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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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Deckung gehen zu müssen. Die Speerwerfer ließ er vor den Bogenschützen in Stellung gehen, um diese vor den angreifenden Feinden zu decken, und die Schwertkämpfer mußten sich vor den Speerwerfern aufstellen.
    »Haltet eure Formationen so lange aufrecht, bis eure Hauptleute euch etwas anderes befehlen«, sagte König Dor bei der Schlußansprache. »Die Mundanier sind in der Überzahl. Vielleicht versuchen sie einen vorgetäuschten Rückzug, um uns aus unserer Deckung zu locken, damit sie uns auf offenem Gelände niedermachen können. Seid vorsichtig! Geht nicht davon aus, daß Leute, die keine Magie besitzen, deshalb auch ungefährlich wären.«
    Die Männer lachten leise. Es waren alles ehemalige Mundanier, die selbst keine magischen Talente besaßen. In gewissem Sinne hatte der König ihnen gerade ein Kompliment gemacht.
    Nun mußten sie nur noch auf den nahenden Feind warten. Die Harpyie, die gierig auf baldige Beute hoffte, flog weitere Erkundungsflüge, damit sie sichergehen konnten, daß die Mundanier nichts Unvorhergesehenes unternahmen. Doch die marschierten ohne die leiseste Zurückhaltung den Hauptweg entlang. Sie hatten weder Späher vorgeschickt, noch Abteilungen, die etwaige Gegner in Scharmützel verwickeln sollten. In dieser Hinsicht waren sie tatsächlich nicht mehr als eine plündernde Horde, die einfach den Weg des geringsten Widerstandes wählte. Ihr Vorankommen wurde in erster Linie von Feuer und Asche markiert: Das Norddorf war bereits verwüstet, und es würde noch sehr lange dauern, bis das Zentaurengebiet wieder grün wurde.
    »Ich traue der Sache nicht«, meinte Chet Zentaur. »Entweder sind die geradezu kriminell nachlässig, oder sie haben nicht den geringsten Respekt vor ihren Gegnern. Oder es handelt sich um eine Finte. Wo befinden sich nur die restlichen Truppen?«
    »Vielleicht wollen sie Schloß Roogna einnehmen, bevor wir überhaupt erfahren, daß sie unterwegs sind«, meinte König Dor etwas ratlos. »Mundanier sind nicht gerade subtil im Denken, aber wir können es uns auch nicht leisten, sie zu unterschätzen. Alles, was ich erreichen will, ist, sie heute noch aufzuhalten. Wenn sie sich von dem Land ernähren müssen, das sie selbst verwüstet haben, werden sie schon bald Hunger erleiden.«
    »Und Durst«, meinte Grundy und schielte zum Fluß hinüber.
    »Na ja, verwandelt zu werden ist wahrscheinlich immer noch weniger schlimm als der Tod«, stimmte König Dor ihm seufzend zu. »Jedenfalls hat König Trent immer daran geglaubt.«
     
    Am späten Nachmittag trafen die Nächstweller ein. Die bunte Schar stieß achtlos flußaufwärts, ohne die Befestigungen auf der anderen Seite überhaupt zu bemerken. Dors Armee rührte sich nicht; die Hauptleute waren angewiesen, erst auf das Signal des Königs hin anzugreifen. Imbri war beeindruckt: Der junge König besaß ein überraschendes Gespür für Taktik, als habe er dergleichen schon früher einmal üben können.
    Die ersten Mundanier warfen sich auf den Boden und tranken gierig von dem funkelnden Wasser. Sofort wurden sie in Fische verwandelt, die nervös und verwundert umherzappelten, bis sie schließlich ins Wasser sprangen und verschwanden.
    Die anderen Mundanier musterten fassungslos das Geschehen. Doch sie waren nicht gänzlich dumm und begriffen schon bald, daß es sich um denselben Fluß handelte, dem sie schon einmal begegnet waren. Und so rief die vorderste Linie den anderen sofort Warnungen zu.
    Dann wurden Wachposten am Ufer aufgestellt, damit keiner aus der Nachhut versehentlich von dem Wasser trank, und so hielten sich die mundanischen Verluste in Grenzen. Etwa ein Dutzend Soldaten waren dem Wasser zum Opfer gefallen.
    Die Mundanier wollten gerade flußaufwärts weitermarschieren, wohl um eine bessere Stelle für ihr Nachtlager ausfindig zu machen, als sie plötzlich die Barrikaden erblickten.
    »Wir müssen ihnen eine angemessene Warnung geben«, meinte König Dor.
    »Eine angemessene Warnung!« wiederholte Grundy fassungslos. »Das ist doch der blanke Wahnsinn!« Doch da fiel ihm wieder ein, mit wem er da eigentlich redete, und er murmelte verlegen: »Bildlich gesprochen, Euer Majestät.«
    »Wir nehmen Eure Meinung zur Kenntnis, Golem«, erwiderte König Dor trocken. Dann sprach er zu dem Befehlshaber der xanthischen Armee. »Lassen Sie einen Freiwilligen aufstehen und die Mundanier dazu auffordern, nicht weiter vorzustoßen.«
    »Ich werde es selbst erledigen, Majestät«, sagte der Mann salutierend. Er war

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