Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Handbewegung zum Schweigen. »Natürlich habe ich's bei der Mafia versucht. Die hat hier immer noch überall die Hand im Spiel. Glauben Sie ja nicht den Quatsch, daß Rom sie zerschlagen habe. Das ist nur etwas für den Fremdenverkehr. Man will die Gäste nicht verscheuchen.«
      »Haben Sie etwas erreicht?«
      Er schüttelte den Kopf. »Anscheinend steht Serafino Lentini mit der Mafia nicht gut. Ich bekam den Eindruck, daß die Mafiosi ihn auch gern in die Finger bekommen möchten.«
      »Staceys Großvater hat etwas mit der Mafia zu tun«, sagte Burke. »Stimmt das nicht, Stacey? Er will ihn heute Abend besuchen.«
      Hoffer runzelte die Stirn. »Den Großvater?«
      »Vito Barbaccia«, sagte ich, wahrscheinlich mehr aus Angabe.
      Rosa Solazzo holte scharf Luft und ließ ihr Glas fallen. Hoffer starrte mich ungläubig an. »Sie sind Vito Barbaccias Enkel?«
      »Ich nehme an, Sie haben schon von ihm gehört?«
      »Von ihm gehört? Wer kennt ihn nicht! Und Sie besuchen ihn heute Abend?«
      Ich nickte.
      Er schüttelte den Kopf. »Das muß ich erst verdauen.«
      »Sie kennen ihn?« fragte Burke.
      Hoffer lächelte. »Ich bin ihm zweimal begegnet – auf Parties, aber wir haben nie miteinander gesprochen. An ihn kommen nämlich nur königliche Hoheiten heran.«
      Burke sah mich düster und nachdenklich an. Mir wurde klar, daß alles, was ich ihm auf dem Friedhof gesagt hatte, nicht richtig eingesickert war. Jedenfalls nicht die Tatsache, was für ein wichtiger Mann mein Großvater war.
      Ich trank mein Glas leer und stand auf. »Ich glaube, ich gehe vor dem Essen noch ein bißchen im Garten spazieren.«
      »Warum nicht?« Hoffer nickte Rosa zu. »Zeig ihm mal die Sehenswürdigkeiten, mein Engel. Hinter dem Haus haben wir einen Fischteich, der wirklich sehenswert ist, Mr. Wyatt.«
      Nun nannte er mich wieder Mister. Seltsam, wie Barbaccia auf die Leute wirkte. Und Rosa? Rosa war sehr blaß geworden, und als ich sie anlächelte, senkte sie den Blick. In ihren dunklen Augen stand Angst geschrieben.
      Barbaccia – Mafioso. Vermutlich bedeutete für sie beides dasselbe. Als ich ihren Arm nahm, zitterte sie.

    Hoffer schien einen erstklassigen sizilianischen Küchenchef zu haben. Erst gab es ›Narbe di San Paolo‹, eine Art Ravioli, die mit Zucker und Ricotta-Käse gefüllt und dann abgebacken werden, und anschließend ›Cannolo‹ – wahrscheinlich der berühmteste sizilianische Nachtisch; er bestand aus einem Teigrohr und war mit Sahne gefüllt. Die anderen tranken Marsala, aber der ist mir zu süß; ich entschied mich für eine Flasche Zibibbo von der Insel Pantellaria, einen Wein, der mit Anis gewürzt wird. Er gehört zu den Dingen, die man entweder auf Anhieb mag oder nicht.
      Wir speisten auf der Terrasse. Selbst Pete und Legrande zeigten sich von ihrer besten Seite. Später, als der Wein seine Wirkung tat, wurde die Gesellschaft etwas lebhafter. Petes Aufmerksamkeit galt ausschließlich Rosa, auch wenn er sich sehr zurückhielt. Sogar Legrande taute genügend auf, um ein- oder zweimal zu lächeln.
      Der Kaffee war ein Mokka aus dem Jemen – vermutlich der beste der Welt. Ich nahm meine Tasse mit an den Rand der Terrasse. Das Lachen war jetzt lauter geworden, und niemandem schien mein Weggehen aufzufallen.
      Ich ging hinauf in mein Zimmer, holte meinen Revolver in seinem Federhalfter aus der Schublade und befestigte ihn an meinem Gürtel. Ich zog ihn ein paarmal, um sicher zu sein, daß auch alles klappte. Dann kam Burke herein. Er schloß die Tür und lehnte sich dagegen.
      »Rechnest du mit Ärger?«
      »Ich bin nicht sicher.«
      Ich schob den Smith & Wessen wieder an seinen Platz, knöpfte das Jackett zu und schob mir dann ein Dutzend Patronen in die linke Tasche und Marcos Walther in die rechte.
      »Ich möchte gern mitkommen«, sagte er. »Das wäre vielleicht ganz nützlich.«
      Ich sah ihm direkt in die Augen. Er hielt meinem Blick stand, er wirkte ehrlich und ernst. Ich nickte. »Wenn du willst.«
      Er lächelte fast erleichtert. In letzter Zeit lächelte er überhaupt viel. Dann klopfte er mir auf die Schulter. »Wieder die alte Firma, wie, Stacey?«
      Aber so wie früher konnte es nie wieder werden, das stand felsenfest. Als wir die Treppe hinuntergingen, war mir bei dem Gedanken, ihn hinter mir zu wissen, gar nicht wohl.

    7

    Der Monte Pellegrino erhebt sich etwa fünf Kilometer nördlich von Palermo am Westende des ›Conco

Weitere Kostenlose Bücher