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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sein Wissen getestet. Wenn der Muttermund zwischen acht und zehn Zentimetern geweitet ist, laufen alle Systeme auf Hochtouren. Er ist bei dem Test durchgerasselt.«
    »Wir könnten beide zu vielen Jahren harter Arbeit in einem Bundesgefängnis verurteilt werden.«
    »Besser das, als ihn Ronnie erschießen zu lassen«, erwiderte Doc.
    »Amen.«
    Sie blickte auf das Neugeborene in ihren Armen, das jetzt schlief. »Was ist mit dem Baby? Ist alles mit ihm in Ordnung?«
    »Sehen wir uns die Kleine mal an.«
    Tiel legte Katherine in ihren Schoß. Doc schlug das Handtuch zurück und untersuchte das winzige Wesen, das noch nicht einmal so lang wie sein Unterarm war. Seine Hände wirkten riesig und maskulin gegen den kleinen rosigen Babykörper, aber ihre Berührung war sanft und behutsam, besonders als er das abgebundene Stückchen Nabelschnur mit Klebeband auf Katherines Bauch befestigte.
    »Sie ist klein«, bemerkte er. »Ungefähr zwei Wochen zu früh geboren, würde ich sagen. Aber sie scheint gesund zu sein. Die Atmung ist in Ordnung. Trotzdem gehört sie in die Neugeborenenstation eines Krankenhauses. Es ist wichtig, dass wir sie warm halten. Achten Sie darauf, dass ihr Kopf bedeckt ist.«
    »In Ordnung.«
    Er hatte sich dicht zu Tiel vorgebeugt, um das Neugeborene zu untersuchen. So dicht, dass sie jede winzige Falte, die von seinen äußeren Augenwinkeln ausstrahlte, deutlich sehen konnte. Die Iris seiner Augen war grau-grün, die
    Wimpern sehr schwarz, mehrere Schattierungen dunkler als sein mittelbraunes Haar. Sein Kinn und seine Wangen waren mit kurzen Bartstoppeln bedeckt, was Tiel sehr attraktiv fand. Durch den Riss in seinem Hemd konnte sie sehen, dass sein behelfsmäßiger Verband mit Blut durchtränkt war.
    »Schmerzt Ihre Schulter?«
    Als er den Kopf hob, wären sie beinahe mit den Nasen zusammengestoßen. Ihre Blicke verschmolzen für mehrere Sekunden miteinander, bevor er den Kopf wegdrehte, um seine Schulterverletzung zu inspizieren. Er sah aus, als hätte er vollkommen vergessen, dass sie da war. »Nein. Ich spüre kaum etwas davon.« Hastig fügte er hinzu: »Legen Sie ihr besser eine dieser Windeln an und wickeln Sie sie dann wieder in das Handtuch.«
    Tiel wickelte unbeholfen das Baby, während Doc nach der jungen Mutter sah.
    »Ist all dieses Blut...« Tiel ließ ihre Frage absichtlich unvollendet, weil sie befürchtete, dass Ronnie ihre Worte mitbekommen würde. Da sie noch nie bei einer Entbindung dabei gewesen war, wusste sie nicht, ob die Blutmenge, die Sabra verloren hatte, normal oder Grund zur Besorgnis war. Ihr kam es so vor, als wäre es übermäßig viel Blut, und wenn sie Docs Gesichtsausdruck richtig deutete, war auch er beunruhigt.
    »Es ist sehr viel mehr, als es sein dürfte.« Er dämpfte seine Stimme aus dem gleichen Grund wie sie. Dann zog er das Laken über Sabras Schenkel und begann ihren Unterleib zu massieren. »Manchmal hilft das, die Blutung einzudämmen«, antwortete er auf Tiels unausgesprochene Frage.
    »Und wenn es nicht hilft?«
    »Es kann nicht mehr lange so weitergehen, bis wir echte Probleme bekommen. Ich wünschte, ich hätte einen Dammschnitt machen und ihr das hier ersparen können.«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Unter diesen Umständen und angesichts der katastrophalen Bedingungen haben Sie Ihre Sache erstaunlich gut gemacht, Dr. Stanwick.«

7
     
    Es war ihr einfach herausgerutscht, bevor sie sich zurückhalten konnte. Sie hatte nicht vorgehabt, Doc merken zu lassen, dass sie ihn erkannt hatte. Jedenfalls noch nicht.
    Obwohl... vielleicht war ihr Versprecher ja auch unter-bewusste Absicht gewesen. Vielleicht hatte sie ihn mit seinem Namen angesprochen, nur um zu sehen, wie er darauf reagieren würde. Es war die Reporterin in ihr, der journalistische Drang, eine Erwiderung auf eine unerwartete Frage oder Feststellung zu provozieren, der sie dazu angestachelt hatte, seinen Namen herauszuposaunen, um zu sehen, wie seine spontane, ungeprobte und daher aufrichtige Reaktion sein würde.
    Seine spontane, ungeprobte und aufrichtige Reaktion war äußerst aufschlussreich. Zuerst ließ seine Miene Erstaunen erkennen, dann Verwirrung, dann Ärger. Schließlich war es, als ob ein Visier vor seinen Augen herunterklappte.
    Tiel erwiderte seinen finsteren Blick ruhig und unverwandt, wie um anzudeuten, dass er es nur ja nicht wagen sollte, abzustreiten, dass er Dr. Bradley Stanwick war. Beziehungsweise in seinem früheren Leben gewesen war.
    In dem Moment klingelte wieder

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