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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Gabel.
    »Ja, gut so, gut so, weiter so! Ihr Baby ist gleich da, Sabra!« Doc lief der Schweiß vom Haaransatz in die Augenbrauen, aber er schien nichts davon zu merken. »So ist es richtig. Sehr gut. Gleich haben Sie's geschafft.«
    Der Schrei des Mädchens sollte Tiel später noch viele Nächte im Schlaf verfolgen. Weiteres Dammgewebe zerriss, als sich die Schultern des Kindes herausschoben. Ein kleiner Einschnitt unter lokaler Betäubung hätte Sabra diese Qual erspart, aber daran ließ sich nun einmal nichts ändern.
    Der einzige Segen, der bei all dieser Schinderei herauskam, war das zappelnde Baby, das in Docs wartende Hände glitt. »Es ist ein Mädchen, Sabra. Und sie ist eine kleine Schönheit. Ronnie, Sie haben eine kleine Tochter!«
    Donna, Vern und Gladys applaudierten begeistert. Tiel drängte ihre aufsteigenden Tränen zurück, als sie beobachtete, wie Doc den Kopf des Babys behutsam nach unten beugte, um die Atemwege von Schleim frei zu machen, da er keinen Aspirator hatte. Zum Glück begann das winzige Wesen augenblicklich zu schreien. Ein breites Grinsen der Erleichterung hellte seine besorgte Miene auf.
    Tiel blieb jedoch nicht viel Zeit zum Staunen, weil Doc ihr jetzt das Baby reichte. Das Neugeborene war so schlüpfrig, dass sie befürchtete, es fallen zu lassen. Aber sie schaffte es, das kleine Mädchen mit einem Arm zu umfassen und es in ein Handtuch zu wickeln. »Legen Sie es seiner Mutter auf den Bauch.« Tiel befolgte Docs Anweisung.
    Sabra starrte voller Verwunderung auf ihr schreiendes Neugeborenes und fragte dann mit furchterfülltem Flüstern: »Ist sie gesund?«
    »Ihre Lungen scheinen es auf jeden Fall zu sein«, erwiderte Tiel lachend. Sie nahm eine schnelle Bestandsaufnahme vor. »Alle Finger und Zehen vollständig. Sieht so aus, als ob ihr Haar so hell wie Ihres würde.«
    »Ronnie, kannst du sie sehen?«, rief Sabra.
    »|a.« Der Junge ließ seinen Blick zwischen ihr und den beiden Mexikanern hin und her schweifen, die das Wunder der Geburt offenbar völlig kalt ließ. »Sie ist sehr hübsch. Na ja, ich schätze, sie wird es sein, wenn sie sauber gewaschen ist. Wie geht es dir?«
    »Super«, erwiderte Sabra.
    Aber dem war nicht so. Die Unterlagen, auf denen sie lag, waren vollkommen mit Blut durchtränkt. Doc versuchte, die Blutungen mit Binden zu stillen. »Bitten Sie Gladys, mir noch mehr von diesen Damenbinden zu bringen. Ich fürchte, wir werden sie brauchen.«
    Tiel rief Gladys herbei und erklärte ihr, was Doc benötigte. Sie kehrte innerhalb von einer halben Minute mit einer weiteren Schachtel Binden zurück. »Haben Sie es geschafft, den Mann ordentlich zu verschnüren?«, wollte Tiel wissen.
    »Vern arbeitet noch daran, aber der Kerl wird vorerst nirgendwo hingehen.«
    Während Doc weiterhin damit beschäftigt war, Sabras Blutungen zu stillen, versuchte Tiel, das Mädchen abzulenken. »Wie werden Sie Ihre Tochter nennen?«
    Sabra inspizierte ihr neu geborenes Kind mit unverhüllter Bewunderung und uneingeschränkter Liebe. »Wir haben uns für Katherine entschieden. Ich mag die klassischen Namen.«
    »Ich auch. Und ich glaube, Katherine wird gut zu ihr passen.«
    Plötzlich verzerrte sich Sabras Gesicht vor Schmerz. »Was ist los?«
    »Es ist die Plazenta«, erklärte Doc. »Das Organ, das während der vergangenen neun Monate Katherines Ernährung und Atmung gedient hat. Ihre Gebärmutter zieht sich zusammen, um es auszustoßen, genauso wie sie sich zusammengezogen hat, um Katherine ans Licht der Welt zu befördern. Es wird ein bisschen weh tun, aber es ist lange nicht so schmerzhaft wie eine Wehe. Sobald die Plazenta ausgestoßen ist, werden wir Sie waschen und Sie dann schlafen lassen. Na, wie klingt das?«
    Zu Tiel sagte er: »Halten Sie bitte einen von diesen Müllsäcken bereit. Ich muss das hier aufbewahren. Es wird später untersucht werden.«
    Sie tat wie befohlen und lenkte Sabra dann abermals ab, indem sie über das Baby sprach. Innerhalb von kurzer Zeit hatte Doc die Nachgeburt in den Plastiksack eingewickelt und außer Sichtweite gelegt, obwohl sie noch immer durch die Nabelschnur mit dem Baby verbunden war. Tiel wollte ihn fragen, warum er die Nabelschnur noch nicht durchtrennt hatte, aber er war beschäftigt.
    Gute fünf Minuten später streifte er schließlich die blutbeschmierten Handschuhe ab, griff nach dem Blutdruckmessgerät und legte Sabra die Manschette um den Oberarm. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut«, sagte sie, aber ihre Augen wirkten eingesunken

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