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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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hundert mehr. Manche drängten weiterhin neugierig auf die Lichtung, um festzustellen, was dort eigentlich los war, und wurden von der Gorgone schnell erledigt.
    Einige Soldaten blieben stehen, um die Gegenstände aufzuheben, die der Oger zurückgelassen hatte. Imbri hatte sie schon wieder fast vergessen. Der Oger hatte von Zaubern gesprochen, also hatte er wohl angenommen, daß sie ihnen bei ihren Verteidigungsanstrengungen behilflich sein würden. Sie galoppierte darauf zu, doch es war schon zu spät: Die Mundanier waren bereits damit beschäftigt, eine Schachtel zu öffnen. Was immer es auch für eine Magie sein mochte – nun befand sie sich im Besitz des Feindes. Für einen König war das ein unverzeihlicher Fehler.
    Doch da erscholl ein Schrei, und ein hektisches Durcheinander brach aus. Die Mundanier versuchten verzweifelt, irgend etwas zu erschlagen, stampften mit den Füßen auf und liefen davon, ohne Imbri zu beachten.
    Sofort wurde ihr klar, worum es sich handelte: Das war die Schachtel mit den Fünfnickelfüßlern. Sie mußte unversehrt in den Urwald gespült worden sein, wo Krach sie anscheinend gefunden hatte. Nun hatten sie sich auf die Mundanier gestürzt, zwickten ihnen mit jedem Kneifen gleich zwei Stücke aus dem Fleisch – eine Geißel, die nicht einmal solch hartgesottene, abgebrühte Soldaten straflos ignorieren konnten. Kurz darauf war der Anschnitt gesäubert, übrigens auch von Fünfnickelfüßlern, denn die befanden sich alle auf den Mundaniern. Schreie und Flüche in der Ferne kündeten von den verschiedenen Standorten der Betroffenen. Welch ein glückliches Unglück!
    Eine Büchse war liegengeblieben. Imbri konnte sich auch an diese erinnern; auf dem Deckel stand das Wort PANDORA. Sie fragte sich, was wohl darin sein mochte, war aber klug genug, sie nicht wahllos zu öffnen. Statt dessen hob sie sie mit ihren Zähnen auf und nahm sie mit. Vielleicht wußte die Gorgone etwas über den Inhalt, da sie sie dem Guten Magier ja damals auch eingepackt hatte.
    Bald darauf gelangte Imbri zu der Überzeugung, daß der Oger nun weit genug entfernt sein mußte, denn das Knacksen und Krachen umgerannter Bäume hatte sich inzwischen in der Ferne verloren. Sie fragte sich kurz, ob die Fünfnickelfüßler es wohl auch gewagt hätten, den Oger zu zwicken, wenn dieser die Schachtel geöffnet hätte. Sie machte einen kleinen Umweg zur Lichtung, um den Mundaniern auszuweichen. »So, jetzt kannst du weitermachen, Sirene!« sendete sie.
    Keine Antwort. »He, Sirene!« schickte Imbri einen stärkeren Traum los.
    Immer noch nichts. »Gorgone, sag deiner Schwester, daß sie weitersingen soll«, sendete Imbri.
    Kurz darauf erhielt sie die Traumantwort der Gorgone. »Meine Schwester ist vom Pferdmenschen verzaubert worden!«
    Imbris Zuversicht brach zusammen wie eine Wand, die von einem Oger schief angeschaut worden war. Zu spät erkannte sie, was geschehen war. Der Pferdmensch, der auf Schloß Roogna eingesperrt war, hatte den Sirenengesang schwach in der Ferne gehört und war seinem Zauber erlegen. Da er sich nicht hatte zu ihr begeben können, war er teilweise gebannt worden, vielleicht indem er an der Mauer immer auf der Stelle trat, vielleicht aber auch unmittelbar vor einer fleischfressenden Pflanze. Sobald der Gesang verstummt war, war er wieder frei geworden – und hatte sofort reagiert, um die Gefahr zu bannen. Wahrscheinlich hatte er die Sirene von seinem Standort aus sehen können, was für sein magisches Talent genügt hatte. Vielleicht hatte ihr Gesang es ihm aber auch ermöglicht, sich hinreichend auf sie zu konzentrieren.
    Jedenfalls hatte er sie in den Kürbis verbannt, wo sie nun bei den Königen war.
    »Wir müssen ohne sie damit fertig werden«, sendete Imbri. »Mach dir keine Sorgen, Gorgone, im Kürbis geht es ihr nicht schlecht. Beschütze nur ihren Körper vor den Mundaniern, dann werden wir sie zusammen mit den Königen dort rausholen.«
    »Ich werde mehr tun, als nur ihren Körper zu beschützen«, erwiderte die Gorgone grimmig. »Ich werde jeden dieser Mundanier zu Stein erstarren lassen!« Drohend schritt sie um die Statuen herum und schob ihren Schleier beiseite, auf der Ausschau nach Feinden.
    Doch ohne die Lockmelodie der Sirene war es nicht mehr dasselbe. Langsam wurden die Mundanier mißtrauisch, und einige von ihnen bildeten eine Phalanx, um jeden Blickkontakt zu meiden; andere wiederum orteten sie mit Hilfe von Blicken in ihre polierten Schilde. Sie verbanden einer Anzahl von

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