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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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sich von polizeilichen Ermittlungen fern, wenn sie können.«
    »Würden Sie Mongos Mütze erkennen?«
    »Natürlich.«
    Als Arkadi danach griff, wehte eine Bö die Mütze aufs Wasser, wo sie trieb, bis sie von einer Strömung nach unten gezogen wurde. Im selben Moment waren die Spulen an dem Schaft leer, Drachen- und Angelschnur erhoben sich in die Lüfte und hätten ebensogut Fäden der Sonne sein können, so unerreichbar waren sie.
    Es war Januar. In Moskau wäre das Wasser gefroren gewesen, und er hätte aufs Eis treten und die Mütze aufheben können, sagte Arkadi sich. In Moskau hatten Drachen keine Haken, Puppen machten sich nicht selbständig, und auch wenn dort manchmal Menschen unter Räder gerieten, verwandelten sie sich immerhin nicht in Schaufeln. Das war ein weiterer Unterschied.
     
    13
     
    Ofelia fand Renko in der Wohnung am Malecon. Nachdem er die Tür wieder mit einem Stuhl verbarrikadiert hatte, führte er sie durch den Flur ins Arbeitszimmer, wo der Computer eine traurige, aber wahre Geschichte erzählte.
     
    Amerikanische Versuche, das kubanische Staatsoberhaupt zu ermorden, haben sich explodierender Zigarren und Muscheln, vergifteterFüller, Pillen, Tauchanzüge, Zigarren und Zuckerstücke sowie Mini-U-Boote, Heckenschützen und Kopfgeldjäger bedient. Es wurden Kubaner, kubanische Amerikaner, Venezolaner, Chilenen, Angolaner und amerikanische Gangster angeheuert. Der kubanische Geheimdienst hat 600 Verschwörungen zur Ermordung des Präsidenten aufgedeckt. Die CIA hat es mit halluzinogenen Sprays in Fernsehstudios versucht, aus denen der Präsident gesprochen hat, sowie mit Enthaarungspulvern, um seinen Bart ausfallen zu lassen. Aus diesen Gründen wohnt der Präsident abwechselnd in einer Reihe von sicheren Residenzen und gibt seinen Terminplan nie im voraus bekannt.
     
    »Sie haben Pribludas Paßwort gefunden.«
    »War das nicht brillant von mir?« sagte er. »Das wurde am fünften Januar geschrieben, die vorletzte Datei, die Pribluda eingegeben hat, und ich frage mich, was das mit Zucker zu tun hat?«
    »Das ist etwas, was ohnehin jeder Kubaner weiß. Das Leben des Commandante ist ständig in Gefahr.«
    »Am Tag seines Verschwindens, vielleicht zwei Tage vor seinem Tod, überkommt Sergej Pribluda der Drang, eine kurze Geschichte der versuchten Attentate zu schreiben?«
    »Offensichtlich. Er war ein Spion. Warum interessiert Sie das?«
    »Ich fische nach der kubanischen Methode, ich lege überall Haken aus.«
    Ofelia hatte zu Hause geduscht und war in Jeans, einem über dem Bauch geknoteten Hemd, bequemen Sandalen und mit ihrer ausgebeulten Strohtasche über der Schulter gekommen, doch sie wahrte ihre professionelle Haltung. »Haben Sie für Dr. Blas ein Foto von Pribluda gefunden?«
    »Nein.«
    »Aber Sie sind beschäftigt gewesen.« Neue und alte Stadtpläne Havannas, herausgegeben vom Ministerium für Tourismus, Rand McNally und Texaco, bedeckten den Schreibtisch. »Ein kultureller Besuch beim Ballett, eine angenehme Fahrt über den Malecon. Und Sie?«
    »Ich habe schließlich auch noch andere Fälle, wo?« Sie betrachtete Pribludas Computer. »Diese Maschine steht auf kubanischem Hoheitsgebiet.«
    »Ja, aber das Gedächtnis dieser Maschine ist durch und durch russisch.« Er ließ seine Finger wie ein Klaviervirtuose über die Tasten fliegen, schloß die Datei, schaltete den Computer aus und fügte, als Bildschirm und Zimmer dunkel wurden, hinzu: »Nutzlos ohne den Code.«
    »Sie verfügen weder über die Autorität noch über die Sprachkenntnisse, noch über den Hintergrund, um hier zu ermitteln.«
    »Ich würde das, was ich tue, kaum ermitteln nennen. Aber Sie ermitteln ja auch nicht.«
    Es fiel ihr nicht leicht, ihr Temperament in Gegenwart dieses Mannes zu zügeln. Sie öffnete die Tasche und holte einen Schraubenzieher, Schrauben und einen Riegel heraus. Der Schraubenzieher war ihr eigener, doch sie hatte eine Stunde auf dem Flohmarkt vor dem Hauptbahnhof herumgestöbert, bevor sie den Bolzen und die Schrauben gefunden hatte.
    »Das habe ich für Ihre Tür mitgebracht.«
    »Danke, das ist sehr aufmerksam. Was bin ich Ihnen schuldig?«
    »Ein Geschenk des kubanischen Volkes.« Sie drückte ihm die Sachen in die Hand.
    »Ich bestehe darauf, es zu bezahlen.«
    »Ich bestehe noch mehr darauf, es Ihnen zu schenken.«
    »Dann vielen Dank. Ich werde schlafen wie ein Baby. Nein, noch besser als ein Baby, wie eine zweischalige Muschel.«
    Was immer das heißen mochte, dachte

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