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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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das Telefon.
    »Verdammt noch mal«, knurrte Donna. »Was soll ich denen denn diesmal sagen?«
    »Lassen Sie mich rangehen.« Ronnie griff nach dem Hörer. »Mr. Calloway? Nein, es ist genauso, wie die Lady gesagt hat, er ist nicht tot.«
    Sabra war durch das Schrillen des Telefons geweckt worden. Sie bat darum, ihr Baby halten zu dürfen. Tiel legte ihr das Kind in die Arme, und die junge Mutter gurrte zärtlich, wie süß Katherine jetzt aussah und wie gut sie roch.
    Tiel stand auf und streckte sich. Sie hatte bis jetzt gar nicht gemerkt, wie anstrengend und aufreibend die letzte Stunde der Wehen und die Entbindung gewesen waren. Man konnte ihre Ermattung natürlich nicht mit Sabras vergleichen, aber sie war trotzdem erschöpft.
    Körperlich erschöpft, aber geistig hellwach. Sie sah sich schnell im Laden um, um sich einen Überblick über die derzeitige Lage zu verschaffen. Gladys und Vern saßen ruhig nebeneinander und hielten sich bei der Hand. Sie wirkten müde, aber zufrieden, als ob sich die Ereignisse der Nacht speziell zu ihrer Unterhaltung abspielten.
    Donna hatte ihre mageren Arme vor ihrer knochigen Brust verschränkt und zupfte an den lose hängenden, schuppigen Hautsäcken, die als Ellenbogen durchgingen. Der Größere, Dünnere der beiden Mexikaner starrte angespannt auf Ronnie und das Telefon. Sein Freund beobachtete den FBI-Agenten, der allmählich wieder zu sich zu kommen schien.
    Vern hatte Agent Cain mit dem Rücken gegen den Tresen gelehnt, die Beine lang ausgestreckt. Seine Knöchel waren mit silbernem Isolierband gefesselt, seine Handgelenke waren auf die gleiche Art hinter seinem Rücken zusammengebunden. Sein Kopf war tief auf seine Brust hinabgesunken, aber hin und wieder versuchte er ihn zu heben, und wenn er das tat, stöhnte er jedes Mal.
    »Wir haben ihn gefesselt«, erklärte Ronnie Calloway gerade am Telefon. »Wir haben unsere Pistolen fast gleichzeitig abgefeuert, aber der Einzige, der getroffen wurde, war Doc. Nein, es geht ihm gut. War nur ein Streifschuss.« Ron-nie blickte Doc an, der zustimmend nickte. »Wer ist Miss McCoy?«
    »Das bin ich«, erklärte Tiel und trat vor.
    »Wie das?« Ronnie musterte Tiel fragend. »Na ja, ich schätze, es ist okay. Woher wissen Sie ihren Namen? Okay, bleiben Sie dran.« Als er Tiel den Hörer reichte, fragte er: »Sind Sie berühmt oder so was?«
    »Wie man's nimmt.« Sie ergriff den Hörer. »Hallo?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang nach Behördenvertreter - knapp, sachlich, präzise. » Miss McCoy, hier spricht FBI Special Agent Bill Calloway.«
    »Hallo.«
    »Können Sie frei reden?«
    »Ja.«
    »Sie stehen unter keinem akuten Druck?«
    »Nein.«
    »Wie ist die Lage bei Ihnen?«
    »Genauso, wie Ronnie sie Ihnen geschildert hat. Agent Cain hätte beinahe eine Katastrophe ausgelöst, aber wir konnten sie gerade noch verhindern.«
    Der ranghöhere Agent war derart bestürzt, dass er einen Moment brauchte, um seine Sprache wiederzufinden. »Wie war das bitte?«
    »Es war eine schlechte Entscheidung, ihn hierher zu schicken. Miss Dendy hätte einen Facharzt für Geburtshilfe gebraucht und nicht die Kavallerie.«
    »Wir wussten ja nicht -«
    »Tja, nun wissen Sie es. Dies hier ist nicht Mount Carmel oder Ruby Ridge. Ich will Ihnen nicht vorschreiben, wie Sie Ihren Job machen sollen -«
    »Ach nein?«, fragte er trocken.
    »Aber ich bitte Sie inständig, von jetzt ab mit Mr. Davison zu kooperieren.«
    »Es gehört zu unseren Grundsätzen, nicht mit Geiselnehmern zu verhandeln.«
    »Das hier sind keine Terroristen!«, rief Tiel. »Dies sind zwei Kids, die völlig verwirrt und verängstigt sind und das Gefühl haben, hoffnungslos in der Falle zu sitzen.«
    Im Hintergrund waren laute Stimmen zu hören. Calloway bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand, um mit jemand anderem zu reden. Agent Cain hob den Kopf und blickte mit trüben Augen zu Tiel auf. Erkannte er sie als diejenige wieder, die ihn mit einer Dose Chilibohnen k.o. geschlagen hatte?
    »Mr. Dendy macht sich große Sorgen um das Wohl seiner Tochter«, sagte Calloway, als er wieder in der Leitung war. »Die Kassiererin - Donna? - hat mir gesagt, dass Sabra inzwischen entbunden hat.«
    »Es ist ein Mädchen. Der Zustand von Mutter und Kind ist... stabil.« Sie blickte zu Doc hinüber, der leicht nickte. »Versichern Sie Mr. Dendy, dass seiner Tochter keine unmittelbare Gefahr droht.«
    »Sheriff Montez hat mich informiert, dass unter den Geiseln ein Einheimischer ist, der gewisse

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