Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
ein?«
      Ich starrte hinaus in die Ferne, wo weit draußen ein Schiff vorüberzog, strahlend hell erleuchtet, eine in sich geschlossene Welt. Ich dachte an die Schule in London, an Wyatt Landing, an Harvard, und mußte plötzlich lachen.
      »Ich brauche nur in irgendeinem Dorf auf Sizilien den Namen meines Großvaters auszusprechen und zu erklären, daß ich sein Enkel bin, und schon würden Männer kommen und mir die Hand küssen. Du lebst hier in einer anderen Welt, Sean. Versuch das endlich zu begreifen.«
      Aber wahrscheinlich glaubte er mir nicht – damals noch nicht. Alles kam ihm so unwahrscheinlich vor.
      Erst später sollte er sich davon überzeugen. Die Villa Barbaccia wies keinerlei Ähnlichkeiten mit Hoffers Haus auf. Zunächst einmal waren ihre Mauern mindestens zweitausend Jahre älter, denn wie die meisten Landhäuser hier, stand auch diese Villa auf römischen Grundmauern. Die Mauern waren etwa fünf Meter hoch, und die Villa selbst stammte noch aus maurischer Zeit. Sie bildete den Mittelpunkt eines riesigen halbtropischen Gartens.
      Ciccio bremste und hupte. Der Torwächter trug keine Waffen, aber er brauchte auch keine. Aus dem Wärterhaus hinter ihm tauchte ein Mann auf, der mühsam zwei mächtige Bulldoggen festhielt, wie sie seit normannischen Zeiten auf der Insel gezüchtet wurden. Aus dem Gebüsch trat ein anderer Mann mit einer Maschinenpistole.
      Der Torwächter trug eine ordentliche Khakiuniform und glich mit seinem Schnurrbart und der randlosen Brille mehr einem Versicherungsangestellten. Es kam zu einer ungemüt lichen Pause, als er und seine Freunde uns anstarrten. Nicht einmal die Hunde bellten, und das war noch unheimlicher.
      Ich öffnete die Wagentür, stieg aus und trat näher. »Ich werde erwartet«, sagte ich. »Sie wissen sicher Bescheid.«
      »Ein Mann, Signor, nicht drei. Und durch dieses Tor fährt kein Wagen außer dem des Capo. Das ist so Vorschrift.«
      Ich zog vorsichtig die Walther aus der Tasche und hörte ein hohles Klicken, als der andere Herr die Maschinenpistole entsicherte. Dann reichte ich die Walther mit dem Griff voran durch das Gitter.
      »Hier meine Visitenkarte. Geben Sie das Marco – Marco Gagini. Er wird Ihnen schon sagen, wer ich bin.«
      Er zuckte die Achseln. »Gut, Sie können reinkommen, aber die anderen bleiben mit dem Wagen draußen.«
      Marco kam fast im Laufschritt um die Biegung des Fahr wegs und blieb stehen. Er sah an mir vorbei auf den Mercedes, dann auf Burke und Ciccio. Er nickte. »Macht das Tor auf und laßt sie ein.«
      Der Torwächter wollte protestieren. »Du kennst doch die Vorschrift: Es dürfen nur eigene Fahrzeuge rein.«
      Marco packte ihn bei den Rockaufschlägen und schüttelte ihn. »Du Narr, wer bringt schon seinen eigenen Großvater um?
    Aus dem Weg!«
      Er riß dem Torwächter die Walther aus der Hand, ließ sie in seine Tasche gleiten und schob ihn auf das Wachhaus zu. Die Torflügel wurden anscheinend elektrisch gesteuert. Sie schwangen mit leisem Rauschen zurück. Dann gesellte sich Marco zu uns.
      »Ich fahre mit euch zum Haus hinauf.«
      Er stieg hinten bei Burke ein, dann fuhr Ciccio im Schrittempo weiter.
      »Hier scheint sich manches geändert zu haben«, sagte ich zu Marco. »Es ist leichter, ins Fort Knox hineinzukommen.«
      »An der Oberkante der Mauern verläuft eine elektronische Warnanlage«, erklärte er ernsthaft. »Auf diese Weise kann nie mand hereinkommen. Und wie du gerade gehört hast, dürfen normalerweise außer unseren eigenen Fahrzeugen auch keine Wagen durch. Vor ein paar Jahren, als der Capo eine Party gab, haben wir in einem Auto eine Bombe entdeckt. Wenn sie hochgegangen wäre, hätte sie die ganze Villa mitgenommen.«
      »Hübsch, so zu leben.«
      Vielleicht entging ihm die Ironie in meiner Stimme, oder er wollte sie nicht hören. »In den letzten paar Jahren sind auf das Leben des Capo acht Anschläge verübt worden. Wir müssen also sehr vorsichtig sein. Wer ist dieser Mann, den du mitgebracht hast?« fügte er in genau dem gleichen Ton hinzu.
      »Ein Freund von mir – Oberst Burke. Er dachte, ich könnte vielleicht Hilfe brauchen.«
      »Ich spüre die Waffe in seiner Tasche. Sehr ungemütlich. Sag ihm, daß er sie nicht braucht.«
      »So viel Italienisch verstehe ich selbst«, sagte Burke und schob seinen Browning in die andere Tasche.
      Der Mercedes hielt am Fuß einer breiten Freitreppe, die zu einem mächtigen,

Weitere Kostenlose Bücher