Nacht-Mähre
und den Traum genossen hatte, den Imbri ihm gesandt hatte. Und wie Grundy einen Mann bis zum Fluß verfolgt hatte, nachdem der König verzaubert worden war.
»Wir wissen also, daß er seine Opfer nicht körperlich berührt«, schloß Bink daraus. »Er kann sich in einer geringen Entfernung von ihnen aufhalten, vielleicht auch unmittelbar außerhalb der Sichtweite. Das ist ein wichtiger Punkt – daß nämlich anscheinend kein Blickkontakt erforderlich ist. Er hätte sich beispielsweise in diesem Baum hier verstecken können, vielleicht in einer Höhle. Vielleicht war er sogar schon da, als ihr hier wart, und hat gewartet, bis der Magier Humfrey allein war. Möglicherweise ist es, kurz nachdem du ihn verlassen hast, passiert. Wie viele Zauber hat Humfrey denn danach noch aufgebaut?«
Das war aber wirklich ein äußerst methodisches Vorgehen! Imbri musterte die Schachteln und Flaschen und versuchte sich daran zu erinnern, wie viele es bei ihrem Abschied von Humfrey gewesen waren. »Nicht sehr viele«, meinte sie schließlich.
»Der Reitersmann hatte wohl keinen Grund, in der Nacht noch weit zu reisen«, fuhr Bink fort. »Obwohl ich bezweifeln möchte, daß er hier im Baum geblieben ist. Denn zum einen hat er Humfreys Zauber nicht durcheinandergebracht. Anscheinend hat er nicht einmal die Flasche angerührt, die seinen Namen preisgegeben hat, und dabei wäre dies doch nun wirklich ein wichtiges Ziel für ihn gewesen! Er muß nach der Tat gefürchtet haben, entdeckt zu werden, weshalb er keinen Augenblick Zeit vergeudete, um sofort zu fliehen. Das weist wiederum darauf hin, daß er niemanden verzaubern kann, der wachsam ist; vielleicht ist es aber auch so, daß er immer nur eine Person gleichzeitig erwischen kann, so daß er sein Opfer allein vor sich haben muß, weil er in der Zeit danach möglicherweise selbst angreifbar ist. Deshalb hat er sich schnellstens davongestohlen, bevor jemand anders zum Tatort kam. Krachs kleine Frau Tandy ist auch so; wenn sie jemanden erst einmal mit einem Wutkoller betäubt hat, kann sie das eine ganze Zeit nicht wiederholen, sondern muß erst neue Kräfte sammeln.«
Wieder mußte Imbri ihm zustimmen.
Der Gedanke, daß der Reitersmann vielleicht ganz in der Nähe auf sie lauerte, machte sie nervös, was auch noch durch die Tatsache verstärkt wurde, daß sie bei Tag nicht entmaterialisieren konnte.
»Du brauchst jetzt wirklich eine Ruhepause und mußt etwas grasen, Imbri«, sagte Bink. »Geh hinaus und ruh dich aus, aber komm etwa einmal die Stunde herein, um nach mir zu sehen. Die Pseudonymphen werden die Mundanier erst gegen Mittag herbeigelockt haben. Ich nehme an, daß der Reitersmann versuchen wird, schon vorher zuzuschlagen, weil er ja bestimmt weiß, daß Humfreys Zauber für seine Verbündeten gefährlich sind. Sollte ich mich irgendwie verrechnet haben, mußt du die Nachricht zum Schloß Roogna bringen.«
Imbri nickte. Sie fühlte sich gleichzeitig beruhigt und besorgt. König Bink war ein Mehrfaches dessen, wofür sie ihn zunächst gehalten hatte – aber es sah ganz danach aus, als sei der Reitersmann noch gerissener. Sie ging hinaus, um zu grasen, doch das Gras schmeckte ihr nicht besonders gut. Sie hielt Ausschau, um den Reitersmann möglicherweise zu erspähen, bevor er sich herangeschlichen hatte. Immerhin hatte er sie alle bisher gründlich an der Nase herumgeführt!
Jede Stunde überprüfte sie das Innere das Baumes, doch König Bink ging es gut. Dann wurde es Mittag, und noch immer war alles in Ordnung. Imbri war fast enttäuscht; sie wünschte dem König bestimmt nichts Böses, aber sie haßte dieses angespannte Warten. Was, wenn Bink vielleicht doch nicht immun gegen die Verzauberung sein sollte? Oder wenn der Reitersmann erst noch die mundanischen Truppen um ein weiteres Stück dezimiert wissen wollte, um ein Ungleichgewicht zu vermeiden, so daß er König Bink erst einige seiner Zauber aktivieren ließ, bevor er ihn direkt angriff? Oder hatte der Reitersmann es womöglich bereits versucht und war gescheitert, ohne daß sie es überhaupt bemerkt hatten? Wie standen die Dinge denn eigentlich wirklich?
Pünktlich zur Mittagszeit kehrte die erste der schwebenden Nymphen zurück, von einem sabbernden Mundanier gierig verfolgt.
Imbri hatte dem König alles übermittelt, was sie über die Zauber des Guten Magiers gelernt hatte. Nun nahm Bink einen der unbekannten Zauber auf. »Geh in sicherem Abstand, Imbri«, warnte er sie. »Dieser Zauber wird mir nichts antun,
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