Nacht ohne Ende
Diskussion.«
»In Ordnung, wie du meinst.« Sie konnte jetzt erst einmal problemlos zustimmen und dann später darüber diskutieren, wenn die Ereignisse es rechtfertigten.
»Okay, lass mich mal sehen. Aus Rojo Fiats raus...« Die Straßenkarte musste direkt vor ihm auf dem Schreibtisch liegen, denn Gully brauchte nur ein paar Sekunden, um ihr weitere Informationen zu geben. »Du müsstest eigentlich relativ schnell nach Hera kommen. Du bist doch nicht müde, oder?«
Sie war nie wacher als dann, wenn sie einer heißen Story nachjagte. Ihr Problem bestand vielmehr darin, abzuschalten und einzuschlafen. »Ich werde mir irgendwas Koffeinhaltiges für unterwegs kaufen.«
»Melde dich bei mir, sobald du dort ankommst. Ich habe dir ein Zimmer in dem einzigen Motel des Ortes reservieren lassen. Du kannst es unmöglich verfehlen. Man hat mir gesagt, es liegt an der blinkenden Ampel - der Einzigen weit und breit. Einer der Motelangestellten wird aufbleiben und auf dich warten, um dir den Zimmerschlüssel zu geben.« Er
wechselte abrupt das Thema und fragte: »Wird dein neuer Freund sauer sein?«
»Zum letzten Mal, Gully, es gibt keinen neuen Freund!«
Sie legte auf und wählte eine andere Nummer - die ihres neuen Freundes.
Joseph Marcus war ein ebensolcher Workaholic wie sie. Laut Plan sollte er früh am nächsten Morgen ins Flugzeug steigen, deshalb nahm Tiel an, dass er an diesem Abend noch im Büro sein und länger arbeiten würde, um verschiedenes in Ordnung zu bringen, bevor er für einige Tage verreisen würde. Wie sich herausstellte, hatte sie richtig vermutet. Er meldete sich gleich beim zweiten Klingeln.
»Bekommst du die Überstunden bezahlt?«, fragte sie neckend.
»Tiel? Hi! Ich bin froh, dass du anrufst.«
»Es ist schon ziemlich spät. Ich hatte befürchtet, du würdest nicht mehr ans Telefon gehen.«
»Reiner Reflex. Wo bist du gerade?«
»Irgendwo in der Wallachei.«
»Alles in Ordnung? Du hast doch keinen Ärger mit dem Wagen, oder so was?«, fragte er.
»Nein, alles läuft bestens. Ich rufe aus verschiedenen Gründen an. Erstens einmal, weil ich dich vermisse.«
Dies war die Richtung, die sie einschlagen musste. Ihm erklären, dass die Reise nach wie vor stattfand. Ihm schonend beibringen, dass sie sich ein klein wenig verzögerte, dass ihr gemeinsamer Urlaub deshalb aber nicht völlig ins Wasser fallen würde. Ihm versichern, dass alles in bester Ordnung war, und ihn dann über die kleine Knitterfalte in ihren Plänen für eine romantische Flucht informieren.
»Du hast mich doch erst gestern Abend gesehen«, sagte er.
»Aber nur kurz, und es ist ein langer Tag gewesen. Der zweite Grund, weshalb ich anrufe, ist, um dich daran zu erinnern, eine Badehose in deinen Koffer zu packen. Der Whirlpool in dem Apartmentkomplex ist öffentlich.«
Nach einer kurzen Pause erwiderte er: »Tatsächlich ist es gut, dass du angerufen hast, Tiel. Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss.«
Etwas in seiner Stimme hinderte sie daran, weiter zu plappern. Sie verstummte und wartete darauf, dass er das Schweigen brach, das sich zwischen ihnen ausdehnte.
»Ich hätte dich heute auf deinem Handy anrufen können«, erklärte er schließlich, »aber dies ist nicht die Art von Angelegenheit, die... Tatsache ist, dass... Und es tut mir wahnsinnig Leid. Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wie Leid es mir tut.«
Tiel starrte auf die unzähligen Löcher in dem Metallschirm, der das Wandtelefon umgab. Sie starrte so lange darauf, dass die winzigen Löcher ineinander zu fließen schienen. Geistesabwesend fragte sie sich, welchem Zweck sie wohl dienten.
»Ich fürchte, ich kann morgen nicht von hier weg«, erklärte er.
Sie hatte die ganze Zeit über den Atem angehalten. Jetzt stieß sie ihn wieder aus, zutiefst erleichtert. Der Umstand, dass Joseph ihre gemeinsamen Pläne änderte, linderte ihr schlechtes Gewissen darüber, sie selbst ändern zu müssen.
Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, fuhr er fort: »Ich weiß, wie sehr du dich auf diese Reise gefreut hast. Ich habe mich auch unheimlich darauf gefreut«, fügte er hastig hinzu.
»Lass es mich etwas leichter für dich machen, Joseph.« Schuldbewusst gestand sie: »In Wahrheit habe ich dich angerufen, um dir zu sagen, dass ich noch ein paar Tage brauche, bevor ich nach Angel Fire kommen kann. Deshalb ist mir eine kurze Verschiebung durchaus recht. Würde es dein Zeitplan erlauben, dass wir uns, sagen wir, Dienstag statt morgen treffen?«
»Du
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