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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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fragen Sie?«
    Tessa druckste. »Ich glaube, er … hat kein Examen.«
    Koster musste beinahe lachen. »Wie kommst du denn da drauf? Das klingt ja abenteuerlich.«
    Tessa blieb ernst. »Ich weiß, ich überprüfe es. Ich habe bei der Ärztekammer angerufen.«
    Koster konnte es kaum glauben. »Du meinst es tatsächlich ernst. Ein erfolgreicher Arzt ohne Studium?«
    »Nicht ohne Studium, nur mit gefälschtem Examen. Er war durchs Physikum gefallen, und ohne konnte er nicht weiterstudieren. Wenn er nachgeholfen hat …?«
    »Das wären alles nur Indizien, keine Beweise. Das reicht nicht, um Neumann des Mordes an Gabriele Henke zu überführen, wenn er nicht gesteht, Tessa. Ich kann ihn nicht verhaften. Kein Staatsanwalt der Welt stellt mir einen Haftbefehl aus. Ich kann ihn nur zur Vernehmung einbestellen. Das wird ihm einheizen. Mal sehen, wie er auf eine offizielle Einladung ins Polizeipräsidium reagiert.« Er wandte sich an Liebetrau. »Liebchen, lass ihm das gleich zustellen. Morgen früh um zehn Uhr will ich ihn hier im Vernehmungsraum haben!«
    »Jau. Nichts lieber als das.« Liebchen schnappte sich seine Globuli-Dose und verschwand mit neu entfachtem Eifer.
    Nachdem Liebetrau gegangen war, stand Koster auf und ging zu Tessa. Er zog sie aus dem Stuhl hoch und nahm sie in den Arm. Er war froh, dass sie es zuließ.
    »Ich möchte, dass du nach Hause gehst. Nicht in die Klinik! Sei morgen Vormittag erreichbar. Schalt dein Handy in der Klinik auf Empfang, wann immer du dein Büro verlässt, okay?«
    »Glaubst du, dass ich in Gefahr bin?« Ihr Blick flackerte ängstlich.
    »Nein, Neumann ist morgen früh hier. Aber ich möchte ab sofort jedes Risiko ausschließen. Wenn du nicht in deinem Büro zu erreichen bist, möchte ich dich auf dem Handy anrufen können. Tag und Nacht!«
    Sie kuschelte sich noch tiefer in seine Arme.
    Nach einer Pause fragte sie leise: »Willst du mit zu mir kommen?«
    Nichts hätte er lieber getan. Gar nichts. Aber er durfte nicht. Nicht heute Abend.
    »Nein, es geht leider nicht.« Er sah ihr direkt in ihre warmen braunen Augen. »Heute Abend kommt meine Frau mit den Kindern zurück, und ich muss mit ihr sprechen«, sagte er ernst.

ZEHNTER TAG
    Koster hatte die halbe Nacht mit seiner Frau gestritten und war müde und gereizt, als er das Präsidium betrat. Die Vernehmung von Doktor Neumann wartete auf ihn, und er wollte sich vor Staatsanwalt Menzel keine Blöße geben. Daher war er nach vier Stunden Schlaf wieder aufgestanden, um sich auf das Verhör vorzubereiten. Zusammen mit Liebetrau und Staatsanwalt Menzel betrat er das Vernehmungszimmer und setzte sich mit einem kurzen Gruß Neumann gegenüber. Dessen Überheblichkeit war sichtbarer Unruhe gewichen. Der ängstliche Ausdruck verlieh seinem Gesicht fast etwas Sympathisches. Koster rückte seine Akten zurecht und schaltete den digitalen Rekorder an. Als er sich versichert hatte, dass das rote Aufnahme-Licht leuchtete, begann er mit den üblichen Formalien. Er nannte die Namen der anwesenden Personen, Neumanns Alter, seinen Beruf sowie dessen Wohnort.
    »Ist das alles korrekt?«, fragte er.
    Neumann nickte. Sein Augenlid zuckte.
    »Für das Protokoll, Doktor Neumann nickt. Doktor Neumann ist Oberarzt an der Universitätsklinik und arbeitet auf der Station, auf der das Opfer, Gabriele Henke, ermordet aufgefunden wurde. Ist die Beziehung, die Sie zum Opfer hatten, richtig dargestellt, Doktor Neumann?«
    »Wenn Sie damit meinen, dass sie Patientin auf meiner Station war, dann ja.«
    »Sie werden heute als Beschuldigter vernommen, ist Ihnen das klar, Doktor Neumann?«, fragte Koster.
    »Sie brauchen mir nicht zu drohen, Kommissar Koster.«
    Koster blickte kurz zu Staatsanwalt Menzel. Doch der reagierte nicht. Neben Menzel blätterte Liebchen unbeeindruckt in den Akten.
    »Ich werde Sie jetzt über Ihre Rechte belehren: Es steht Ihnen nach dem Gesetz frei, sich zur Beschuldigung zu äußern oder nicht zur Sache auszusagen. Sie können außerdem zuvor und jederzeit einen von Ihnen zu wählenden Verteidiger befragen sowie einzelne Beweiserhebungen zu Ihrer Entlastung beantragen.« Koster las den Text von einer Karteikarte ab. Nicht, dass er ihn nicht auswendig kannte, aber er wollte keinen Fehler machen, nicht ein Wort verdrehen, damit ein Rechtsanwalt nicht am Ende einen Formfehler daraus stricken konnte oder seine Aussage nicht gerichtsverwertbar war. Oberarzt Neumann hatte keinen Anwalt hinzugezogen und wollte auch jetzt keinen. Das konnte sich

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