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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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schlafende Neugeborene in den Armen. »Ich möchte sehen, was geschehen wird.«
    »Wir sollten besser tun, was er sagt«, meinte Vern und tätschelte ihr die Schulter. »Wir können ja draußen auf die anderen warten.« Er half Gladys vom Fußboden hoch. »Aber bevor wir gehen, will Sabra sich sicher noch von Katherine verabschieden.«
    Die alte Dame trug das Baby hinüber zu der Stelle, wo Sabra sich schwer auf Doc stützte.
    »Soll ich Calloway über Ihre Entscheidung informieren?«, fragte Tiel Ronnie.
    Sein Blick ruhte auf Sabra und dem Baby. »Eine halbe Stunde.«
    »Was?«
    »Das ist das Zeitlimit, das ich Calloway und seinen Leuten gebe, um sich wieder bei mir zu melden. Wenn sie uns nicht in einer halben Stunde gehen lassen, werden wir... werden wir unseren Plan in die Tat umsetzen«, sagte er gepresst.
    »Ronnie, bitte.«
    »Es bleibt dabei, Miss McCoy. Sagen Sie denen das.«
    Sie wählte Calloways Nummer, und er nahm sofort ab, noch bevor das erste Klingeln des Telefons beendet war. »Ich komme jetzt mit dem Baby heraus. Sorgen Sie dafür, dass ärztliches Personal bereit steht. Ich bringe drei der Geiseln mit.«
    »Nur drei?«
    »Drei.«
    »Was ist mit den Übrigen?«, wollte Calloway wissen.
    »Das sage ich Ihnen, wenn ich draußen bin.«
    Damit legte sie hastig auf.
    Als Tiel auf Sabra zuging, weinte die junge Frau. »Mach's
    gut, Katherine, mein kleiner Schatz. Mein süßes kleines Baby. Mommy hat dich lieb. Sehr lieb.« Sie beugte sich über das Kind, während sie seinen Geruch einatmete und es überall zärtlich streichelte. Sie küsste Katherine mehrmals auf die Wangen, dann wandte sie sich abrupt ab und vergrub ihr Gesicht schluchzend in Docs Hemd.
    Tiel nahm das Baby von Gladys entgegen, die die Kleine gehalten hatte, weil Sabra nicht mehr die Kraft dazu hatte. Dann trug Tiel Katherine zu Ronnie. Als der junge Mann das Baby anblickte, stiegen Tränen in seinen Augen auf, und seine Unterlippe zitterte unkontrolliert. Er versuchte so angestrengt, hart zu sein, und scheiterte doch so kläglich.
    »Danke für alles, was Sie getan haben«, sagte er zu Tiel. »Ich weiß, Sabra war froh, Sie um sich zu haben.«
    Tiel blickte ihn beschwörend an. »Ich glaube nicht, dass Sie's tun werden, Ronnie. Ich weigere mich ganz einfach zu glauben, dass Sie wirklich diesen Abzug da drücken würden - könnten um Sabras und Ihrem Leben ein Ende zu machen.«
    Er zog es vor, nichts darauf zu erwidern, und drückte dem Baby stattdessen einen Kuss auf die Stirn. »Bye, Katherine. Ich liebe dich.« Dann trat er mit einer ruckartigen, abrupten Bewegung hinter den Tresen, um das elektrische Türschloss zu entsichern.
    Tiel ließ die drei anderen vor ihr hinausgehen. Bevor sie durch die Tür trat, blickte sie noch einmal über ihre Schulter zu Doc zurück. Er hatte Sabra geholfen, sich wieder auf den Boden zu legen, doch er hob den Kopf, als hätte er Tiels Blick auf sich gespürt. Ihre Blicke trafen sich nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber es war zweifellos eine bedeutungsvolle Zeitspanne und ein nicht minder bedeutungsvoller Blickkontakt.
    Dann schlüpfte sie durch die Tür und hörte das Schloss wieder hinter sich einrasten.
     
    Aus der Dunkelheit kamen Rettungssanitäter herbeigeeilt. Offensichtlich war schon vorher festgelegt worden, dass sich jeweils zwei von ihnen um eine Geisel kümmern sollten. Vern, Gladys und Donna wurden von ihnen umringt und mit Fragen bestürmt, die Gladys in entschieden gereiztem Ton beantwortete.
    Ein Mann und eine Frau in identischen weißen Arztkitteln und Hosen materialisierten sich vor Tiel. Die Frau streckte die Hände nach Katherine aus, aber Tiel war noch nicht bereit, das Baby zu übergeben. »Wer sind Sie?«
    »Dr. Emily Garrett.« Die Frau stellte sich als Chefärztin der Neugeborenenstation in einem Krankenhaus in Midland vor. »Dies ist Dr. Landry Giles, Chefarzt der Entbindungsstation.«
    Tiel stellte sich ebenfalls vor und sagte dann: »Ungeachtet aller gegenteiligen Äußerungen, die Sie vielleicht gehört haben, wollen die Eltern das Kind nicht zur Adoption freigeben.«
    Dr. Garretts Ausdruck war so unerschütterlich und ohne Falsch, wie Tiel es sich nur hätte wünschen können. »Ich verstehe vollkommen. Wir werden auf die Ankunft der Mutter warten.«
    Tiel drückte einen Kuss auf Katherines flaumigen Kopf. Sie fühlte sich mit diesem kleinen Wesen auf eine Art und Weise verbunden, wie sie sich wahrscheinlich mit keinem anderen Menschen jemals verbunden fühlen würde

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