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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hals.
    Die Flasche gab überhaupt nichts von sich, sondern dehnte sich schleunigst aus, bis sie so groß war, daß ein erwachsener Mann aufrecht darin stehen konnte. An der Seite trug sie die Inschrift WARNUNG VOR DEM HÖHLENHUND, und Imbri war sich nicht sicher, ob da nicht vielleicht ein Schreibfehler vorliegen mochte.
    »Eine Höhle also«, sagte Bink. »Vielleicht hilft uns das weiter. He, ihr Nymphen – fliegt hier hinein!« Er zeigte auf die undurchsichtige Glashöhle.
    Gehorsam schwebten die Nymphen hinein. Die Mundanier, die es konnten, jagten hinter ihnen her. So verschwanden sechs Männer in der Flasche, aus der sofort wütendes Gebell ertönte, durchsetzt von schrecklichem Knurren. Verblüfft projizierte Imbri einen Fragetraum – und entdeckte, daß die Mundanier zu echten Tieren geworden waren, wie tollwütige Hunde.
    Schon bald war die Glashöhle voll, und immer mehr Mundanier wurden zurückgeschleudert, liefen laut bellend auf allen vieren in der Gegend herum, die Gesichter zu hündischen Fratzen verzerrt. Mit eingezogenen Schwänzen verkrochen sie sich hastig.
    Schwänze? Imbri wollte noch einmal genauer hinschauen – doch da war es auch schon zu spät. Die Wesen waren verschwunden.
    Die mundanische Bedrohung wurde immer schlimmer. Der Rest der Armee schien praktisch im Pulk eingetroffen zu sein, und einzelne Flaschen und Phiolen genügten nicht mehr. Einige der Männer wurden zwar von den fliehenden Hunden abgelenkt, manche sogar gebissen, aber es waren noch immer viel zu viele unversehrte Mundanier da, als daß man sie hätte aufhalten können.
    »Jetzt wird es Zeit für Endwaffen«, sagte König Bink grimmig. »Halte dich bereit, um mich fortzutragen, Imbri. Das hier könnte noch schlimmer werden, als wir glauben.«
    Imbri hielt sich bereit. König Bink hob den Windbeutel auf und begann ihn zu entknoten.
    Ein riesiger Mundanier sprang mit erhobener Klinge auf den König zu. Er verfehlte Bink, der sofort beiseite gesprungen war, durchhieb aber mit seinem Schlag den gefesselten Fluß.
    Sofort sprang das Band auf und entrollte sich, während die Wassermassen entfesselt wurden. Der Boden wurde überschwemmt, und das Wasser stieg immer höher. So ein Fluß enthielt wirklich schrecklich viel Flüssigkeit! Die Mundanier fluchten, als ihnen die Beine unter dem Leib fortgerissen wurden. Der Angreifer wurde von dem Wasserfall davongespült.
    Nun löste sich auch der Knoten an der Öffnung des Windbeutels und die Winde schossen heulend hervor. Sie wirbelten durch die Kammer des Baobab und peitschten die Fluten schaumig. Mittlerweile wurde es immer schwieriger, aufrecht stehenzubleiben, und das Atmen war auch kein besonderes Vergnügen mehr.
    Imbri versuchte König Bink auszumachen, doch der war zusammen mit den Mundaniern davongerissen worden. Anscheinend war der Fluß, nachdem man ihn erst einmal freigelassen hatte, keine magische Kraft mehr, so daß er Bink durchaus etwas anhaben konnte. Vielleicht trieb er ihn aber auch nur davon, ohne ihm weh zu tun.
    Kein zweibeiniges Geschöpf vermochte jetzt noch stehenzubleiben! Das war übrigens auch so ein typisch menschlicher Mangel – diese Wesen hatten einfach zu wenige Füße am Boden! Imbri wollte nicht unbedingt darauf wetten, daß Bink nicht ertrinken würde.
    Doch auch wenn ihm das von der Magie her nicht beschieden sein mochte, befanden sich im Wasser immer noch jede Menge Mundanier, und die konnten ihm durchaus etwas anhaben. Imbris Hilfe war also dringend erforderlich.
    Sie bahnte sich einen Weg durch das schäumende Wasser und kniff die Augen vor dem tosenden Wind zu. Sie wußte nicht, in welche Richtung der Wind davonwehen wollte, denn hier im Inneren des Baumes suchte er noch immer den Ausgang. Da entdeckte sie den König. Er hielt sich an der Kante der Glashöhle fest. Sie stupste ihn an, und er wechselte den Griff, um sich an sie zu klammern. Er trug irgend etwas bei sich, was ihn dabei behinderte, doch Imbri wurde unter ihm emporgetrieben und hob ihn halb aus den wilden Fluten.
    Nun schwamm sie halb, halb trieb sie mit dem Strom, aus dem Baum heraus. Auch Mundanier wurden davongespült; von ihren Waffen und Rüstungen behindert, kämpften sie keuchend um ihr Leben.
    Draußen ließen die Fluten merklich nach. Imbri fand wieder festen Boden unter den Hufen und kletterte auf höheres Gelände hinauf. Einige Mundanier taten soeben dasselbe. Schließlich stand Imbri auf einem etwas höher gelegenen Vorsprung, der von Zitterpappeln bewachsen war. Die

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