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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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Das hat er gesagt, als ich ihn der Studienmanipulation bezichtigt habe. Urkundenfälschung. Eine Freud’sche Fehlleistung. Ich habe sie erst nicht bemerkt. Was, wenn er sein Physikum gefälscht hat? Und Henke …«
    »Sie hat es gewusst und ihn gedeckt. Er war der Vater ihrer Tochter, sie hat ihn geliebt«, ergänzte Paul.
    »Und er hat es ihr gedankt, indem er auf Tauchstation gegangen ist. Und dann steht sie auf einmal auf seiner Station. Zufällig. Oder geplant.«
    »Und sie setzt ihn unter Druck.«
    »Will alles verraten«, sagte Tessa.
    »Dann hätte Neumann ein Motiv, Henke zu ermorden!«
    »Damit wäre sein Rennen gelaufen.«
    Tessa sah aus dem Fenster und dachte nach. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: »Ich glaube, wir reden totalen Unsinn. Ich meine, wir spinnen uns was zurecht. Nur weil der Kerl seine erste Vorprüfung vergeigt hat. Das ist doch heute kein Makel mehr.«
    »Eben: heute! Er kommt aus guter Familie. Er hat Erwartungen enttäuscht.« Paul schien sich ganz sicher. »Wir können es doch überprüfen. Fragen wir bei der Ärztekammer nach, in der Personalabteilung der Klinik, im Arztregister. Überall, wo wir unser Examen vorlegen mussten. Ich habe einen guten Freund in der Personalabteilung, den rufe ich an.«
    »Ich möchte jetzt zu Torben. Der muss sich um Neumann kümmern.«
    »Torben, ja? An dem Punkt waren wir doch schon einmal!« Paul rutschte in seinem Sessel zurück und schaute Tessa eindringlich an. Die gab schnell auf und wich dem Blick aus.
    »Warum gönnt mir eigentlich niemand ein bisschen Liebe, ist das zu viel verlangt?« Tessa war es leid, dass alle versuchten, sie von Torben abzubringen.
    »Kann er dir denn Liebe geben? Er ist doch verheiratet …«
    »Es klingt vielleicht seltsam, weil ich ihn noch nicht lange kenne, aber … Ich fühle mich angekommen, wenn ich bei ihm bin. Selbst wenn wir uns streiten. Es ist … ach, ich weiß doch auch, dass er vergeben ist. Ich will etwas, das ich nicht kriegen kann, und das ist hart. Ich weiß sehr gut, wie es ist, wenn man sich etwas von ganzem Herzen wünscht – und nicht bekommt. Und Liebe habe ich nie geschenkt bekommen.« Sie schluckte die aufkommenden Tränen herunter. »Also muss ich der Wahrheit ins Auge sehen. Er ist vergeben. Aber ich bin verliebt, und der Verlust ist real«, sagte sie.
    »Nichts, was du sagen kannst, bringt ihn dazu, etwas gegen seinen Willen zu tun. Du kannst ihn nicht zwingen.«
    »Aber ich brauche ihn«, insistierte Tessa.
    »Nein, du willst ihn. Was du brauchst , ist jemand, der dich auch liebt und der dir das zeigt. Jemanden, der frei ist für dich. Jemanden, der dich wirklich will«, antwortete Paul.
    »Du bist keine Hilfe.« Tessa kämpfte immer noch mit den Tränen. Selbst Sascha hatte etwas Ähnliches gesagt. War es wirklich so eindeutig für die anderen?
    »Doch. Ich helfe dir zu erkennen, was du wirklich brauchst, und nicht zu bekommen, was du willst.«
    »Das ist doch Psychokacke«, rief Tessa so laut, dass die Hunde plötzlich aufsprangen.
    »Ganz genau.« Paul grinste breit.
    Tessa musste nun doch lächeln. Auch wenn ihr wirklich nicht danach zumute war. »Ich fahre jetzt zu ihm.«
    »Warum hören Frauen nicht auf mich?« Paul schüttelte ungläubig den Kopf, als beide Hunde zu Tessa liefen.
    *
    Koster saß an seinem Schreibtisch im Polizeipräsidium und arbeitete die neuesten Informationen durch, die seine Mitarbeiter im Mordfall Henke ergänzt hatten. Ein Räuspern ließ ihn hochschrecken. Er blickte auf und sah Tessa in der Tür lehnen. Er war so überrascht, dass er nur verlegen lächeln konnte.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte sie. Ohne die Antwort abzuwarten, schloss sie die Tür hinter sich und kam auf ihn zu.
    Ihre Blicke trafen sich.
    Tessa rückte sich einen Stuhl zurecht und er ertappte sich dabei, wie er einen schnellen Blick über seinen Schreibtisch warf, um zu sehen, wie viel Chaos herrschte. Dabei fiel ihm auch das Foto seiner Frau und der Kinder auf, und es war ihm peinlich.
    »Schön, dass du gekommen bist. Ich konnte dir noch gar nicht von meiner Fahrt mit Brömme erzählen. Ein merkwürdiger Junge.«
    »Ja, ein interessanter Mann.«
    »Junge! Und die Adjektive suche ich aus.«
    »Bist du eifersüchtig?«, fragte Tessa.
    Ihr Tonfall war neckend, aber ihr Blick ernst. Sie biss sich auf die Lippe.
    »Nein«, log er. »Es gefällt mir nur nicht, dass er mitten in der Nacht bei dir vor der Tür steht. Das habe ich ihm unmissverständlich klargemacht, und es sollte sich nicht

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