Nacht in Havanna
hat?«
»Betrachte es als Herausforderung. Den größten Vorteil, den ein Ermittler normalerweise hat, ist die Tatsache, daß er weiß, wie das Verbrechen begangen worden ist, das ist sein Ausgangspunkt. Aber wir beide sind zwei professionelle Ermittler. Vielleicht können wir mit einer Kombination aus der russischen und der kubanischen Methode etwas verhindern, bevor es passiert.«
»Okay. Nehmen wir also theoretisch an, daß irgend jemand irgendwas plant, was wir nicht wissen. Doch du zwingst sie zum Handeln, als du mit einem Foto auftauchst, das Pribluda mit seinen beiden Freunden, den Kfz-Mechanikern, am alten Havana Yacht Club zeigt, der im übrigen seit der Revolution Circulo Social de los Trabajadores de la Construcciön heißt, aber das nur am Rande. Rufo versucht dich wegen dieses Fotos zu ermorden. Es wäre viel leichter gewesen, dich einfach zu ignorieren, also müssen wir dem Beachtung schenken. Als du den Havana Yacht Club besuchst, tritt erneut jemand auf den Plan: Walls und O’Brien tauchen auf, um dich an dem Bootssteg einzusammeln und dir eine Art Anstellung anzubieten, die übrigens so lächerlich ist, daß es sich nicht lohnt, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Wieder wäre es einfacher gewesen, dich gar nicht zu beachten. Drittens schlägt dich Luna mit einem Baseballschläger zusammen, aber er bringt dich nicht um, vielleicht weil er das Foto nicht finden kann. Versucht derweil irgend jemand, dich wegen AzuPanama zu töten? Nein. Versucht irgend jemand, dir wegen AzuPanama auch nur ein Haar zu krümmen? Nein. Vergiß AzuPanama, es geht nur um dieses Bild«, sagte sie und zeigte mit dem Finger darauf.
»Das ist eine mögliche Sichtweise.«
»Gut. Aber was dieses Bild mit der Zukunft zu tun hat, wissen wir beide nicht. Du spielst nur gern Spielchen mit der Zeit.« Damit hatte sie allerdings nur zu recht, dachte Arkadi. Sie hatte in vielen Dingen recht. »Es gibt zwei Wege herauszufinden, was mit Pribluda passiert ist«, sagte er. »Einer führt über Mongo und der andere, glaube ich, über O’Brien und Walls.«
»Nun, dein Freund O’Brien ist verrückt, wenn er glaubt, daß er hier ein Kasino eröffnen wird. Nicht, solange Fidel noch lebt. Keine Kasinos. Das wäre die totale Kapitulation. Und ich will dir noch etwas sagen: Zwei Männer wie O’Brien und Walls werden ihr Vermögen nicht einfach so mit jemandem teilen, der zufällig einem Flugzeug aus Rußland entstiegen ist.« Ofelia zögerte, bevor sie fragte: »Hast du einen Plan?«
»Laut einer Notiz an Rufos Wand passiert morgen abend im Yacht-Club etwas, das irgendwas mit Angola zu tun hat.« Er blickte auf seine Uhr und verbesserte sich: »Heute abend. Wir könnten vorbeischauen.«
»Angola? Was hat denn Angola mit all dem zu tun?«
»Rufo hat geschrieben: >Vi. HYC 2200 Angolas«
»Das ist ja ein toller Plan.«
»Außerdem würde ich gern Rufos Handy finden.«
»Er hatte keins. In Havanna stammen alle Handys von Cubacell, einem Joint-venture zwischen Mexiko und Kuba. Jeder, der Dollars besitzt, kann eins erwerben, aber ich habe Cubacell persönlich angerufen, und dort gibt es keinen Eintrag für einen Rufo Pinero.«
»Er hatte ein Telefon, wir haben es bloß noch nicht gefunden. Ich würde gern auf die Nummernspeicher dieses Handys drücken, um zu erfahren, wer seine besten Freunde waren.«
So war er auch auf der Werft gewesen, dachte Ofelia. Absolut sicher über etwas Unsichtbares. Aber auch für sie stand fest, daß für einen Schwarzhändler und Schieber wie Rufo ein Telefon eine schlichte Notwendigkeit war.
Sie hörten Gelächter, als ein Paar an ihrem Apartment vorbeiging, und Ofelia fühlte sich gedrängt, ihm zu erklären, woher sie das Rosita kannte und wie das System aus jineteras und Polizisten funktionierte. Aus dem Innenministerium konnte ein Beamter wie Luna seine schützende Hand über Hedy und einen ganzen Stall von Mädchen in Touristenbars, Hotels und Yachthäfen halten. Das Rosita war sicher, weil es unter dem Schutz der Polizei in Playa del Este stand. »Luna tut auch einiges für seinen persönlichen Schutz«, fügte sie hinzu. »Er und Rufo waren in politische Aktivitäten verwickelt, bei denen es darum ging, Dissidenten mundtot zu machen. Vielleicht waren einige dieser Menschen wirklich antikubanisch, doch Luna und Rufo sind zu weit gegangen.«
»Mongo auch?«
»Nein.«
»Capitán Arcos?«
»Ich glaube, nicht.«
»Und haben sie alle etwas mit Santeria zu tun wie bei der Zeremonie, bei
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