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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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so froh, daß ihr wieder sicher hier seid!« rief sie. »Ich hatte Besuch von einer Nachtmähre – erst dachte ich ja, das wärst du, Imbri, aber das stimmte nicht. Die brachte mir einen schrecklichen Traum, in dem Ichabod schlimm verwundet wurde. Wie gut, daß das nicht stimmte!«
    »Es stimmte doch«, widersprach Ichabod ihr. »Deshalb kommen wir auch erst so spät zurück.«
    »Wir sind von den Mundaniern gefangengenommen worden«, warf Grundy ein.
    »Ach ja, jetzt erinnere ich mich – das war auch in dem Traum. Wie entsetzlich!«
    Da trat das Tagpferd auf sie zu, die Ohren gespitzt. »Wie froh ich doch bin, daß dieses Pferd hier bei mir ist«, sagte Chamäleon und tätschelte den Hengst auf die muskulöse Schulter, worauf er leise wieherte. Offenbar mochte er Chamäleon, wie anscheinend alle, die sie in ihrer schönen Phase kennenlernten.
    »Wir sind im Schutz des Buschfeuerrauchs vorgegangen«, fuhr der Golem fort, »aber da hat der Wind gedreht, und sie haben uns umzingelt. Dann haben wir mit ihrem Anführer gesprochen, das war Varsoboes der Punier. Dann kam der Reitersmann…«
    Das Tagpferd schnaubte.
    »Der war wirklich da!« beharrte Grundy. »Sagte, daß er einen Zentauren dazu gezwungen habe, ihn nach Norden zu bringen, weil ihm der Boden um Schloß Roogna zu heiß unter den Füßen wurde. Wir wissen nicht, was mit den Knechten passiert ist, von denen Imbri uns erzählt hat; vielleicht hat die ein Drache erwischt. Ist auch nicht schade drum! Der Reitersmann wollte wissen, wie Imbri ihm entkommen konnte…«
    »… und da mußte ich es ihm sagen«, projizierte Imbri reumütig. »Er hat versprochen, uns fliehen zu lassen, und ich glaube, er hat Wort gehalten.«
    »Wenn der Wort gehalten hat, dann nur, weil er keinen Grund dazu hatte, euch dort zu behalten!« beharrte das Tagpferd in dem von Imbri zur Verfügung gestellten Traum. »Ich kenne diesen Mann! Der tut niemals etwas für andere, wenn er sich davon nicht irgendeinen persönlichen Vorteil erhofft!«
    »Na ja, jedenfalls hat er uns fliehen lassen«, wandte Grundy ein. »Vielleicht war es auch nur eine List, um uns zu verfolgen, damit wir ihn zu dir führen. Aber den Plan haben wir gründlich zunichte gemacht! Wir haben uns in den Wasserflügel begeben und die Sirene aufgesucht, um Ichabod heilen zu lassen, und die Mundanier konnten uns nicht folgen. Vielleicht haben wir den Reitersmann jetzt doch noch überlistet.«
    »Das bezweifle ich«, meinte das Tagpferd im Traum. »Er ist sehr gerissen. Wahrscheinlich wollte er euch aus irgendeinem Grund entkommen lassen. Vielleicht wußte er, daß die Mundanier ihm Imbri nicht geben würden, so daß er dafür gesorgt hat, daß sie sie auch nicht behalten konnten. So ist der nämlich. Er fügt Leuten auf eine Weise Schaden zu, daß man es ihm niemals nachweisen kann. Er will, daß alles nur nach seinem Willen geht. Aber auf jeden Fall weiß er jetzt ungefähr, wo wir uns aufhalten. Wir müssen sofort nach Süden fliehen.«
    »Soviel ist sicher«, pflichtete Grundy ihm bei. »Wir haben unsere Informationen bekommen, und wir wissen nun, wer die Mundanier sind. Jetzt müssen wir alles, was wir in Erfahrung gebracht haben, so schnell wie möglich König Dor melden.«
    Das leuchtete ein. Imbri wunderte sich über den Hengst, der plötzlich kaum noch dumm zu sein schien und sich recht gewählt ausdrücken konnte. Was er über den Reitersmann gesagt hatte, das hatte Hand und Fuß. Aber wenn der Mann sie tatsächlich hatte fliehen lassen wollen, damit sie König Dor Meldung machten – wozu, aus welchem Grund? Er war doch ein Feind, der nur darunter leiden würde, wenn es dem König gelang, eine schlagkräftige Verteidigung aufzubauen. Irgend etwas Wichtiges fehlte noch in diesem Mosaik, und das beunruhigte sie.
    Sie machten sich auf den Weg in Richtung Süden. Chamäleon war es zufrieden, auf dem Tagpferd zu reiten, also beließen sie es dabei. Den ganzen Tag galoppierten sie über das Land, so daß sie bis zum Anbruch der Nacht die unsichtbare Brücke überquert und schließlich Schloß Roogna erreicht hatten.
    Der Hengst zog es vor, das bevölkerte Schloß nicht zu betreten, weil er fürchtete, dort eingefangen und in einen Stall gesperrt zu werden. Das konnte Chamäleon verstehen, und so stieg sie ab und umarmte ihn liebevoll. »Vielen, vielen Dank, Tagpferd!« Sie gab ihm einen Kuß aufs rechte Ohr.
    Pferde erröteten normalerweise nicht, doch dieses hier versuchte es: Der Hengst zuckte mit dem Ohr, schnaubte

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