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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nicht derselbe.
      Diesmal schoß ich linkshändig und zog über Kreuz aus dem Gürtel. Ich kannte das Ergebnis, noch bevor ich nachgeschaut hatte.
      Fünf Treffer! Fünf dicht beieinanderliegende Treffer auf jeder Karte. Ich zerriß sie in ganz kleine Stückchen, streute sie ins Meer und ging wieder zur Villa hinauf.

    Ich verschlief den ganzen Nachmittag und wachte erst bei Einbruch der Dämmerung auf. Aber als Burke ins Zimmer kam, um nachzusehen, und dann wieder lautlos verschwand, blieb ich liegen und tat, als schliefe ich noch. Erst als es ganz dunkel war, stand ich auf, zog mich an und schlich mich auf die Terrasse hinaus. Ich hörte Stimmen in der Nähe, ging dem Geräusch nach und blieb vor einem Fenster stehen, das offenbar zu seinem Schlafzimmer gehörte.
      Er saß an dem Tisch in der Ecke, und Pete stand neben ihm. Sein blondes Haar schimmerte golden im Lampenlicht.
      Burke sah lächelnd zu ihm auf – es war eine Art von Lächeln, die ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Dann tätschelte er seinen Arm und sagte etwas. Pete ging hinaus wie ein treuer Hund, dem sein Herr einen Befehl erteilt hat.
      Burke öffnete eine Schublade, zog etwas heraus, was verdächtig nach einer Flasche Whisky aussah, öffnete sie und trank daraus. Für einen Antialkoholiker machte er das sehr gekonnt. Dann stellte er die Flasche wieder in die Schublade zurück. Die Tür ging auf, und die Frau trat ein.
      Ich wollte mich schon davonschleichen, hauptsächlich des halb, weil ich bei allen anderen Untugenden kein Voyeur bin, aber es war nicht nötig. Er saß nur einfach da, kehrte den Oberst heraus und sprach anscheinend griechisch mit ihr. Ich wußte, daß er diese Sprache sehr gut beherrschte, weil er während der Unruhen ein paar Jahre auf Zypern verbracht hatte.
      Als sie sich der Tür zuwandte, schob ich mich aus dem Lichtschein und kehrte in mein Zimmer zurück. Die ganze Sache war nun wirklich interessant geworden – interessant und dramatisch. Ich zündete mir eine Zigarette an, legte mich aufs Bett und dachte nach.
      Das einzige, wirklich schwache Glied in der Kette war die Geschichte von der sehr ehrenwerten Joanna und dem Lumpen Serafino. Möglich war das natürlich schon, aber irgendwie unvollständig wie eine Bachfuge, bei der Seite drei fehlt.
      Irgendwo grollte drohend der Donner. Zürnten vielleicht die Götter? Möge uns Zeus vergeben! Aus irgendeinem dunklen, staubigen Klassenzimmer kam die Erinnerung an eine längst vergessene griechische Zeile, und ich mußte an das weinrote Meer, an Achilles und seine Ferse und an den schlauen Odysseus denken.
      Ich hörte sie nicht eintreten, aber als über dem Meer ein Blitz niederzuckte, sah ich sie dicht neben der Fenstertür stehen. Ich verhielt mich völlig still. Beim nächsten Blitz war sie schon näher gekommen; ihr Kleid zog sie auf dem Fußboden hinter sich her, ihr reifer Körper schimmerte hell und geheimnisvoll, das dunkle Haar berührte die vollen Brüste.
      Und dann wurde es wieder dunkel. Ich fühlte ihre Hände, ihren Mund, ihre Haut. Mit einer einzigen wilden Hand bewegung packte ich sie beim Haar und riß grausam ihren Kopf zurück.
      »Was hat er dir aufgetragen?« fragte ich. »Du sollst alles tun, was ich will? Nur mich zufriedenstellen?«
      Ihr Körper krümmte sich vor Schmerz, aber sie wehrte sich nicht. Als das Licht wieder aufflackerte, sah ich ihre Augen auf mich gerichtet. Es war keine Furcht in ihnen.
      Meine Finger ließen ihr Haar los. Sie sackte in sich zusammen. Ich strich ihr zärtlich über die Wange, und dann spürte ich ihre Lippen in meiner Handfläche. Soweit war es also gekommen? Stacey, der Satyr – leg ihm was ins Bett, damit er glücklich ist. Alles andere ist leicht. Genau wie mein englisches Frühstück – Burke dachte wirklich an alles. Nur das Klavier fehlte, aber vermutlich hatte er sich ehrliche Mühe gegeben, eines aufzutreiben.
      Ich trat an die Fenstertür und sah hinaus in die zuckende Nacht. Plötzlich kam mir die ganze Sache furchtbar komisch vor, ein richtiges Kinderspiel, dessen Motiv so klar auf der Hand lag, daß es schon lächerlich wirkte.
      Burke wollte mich haben, weil er mich brauchte. Dafür bekam ich fünfundzwanzigtausend Dollar, und alle meine materiellen Wünsche wurden erfüllt. Welcher wohlerzogene Satyr hatte da noch Grund zur Klage?
      Ich nickte bedächtig. Richtig, nur so weiter. Ich würde wie immer sein Spiel mitmachen, nur wollte ich diesmal ein

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