie um die Taille, hob sie hoch und schwang sie aus dem Berg ihrer Kleider. Dann stellte er sie ab, fing an, die Schnüre ihres Korsetts zu lösen, und küsste sie. Die sanfte Härte seines Mundes, die Hitze und die Stärke seines Körpers, sein schwindelerregender Duft, eine Mischung aus Rasierwasser und seinem eigenen individuellen Geruch – all das verschmolz zu einem einzigen überwältigenden Gefühl. Ihre Gedanken flohen, und Alcy ließ sie ziehen, auch wenn sie das leichte Gefühl hatte, dass er sie erneut hinters Licht führte. Doch sie ergab sich der köstlichen, verwirrenden Wärme seines Mundes, der über ihre Haut spielte und jede Vernunft erstickte.
Als er sie schließlich freigab, begriff Alcy, dass er seinen Verstand immerhin noch so weit beisammen behalten hatte, um ihr Korsett zu öffnen, das jetzt nur noch von den beiden vorderen Haken gehalten wurde. Und er hatte sich noch immer keines einzigen Kleidungsstücks entledigt. Sie setzte verärgert dazu an, ihn seiner Selbstherrlichkeit wegen zu tadeln, auch wenn ihr Körper noch von seiner letzten Berührung prickelte, doch die Worte blieben ihr im Halse stecken, als er mit einer einzigen Bewegung Jackett und Weste abschüttelte.
Sie hatte, mit Ausnahme ihres Vaters, nie einen Gentleman in Hemdsärmeln gesehen, und Dumitru war so weit von der dickbäuchigen, ältlichen Vaterfigur entfernt, wie man es sich nur denken konnte. Das schneeweiße Leinen umhüllte breite muskulöse Schultern, zeichnete seine Brust ab und lief an den Hüften schmal zusammen. Als Alcy ihn sah, begriff sie, warum weiße Hemden zur Uniform
der Männer avanciert waren – und für was für einen Körper sie gemacht waren.
Sie legte eine Hand flach auf seinen Bauch und fühlte die Muskeln. Auch wenn ein entlegener Teil von ihr über die eigene Verwegenheit staunte, fasste sie nach unten an seinen Hosenbund und zog ihm mit einem Freudenschauer das Hemd aus der Hose. Sie wollte gerade den untersten Knopf öffnen, als Dumitru sie bei den Händen nahm. Sie sah auf und ertappte ihn dabei, wie er sie absichtsvoll anstarrte.
»Kommen Sie in mein Schlafzimmer«, sagte er. Sein Blick war ernst, auch wenn sein Mundwinkel zuckte. »Irgendwann später tändle ich gern hier mit Ihnen herum, aber in unserer ersten gemeinsamen Nacht -«
»Ja«, unterbrach ihn Alcy, die zwischen Lust und Verlegenheit schwankte. Doch es war zu spät, die Meinung zu ändern, zu spät, zurückzugehen – doch das wollte sie eigentlich auch gar nicht. Also folgte sie ihm wortlos in seine Kammer, wobei ihr Herz weit heftiger vor Begierde pochte als vor Angst.
Kapitel 5
Dumitru stellte die Öllampe überaus bedächtig auf dem Toilettentisch ab und schloss leise die Tür. Er wollte diese sonderbare Frau, seine Frau, so sehr, dass es schon wehtat. Doch trotz ihrer scheinbaren Unerschrockenheit – einer Unerschrockenheit, die sie selbst vermutlich für echt und allumfassend hielt – wusste er, dass er die Sache zu ihrer beider Besten lieber langsam anging. Sie war ein freches kleines Vögelchen, das von der eigenen Verwegenheit fasziniert war, das aber dennoch unbezähmt und warnend flatterte, wenn er sich zu schnell oder zu unvermittelt bewegte; und das zeigte, wie wenig es brauchte, um das Vögelchen fortfliegen zu lassen. Kannte sie überhaupt den Unterschied zwischen Aufregung, Erregung und Nervenflattern? Er wusste es nicht.
Er drehte sich um und sah, wie Alcyone mit unverhohlenem Interesse das Zimmer begutachtete. Sie war wirklich schön – nicht nur bezaubernd und lebhaft und charmant wie die meisten Frauen, die als schön durchgingen -, sondern von einer solchen wahrhaftigen Schönheit, dass er jedes Mal, wenn er sie ansah, einen kleinen Stich verspürte. Ihr Korsett war offen und umspielte verführerisch ihre sinnlichen Kurven, der weiße Damast betonte die Zartheit ihrer Haut. Darunter trug sie ein durchsichtiges Unterkleid, dessen Stoff sich beim Gehen in schmeichelnden
Falten an die Beine schmiegte und mit jedem Schritt etwas von ihren Formen freigab. Doch selbst eine derartige Ablenkung machte es ihm nicht leichter, den Blick von ihrem Gesicht zu wenden. Die Klarheit ihres Teints, die feinen Gesichtszüge, die strahlenden Augen –
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