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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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sehr.«

»Werden Sie nicht beleidigend. Hören Sie, ich meine ja nur, daß es hier keine Indizien gibt, die Sie nicht schon manipuliert haben, und sich Ihre Geschichte schon einmal geändert hat und weil Offiziere des Innenministeriums keine ausländischen Besucher verprügeln, nicht einmal Russen, ist eine andere Erklärung naheliegender.«
    Er fragte sich, warum sie darauf bestanden hatte, mit in die Wohnung zu kommen. Außerdem fragte er sich, warum sie wie ein Vamp in Platteauschuhen herumlief und eine große Strohtasche dabeihatte. »Criminalista, warum sind Sie hier?«
    »Weil ich will, daß Sie lebendig wieder nach Hause fliegen.« Während er noch nach einer passenden Erklärung suchte, wurde das Licht im Zimmer erst schwächer, bevor es schließlich ganz verlosch. Er trat auf den Balkon und sah, daß das Problem nicht in der Wohnung lag, eine Reihe von Gebäuden entlang des Malecon war dunkel.
    Im Licht von Rufos Feuerzeug fütterte Arkadi Pribludas Schildkröte, bevor er sich eine Zigarette anzündete und den wunderbar schmerzlindernden Rauch in seine Lungen sog. Osorio war im Dunkeln am Tisch sitzen geblieben. »Stromausfall«, sagte sie. »Ich kenne das.«
    »Sie sollten aufhören zu rauchen.«
    »Sie meinen, das wäre mein größtes Problem?« Über dem Waschbecken fand er ein paar Kerzen, zündete die dickste davon an und setzte sich wieder zu der Kommissarin. »Wen außer Ihrem Freund von unten und dem Sargento kannten Sie von den Gästen des Santero?«
    »Niemanden«, antwortete Arkadi. »Ich hatte von Walls gehört.«
    »Jeder in Kuba kennt George Washington Walls.«
    »Luna hat die Vorstellung für ihn arrangiert, und ich denke, er wird auch für mich eine Vorstellung arrangieren. Vielleicht sind Sie hier nicht sicher.« Arkadi hatte eigentlich selbst nicht vorgehabt, in der Wohnung zu bleiben. Sie griff in ihre Tasche und legte eine Neun-Millimeter-Makarow auf den Tisch, die gleiche Waffe, mit der auch die Polizisten in Moskau ausgerüstet waren. »Hätten Sie die gegen Luna eingesetzt?«
    »Er weiß, daß ich auch Munition habe. Die Streifenpolizisten, die man auf der Straße sieht, haben zwar Pistolen, aber keine Munition.«
    »Das ist beruhigend.« Er sah, wie sie einen Beutel mit Toilettenartikeln neben die Waffe legte. »Was soll denn das?«
    »Ich übernachte hier.«
    »Das ist wirklich sehr zuvorkommend, Criminalista, aber Sie müssen doch irgendeinen Ort haben, wo Sie hingehören. Ein Zuhause, eine Familie, ein Haustier.«
    »Beleidigt es Sie, sich von einer Frau beschützen zu lassen? Ist es das? Leiden Russen an Machismo?«
    »Ich nicht. Aber warum sollten Sie das tun, wenn Sie mir wegen Luna sowieso nicht glauben?«
    »Es ist nicht Luna, der mir Sorgen macht. Dr. Blas hat die Spritze untersucht, von der Sie behaupten, daß Rufo Sie damit angegriffen habe. Das hätte er eigentlich nicht gedurft, aber er hat es trotzdem getan, um nach Spuren von Drogen zu suchen.«
    »Und hat er welche gefunden?«
    »Nein, nur Blut und Hirngewebe von Rufo und Spuren eines ganz anderen Bluttyps.«
    »Vielleicht hat er damit noch jemanden gestochen.«
    »Meinen Sie? Woher hatte Rufo die Spritze?«
    »Dr. Blas hat gesagt, er habe sie im Institut gestohlen.«
    »Ja, das hat der Doktor gesagt, aber ich habe eine andere Theorie. War das nicht Rufos Feuerzeug, das Sie eben benutzt haben?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Machen Sie es noch einmal an.«
    Er tat es, und die Flamme warf einen flackernden Lichtschein zwischen sie. Kommissarin Osorio streckte die Hand aus und schob die Ärmel seines Mantels und Hemdes nach oben, um zwei dunkle Blutergüsse auf Arkadis Arterie zu entblößen. »Deshalb bin ich zurückgekommen.«
    Arkadi betrachtete die Male mit dem Ausdruck eines Mannes, der überrascht eine Tätowierung an seinem eigenen Körper entdeckt. »Rufo muß mich in dem Handgemenge gekratzt haben.« Sie strich behutsam mit dem Finger über die Arterie. »Das sind Einstiche, keine Kratzer. Warum sind Sie eigentlich nach Havanna gekommen?«
    »Ich wurde gebeten, wenn Sie sich erinnern.« Er blies die Flamme des Feuerzeugs aus, spürte jedoch ihren wachsamen Blick weiter auf sich. Er wußte auch nicht mehr, warum er einem Ruf gefolgt war, den er problemlos hätte ignorieren können, und den Grund dafür wieder auszugraben, war mehr, als er für die Policia Nacional Revolucionaria zu tun bereit war. Trotzdem war die Kontrolle der Situation offensichtlich in die Hände der Kommissarin übergegangen.
    Wegen der

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