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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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eines übrig: nach Osten davonzugaloppieren.
    »Abschießen!« erscholl eine Stimme. Es hörte sich an wie Varsoboes persönlich.
    Ein Pfeilhagel regnete auf sie nieder. Ichabod bäumte sich kurz auf und stöhnte. »Ich bin getroffen worden!«
    »Weiter!« schrie Grundy. »Wenn wir jetzt stehenbleiben, sind wir verloren!«
    Imbri galoppierte weiter. Da die Fackeln im Süden alles erhellten, konnte sie nicht direkt zu Chamäleon und dem Tagpferd zurückkehren, sondern mußte gen Osten fliehen. Endlich hatte sie die Fackeln weit hinter sich gelassen, es wurde dunkel, und sie konnte sich entmaterialisieren. Nun konnten die Pfeile der Mundanier ihr nicht mehr viel anhaben, auch wenn diese die Verfolgung mit eigenen Pferden fortsetzten.
    Aber eine Nachtmähre war schneller als jedes gewöhnliche Pferd, und so hängte Imbri sie schließlich ab und lief durch Stock und Stein, durch Wald und Berg, bis sie einen gewaltigen Vorsprung hatte.
    »Wie geht es dir?« fragte sie Ichabod mental.
    Doch sie erhielt keine Antwort. Sie materialisierte wieder und stellte ihm die Frage erneut, für den Fall, daß er sie im entmaterialisierten Zustand nicht gehört haben sollte. Nun spürte sie das warme Blut auf ihrem Rücken. Der Mann verlor Blut und war bewußtlos, und nur die Tatsache, daß er im entmaterialisierten Zustand keine Masse besaß, hatte ihn nicht vom Pferd stürzen lassen. Er war bereits so bewußtlos, daß er nicht einmal mehr träumte. Das war ja noch viel schlimmer, als sie befürchtet hatte!
    »Wir müssen ihm magische Hilfe verschaffen«, sagte der Golem beunruhigt.
    »Und zwar schnell, bevor er völlig absackt. Irgendein Heilelixier.«
    »Wir haben aber keins«, projizierte Imbri.
    »Das weiß ich auch, du Gaulnase!« bellte er. »Wir müssen ihn entweder zu einer Heilquelle bringen oder auf Schoß Roogna, wo sie Heilelixier gelagert haben.«
    »Das wäre zu weit. Bis wir dort sind, ist er möglicherweise schon tot.«
    »Dann such uns einen Ort, der näher liegt!«
    »Vielleicht hat die Sirene etwas Heilelixier«, schlug Imbri vor. »Sie lebt im Wasserflügel, und der ist nicht weit entfernt.«
    »Beweg dich!« knurrte Grundy. »Bevor es zu spät ist. Er ist schließlich kein junger Spund mehr!«
    Imbri setzte sich wieder in Bewegung. Sie gelangten zu der Mauer, die den Wasserflügel vom restlichen Xanth absperrte, und schossen hindurch. Dahinter lag Wasser – ein ganzer See davon, über dem zu allem Überfluß auch noch dichte Regenschauer niedergingen. Er gehörte zu den sieben Naturwundern Xanths, wenngleich man sich auch nie darüber einigen konnte, was nun zu diesen Wundern zählte und was nicht. Im entmaterialisierten Zustand jagte Imbri schnell dahin, daß sie schon in unglaublich kurzer Zeit ihr Ziel erreicht hatten. Es war zwar Nacht, aber die Meerleute waren noch auf und mit Nachtfischen beschäftigt. Zahlreiche von ihnen hatten bereits ganze Reihen von Nachtfischen gefangen. »Wo ist die Sirene?« sendete Imbri in einem Breitbandtraum.
    Eine Meerjungfrau kam herbeigeschwommen. »Hallo Grundy!« rief sie. »Warum sucht ihr mich auf?«
    Der Golem sprang von Imbris Hals, wurde wieder feststofflich und plumpste ins Wasser, wo die üppige Sirene ihn aufnahm. »Mein Freund Ichabod ist verwundet und liegt im Sterben. Meine Freundin, die Nachtmähre, hat ihn mitgebracht. Hast du vielleicht Heilelixier?«
    »Wir haben welches«, erwiderte die Sirene. »Bringt ihn ans Ufer am Rand des Wasserflügels; Morris wird das Elixier holen.«
    Imbri trabte ans Ufer, und kurz darauf folgte ihr die Sirene mit dem Elixier, wobei sie ihren Fischschwanz zu zwei wohlgeformten Menschenbeinen werden ließ. Sie besprengte Ichabod mit einigen Tropfen der Flüssigkeit.
    Zu Imbris Entsetzen wirkte es nicht sofort. »Es funktioniert nicht!«
    »Das hier ist ein verdünntes Elixier«, erklärte die Sirene. »Hier im Wasserflügel haben wir keine wirklich starken Quellen, denn sie sind alle unter Wasser, und da ist es ziemlich schwierig, ihre Essenzen aufzufangen. Aber es wird in ein paar Stunden Wirkung zeigen – oder auch schneller, wenn er etwas davon trinken könnte.«
    Sie richteten den bewußtlosen Mann auf und träufelten ihm etwas Elixier in den Mund. Da rührte sich Ichabod. Er öffnete die Augen und stöhnte.
    »Er lebt!« rief Grundy froh. »Hab’ mir richtig Sorgen um den alten Knaben gemacht.«
    »Zieht ihm den Pfeil aus dem Rücken!« rief ihnen Morris vom Meer her zu. Er war ein Vollblutmeermann und konnte deshalb nicht an

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