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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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führte, und folgte ihr. Die Türen krachten auf, und der Lada landete seitlich auf den Stufen, kippte wieder auf seine Räder und holperte durch die Geröllhaufen vor dem Eingang. Die Stoßstange war vorn links eingedrückt, Linkskurven fürs erste unmöglich. Er fuhr auf eine Laterne zu und weiter die Straße hinunter. Erst eine Ecke weiter wagte er es, sich umzublicken, und sah, daß Luna die Verfolgung zu Fuß aufgenommen hatte. Arkadi trat das Gaspedal durch, bis der Sargento außer Sichtweite war.
    Die Straße endete schließlich an der Kaimauer und dem tiefen Schwarz und den schwankenden Lichtern des Hafens. Luft drang durch die Windschutzscheibe und die Seitenfenster, Scherben glitzerten in Arkadis und Osarios Schoß. Der Lada holperte über ein Eisenbahngleis, bog in eine Gasse, wo er eine Katze mit leuchtenden grünen Augen aufschreckte und schließlich ruckend zum Stehen kam.
    Im selben Moment schlug eine schwarze Hand Arkadi von hinten auf die Brust. Er packte sie am Gelenk, fuhr herum und sah Changö. Die mannsgroße Puppe war auf dem Rücksitz mitgefahren. In der linken Hand hielt sie noch immer den Spazierstock, um den Kopf trug sie das rote Stirnband, ihre düstere Miene strahlte das stumme Entsetzen eines Entführungsopfers aus. Ofelia zielte mit der Makarow, geladen oder nicht, auf die Puppe. »Dios mio.« Sie ließ die Waffe sinken. »Genau.« Arkadi stieg mit zittrigen Beinen aus dem Wagen. Er zählte die Schlitze im Dach und an der Seite des Wagens. Die Front des Fahrzeugs war eingedrückt, die Scheinwerfer waren leere Höhlen.
    »Wenn es ein Boot wäre, würde es sinken«, sagte er. »Ich werde Sie zu einem Arzt bringen.«
    »Nein«, sagte Ofelia.«
    »Dann zur Polizei.«
    »Was sollen wir denen erzählen? Daß ich polizeiliche Vorschriften mißachtet habe? Daß ich Beweismaterial versteckt habe und dazu noch einem Russen helfe?«
    »Wenn Sie es so ausdrücken, klingt es tatsächlich nicht so gut. Was dann? In Pribludas Wohnung würde Luna uns früher oder später aufstöbern.«
    »Ich weiß, wohin wir gehen können.«
     
    In Anbetracht der nächtlichen Stunde war das Arrangement, das Ofelia traf, gar nicht übel. Sie ließen den Lada stehen, stiegen samt Changö in ihren DeSoto um und fuhren zum Rosita, einem Liebesmotel an der Playa del Este, fünfzehn Meilen außerhalb der Stadt und nur eine Straße vom Strand entfernt. Die Apartments des Rosita waren freistehende, stuckverzierte weiße Häuschen aus den fünfziger Jahren mit Aircondition, Kochnische, Fernseher, Topfpflanzen, sauberen Laken und Handtüchern zu einem Preis, den sich nur die erfolgreichen jineteras leisten konnten. Sobald sie auf dem Zimmer waren, duschte Ofelia, um die Jute- und Kokosfasern von ihrem Körper zu waschen. In ein Handtuch gewickelt, bat sie Arkadi, die Glassplitter aus ihrem Haar zu zupfen. Ihre Locken waren weich wie Wasser und nicht so drahtig, wie er erwartet hatte, was seine Finger um so klobiger und unbeholfener erscheinen ließ. Die Haut zwischen ihren Schulterblättern war wundgerieben und ebenfalls mit winzigen Splittern übersät. Sie verzog keine Miene. Er sah, wie sie ihn im Badezimmerspiegel beobachtete, bemerkte den natürlichen Lidstrich um ihre Augen. »Sie hatten recht, was das Foto betrifft, das Pribluda von Ihnen gemacht hat«, sagte sie. »Ich habe es gefunden, als ich in seiner Wohnung Fingerabdrücke sichergestellt habe. Ich war diejenige, die es Luna gegeben hat.«
    »Nun, ich habe Ihnen nie gesagt, daß das, was Luna eigentlich von mir wollte, ein Foto war, das Pribluda den Havana Yacht Club nannte. Wir sind also quitt.«
     
    »Clara, wir sind beide Lügner. Schauen Sie uns an.« Was er sah, war ein ungleiches Paar, eine Frau glatt wie Speckstein und einen abgerissenen Mann.
    »Was hat Luna eigentlich gesagt, als er zurückgekommen ist?« fragte er.
    »Er hat gesagt, Rufos Fernseher sei noch warm gewesen, deshalb wußte er, daß Sie dagewesen waren. Warum haben Sie daran nicht gedacht?«
    »Das habe ich, um ehrlich zu sein.«
    »Und Sie sind ihm trotzdem gefolgt?«
    »Kann man Sie überhaupt zufriedenstellen?«
    »Ja«, sagte sie.
     
    21
     
    Sie war eine dunkle Elfe, doch im Bett war sie eine Frau. Sie hatte kleine Brüste mit rosafarbenen Brustwarzen, ihr Bauch war glatt bis zu ihrem Dreieck aus Zobel. Er drückte seinen Mund auf ihren, und es war so lange her, daß er mit einer Frau zusammengewesen war, daß es ihm vorkam, als müßte er das Essen neu lernen. Vor allem weil der

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